BAND: BONA HEAD
ALBUM:

LABEL: Eigenveröffentlichung - VÖ: 14.02.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 07. September 2011
Ich habe das Album, wie alle anderen auch, beim ersten Mal unvoreingenommen angehört, ohne die Presseinfo zu lesen. Ein okay-Album mit leichten Schwächen, dachte ich mir. Kann man sich geben. Als ich entdeckte, dass die Band eigentlich keine ist, und der Longplayer das Werk eines Einzelkämpfers darstellt, war ich recht überrascht. Es wundert dennoch nicht recht, dass der gute Herr Bonazzoli, seines Zeichens Sänger, Pianist und Gitarrist noch keinen Vertrag bei einem Label unterschreiben durfte. Warum das so ist, muss ich jetzt offensichtlich noch erklären. Nun gut. Der erste Eindruck des Designs der CD ist (auch wenn man nicht nach Äußerlichkeiten urteilen soll) etwas out-of-date, erinnert an manche 90er-Scheibe. Aber auch das, was sich dahinter verbirgt, hat einen leicht nostalgisch-romantischen Touch der guten alten Zeit. Vor allem die programmierten Drumsounds verstärken den Eindruck - man achte auf die Reverse-Crashs an den Übergängen. Dieser kleine Hauch Kitsch überzieht alle Songs des Albums, das in drei Parts zu je drei Titeln gegliedert ist. Die genaue Ideologie hinter „Door 1", „Door 2" und „Door 3", denen erneut je drei Farben zugewiesen sind, erschließt sich jedoch nicht wirklich. Davon mal abgesehen ist der Opener „Fog" ein relativ seichter Einstieg, bei dem bereits erste Schwächen deutlich werden: Der Gesang wirkt nicht vollends ausgereift, da hätte man zur Not auch... ähem... digital etwas nachbügeln können. Auto-Tune ist gar nicht gemeint, er trifft die Töne gut. Nur klingen die Vocals manchmal etwas dünn, eine Dopplung hätte mehr Kraft verliehen. Zudem plätschert die Strophe relativ unbedeutsam daher. Sobald sich der Chorus erhebt, macht es dann doch ziemlich Spaß, allzu komplex sind die Arrangements an dieser Stelle noch nicht. Auch die Bassline schmalzt etwas umher. Derartige Schwächen setzen sich fort, obwohl die Songs allesamt gut strukturiert sind und einen entspannenden Charakter haben. Die zweite Tür offenbart eine leicht andere Stimmung, etwas knackiger geht der Beat zu Werke, spätestens im Refrain stellen sich dann doch wieder die langgezogenen Synthie-Pads ein und überschwemmen die Gehörgänge. Es fällt mir schwer, diese etwas übertrieben pathetische Klangweise ernst zu nehmen, zu sehr fühle ich mich zurückversetzt, als so was noch "In" war. So gemein es klingt: Es schleicht sich der Eindruck ein, BONA HEAD sei ein GIGI D´AGOSTINO für Arme. Jener hatte mit seinem Album „L‘Amour Toujours" damals großen Erfolg, welches jedoch wesentlich tanzbarer war als das vorliegende, was den Kitschfaktor seiner Songs etwas minderte. Die Songs auf „Colors Doors Planet" ähneln sich leider noch zu sehr, hinterlassen selten bleibenden Eindruck, das musikalische Niveau der eingesetzten Instrumente reißt einen nicht vom Hocker. Ein Lichtblick des Albums ist „M. Pity", welcher den dritten Teil eröffnet und wirklich Spaß macht, weil er aus der Reserve kommt und etwas Power spüren lässt. Der Sound ist hier nicht so zögerlich wie auf den bisherigen Stücken, er zeigt Charakter. Nach zwei weiteren guten Nummern ist das Album dann aber auch schon rum. Trotz der aufgeführten Schwächen halte ich BONA HEAD für ein Projekt mit viel Potenzial, das sich gegebenenfalls unter Zuhilfenahme zwei weiterer Musiker enorm steigern könnte. Der Mann muss sich einfach ein bisschen mehr zutrauen. Manchmal ist die Sicht des Einzelnen, so sehr er sich auch wünscht, dass es sein eigenes Projekt bleibt, zu eingeschränkt. Mit einem Vertrag in der Tasche würde natürlich auch mehr Cash herausspringen, um sich länger im Studio auslassen zu können. Ich bin jedenfalls gespannt, was da noch kommt und empfehle, mindestens online einmal in „Colours Doors Planet" rein zuhören - kann ja sein, ich hör nicht richtig.
pd
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