BAND: Kirsche & co
ALBUM:

LABEL: www.kirsche-co.de
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Zuletzt aktualisiert am: 05. August 2010
Schon länger lag das neue Album von der Gothaer Band KIRSCHE & CO auf meinem chaotischen Schreibtisch. Immer wieder verschwand es unter diversem anderen Kram. Einmal konnte ich es sogar vor dem Ertrinken in einer Bierlache retten. Ihr Vorgängerwerk „Schluss mit lustig“ irrte noch fleißig durch meinen Kopf, drehte sich zwischen dem neuen Alben von STEVE WINWOOD und der DEREK TRUCKS BAND gar lustig durch den CD-Wechsler. Doch es musste sein: Irgendwann krachte es und Andreas Kirchner sang gleich von einem „Messer in der Tasche“, 15 Mal nahm „Heimatlos“ Besitz von Player, Boxen und Kopf. Das Quartett macht das, was es am besten kann: Die Instrumente werden nicht geschont, die Stimmengewalt voll ausgenutzt und nur Texte mit Sinn präsentiert. Es geht immer wieder um die Verlierer und Ausgegrenzten, die in der Gesellschaft keine Chance mehr haben und trotzdem vernünftig leben wollen. Wenn dann noch ein „Klugscheißer“ kommt, der alles besser weiß, setzt ihm Kirsche dem gleichnamigen Lied ein tosendes Denkmal, das keiner mehr einreißen kann. Der Sound hierzu ist rockig, geradeaus und ganz ohne Mätzchen aufgenommen. Immer wieder wird man an Rio Reiser erinnert, als dieser noch mit der Anarchotruppe TON STEINE SCHERBEN den Kapitalismus umhauen wollte. Erst recht kommt dieser Vergleich auf, wenn bei KIRSCHE & CO „Wer sich nicht wehrt“ erklingt. In ihm gibt die Band aus Thüringen die Richtung vor und will alle Schüchternen und Mutlosen zum Handeln zwingen. Kirsche, der in Seebergen mit Frau und Hund lebt, musste sich bei diesem Album für einen brachialen Sound entscheiden, denn Ralf „Zappa“ Iben, der bisher fleißig Orgeln und Klavier bediente, ist nicht mehr dabei. Also krachen die Gitarrensaiten von Klaus Müller von Baczko vorbildlich, heult Mario Zinks Bass und präsentiert Olaf „Otto“ Köhler hinter seinem Schlagzeug einen Hammersound, der durch das ganze Album fegt. Und immer grinst die treibende Kraft Stimme aus diesem druckvollen und lebendigen Spiel. Selten kommt es zu einem abrupten Bruch, ruhige Momente sind diesmal selten. Dafür wird Andreas Kirchner sogar etwas spaßig, wenn er von „Gisela“ singt, die sich nicht mehr in seiner Nähe aufhalten kann. Auch „Jon Wayne von Gestern“ und „Sein s`e still“ sollte man intensiv hören und dabei die Ironie bemerken. Und vor allem mit dem in Überdruckgeschwindigkeit gespielten „Zuviel für mich“ singt er sich in die Herzen geschädigter Radiohörer. Denn die ganze Wurstsuppe, die auf sämtlichen Radiokanälen läuft, ist einfach zuviel für alle. Insgesamt erlebt man auf „Heimatlos“ KIRSCHE & CO in Hochform. Das ist mehr als nur ein Stück Thüringen.
ThoBe
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