BAND: JP, CHRISSIE & THE FAIRGROUND BOYS
ALBUM:

LABEL: earMusic / Edel – VÖ: 15.10.2010
*
Zuletzt aktualisiert am: 15. Oktober 2010
Eine leicht eingestaubte, lauschig beleuchtete Bar mitten im Nichts. Ein, zwei Drinks und den besten Freund von früher auf dem Hocker nebenan. Aus der Jukebox tönt eine folkige Rockballade nach der anderen. Das Ganze hat einen gewissen Country-Touch, wirkt aber nicht allzu kitschig und aufgesetzt wie typische Songs des Genres. Missglückte Liebe, Rummelplätze und Alkoholgenuss werden thematisiert. Apropos: Noch´n dritten Drink, bitte! Ja, so ungefähr fühlt sich diese LP an. Recht rau, etwas verspielt und verzweifelt. Aber das sind noch nicht alle Ebenen, die die insgesamt zwölf Titel zu bieten haben. Inhaltlich und musikalisch wird man auf eine vielseitige Reise mitgenommen, die mit „Perfect Lover“ beginnt. Das Frage-Antwort Spiel zwischen CHRISSIE und JP gipfelt im gefühlvollen Refrain und lässt zum Teil die eine oder andere Fantasie zu. Die selbstbewusste, tiefe weibliche Stimme ist vorerst gewöhnungsbedürftig und anhand dieses Songs sollte man noch kein Urteil fällen. Etwas positiver stampft „If You Let Me“ voran, bei dem JP´s Vocals zunächst im Vordergrund stehen. Diesmal klingt seine Strophe etwas seltsam, fast angestrengt. Der Chorus dagegen ertönt wesentlich runder und prescht gleich mehrmals durch die Prärie. Die Zweifel an den Stimmen erübrigen sich jedoch spätestens ab „Australia“, einer wunderbar umgesetzten Hommage an den roten Kontinent. Zwar etwas poppiger, aber dennoch sehr stilvoll treibt das Piano den Song voran. Cool. Aber hey, komisch!? Die ersten sechs Songs fangen mit einem Trommelwirbel an. Egal. Bei „Leave Me If You Must“ wird der Tiefpunkt der Traurigkeit erreicht. Durch die tiefe Stimme von JP kann man mit dem verkaterten Cowboy mitfühlen, dessen Beziehung vor dem Aus steht. Auch eine flottere Nummer kommt schließlich mit „Your Fairground“ über die Theke gerutscht. Die Strophe klingt sehr beschwingt und macht einfach Spaß. Sehr interessante Persönlichkeiten und gute Songwriter sind JP und CHRISSIE allemal. Hut ab. Aber irgendwie kommt buchstäblich die „Fidelity!“ (vor allem im gleichnamigen Titel) nicht hundertprozentig rüber. Die potenzielle Energie, die diese Songs besitzen, und die Lebenserfahrung, aus der sie sprechen, können sich nicht vollends entfalten. Dadurch wird die Wirkung dieses umfangreichen und interessanten Albums leider etwas geschmälert. Auch ohne die Band live gesehen zu haben, muss man keinen Doktortitel haben, um zu wissen, dass sich diese Tickets wirklich lohnen würden. Die Barriere der Bannung der Songs auf CD existiert on Stage nicht. Und von eben dieser Direktheit lebt diese Band.
pd
 Zurück