BAND: MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER
ALBUM:

LABEL: Audioakt / Rough Trade - VÖ: 23.09.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 05. Dezember 2011
Nicht nur in der deutschen Pop-Linken erfreut sich elektronische Musik mit Sprechgesang im Befehlston immer mehr Beliebtheit. Auch im ganz normalen Club auf dem Kiez kann man „Electro-Pop“ und „Electro-Punk“ hören und sich von einer ganzen Subkultur mit selbstgefälligen Agitprop-Versen anschreien lassen. ‚Blöd mit Anspruch‘ mögen manche das nennen, aber neu ist das nicht. Jede politische Kultur hat irgendwo ihre hedonistischen Ableger, die jede Kritik durch die Pop-Mühle jagen. Pop ist Profit durch Genuss, also fühlt man sich auf dem Dancefloor auf einmal ‚irgendwie links‘ und ‚alternativ‘ und „verdammt geil‘. Ob EGOTRONIC, DEICHKIND oder FRITTENBUDE – man kann ihren Texten immer wieder etwas abgewinnen. Was aber bleibt vom Pop-Linksradikalismus? Häufig statt emanzipatorischer Werte bloß platt antideutsche und konsumkritische Parolen mit viel Bass. Etwas anders verhält sich das mit der MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER. Mit ihrem neuen Album „Die Elite der Nächstenliebe“ hat das Duo einmal mehr bewiesen, dass ‚mit Anspruch‘ nicht nur blöd, sondern auch gut gehen kann. Mit euphorischem Sarkasmus begegnet uns auf dieser Scheibe eine Collage aus politischen Werbeslogans, die es in sich haben. Die Gruppe hat ihren eigenen Stil und bleibt diesem von vorn bis hinten treu. Mit teils recht minimalistischer elektronischer Musik, die dezent aber auch laut sein kann und manchmal wie eine liebevolle Hommage an alte KRAFTWERK-Songs erinnert, bleiben Formulierungen wie ‚Der Zeitgeist der Beliebigkeit‘ hängen. Der Humor von Florian Zwietnig und Gerald Mandl, der stellenweise an Peotry Slam erinnert, hat dabei glücklicherweise immer auch einen künstlerischen und politischen Anspruch. Hier und da mag das Album seine Schwächen haben, teils in der Musik, teils auch im Text. Am Ende hält sich jedoch der Eindruck von einem Gesamtkunstwerk, das mehr Pop-Art als Pop, mehr Collage als Tanzmusik ist. Dabei besticht vor allem der Song, der dem Album seinen Namen gibt – darin heißt es bei schmissiger, für sich stehender Musik: ‚Wir sind die Elite der Nächstenliebe‘. Und das ist nicht mal so eben dahingesagt, das regt auch nicht nur irgendwie zum Nachdenken an. Das ist eine deutliche Position.
Jan E.
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