BAND: PHLEGMATIX
ALBUM:

LABEL: Tief in Marcellos Schuld Records / Eigenvertrieb - VÖ: 10 / 2011
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Zuletzt aktualisiert am: 30. Januar 2012
Eine Combo aus der Marzipanstadt Lübeck. Eine traute Familie schaut auf den Schnee, den das Fernsehbild zum Sendeschluss bringt. Sendeschluss? Ja, das gab es mal. Im letzten Jahrtausend, genauso wie Fernseher mit Holzchassis. Die Familie sitzt friedlich zusammen in einer grauen Bude, in der außer der Glotze nichts mehr zu sein scheint. Eine kleine Anspielung auf das so genannte Prekariat, dessen einziger Luxus vielleicht wirklich nur eine Flimmerkiste ist. Aber so lange sie läuft, bleibt man schön zu Hause und lässt sich einlullen und beeinflussen. Aber ich will nicht abschweifen, sondern auf den Punkt kommen. Was die vier Jungs ab der ersten Sekunde abliefern, ist ein Punkrockbrett vom feinsten internationalen Kaliber. Da fallen mir sofort Bands ein wie BONECRUSHER, BORN TO LOOSE oder auch THE EXPLOITED. Abwechslungsreicher Streetpunk mit viel Melodie und Geschwindigkeit wird hier zwölf Mal geboten - auf die Fresse Punk, wie er besser kaum sein kann. Die Aufnahme ist perfekt auf den Sound abgestimmt, so dass hier nicht nur stark auf eine differenzierte Ausarbeitung der Hörbarkeit der Instrumente geachtet wurde, sondern auch genau der richtige Pegel für den Druck, den die Band erzeugt, gefunden wurde. Nichts ist überproduziert. Nichts ist zu dominant. Hier passt alles 1A. Das macht die Scheibe zu einem Fest. Am liebsten möchte man sich sofort bewegen, pogen und diesem Staat den Stinkefinger nicht nur zeigen, sondern diesen irgendwo so tief reinrammen, dass es weh tut. Schmerzen bereiten sollen auch die Texte. Sie sind meist nicht so plakativ, wie man es erwartet. Dafür sind sie aus dem Leben gegriffen. Ob es nun das bestens dargestellte „Drink Some More“ ist oder das kurze und knappe „Community“, was subtile Kritik aber auch Hoffnung in die Szene setzt. Der Text zu „Fight Back“ handelt vom alternativen Leben - egal ob im besetzten Haus oder im Bauwagen oder sonstwie. Es ist so einfach gehalten und gleichzeitig so eindringlich, dass man sich tatsächlich fragen muss in welchem Land, in welcher Welt wir leben. Mit dem Song „Promises“, den ihr auch auf dem neuen WAHRSCHAUER-Sampler hören werdet, hat die Band einen kämpferischen, wenn auch vielleicht etwas naiven und plakativen Text zur Weltpolizei USA geschrieben, der aber trotzdem viel Wahrheit enthält. PHLEGMATIX haben mit „We Won´t Follow“ zweifelsohne ein Album veröffentlicht, das mehr als nur Staub aufwirbeln wird. Es wird einen Sturm verursachen! TIPP: Zu dem Samplertrack gibt es auch eine Interviewstory in unserer neuen Ausgabe!
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