Menschen, die auf gefühlvoll-melancholischen Country-Folk ohne Überraschungen stehen, werden TIFT MERRITT lieben. „Travelling Alone“ ist bereits das fünfte Album der Amerikanerin, die ob ihrer durchweg unaufgeregten, im Schritttempobereich angesiedelten Songs von Experten wie Emmylou Harris oder Nick Hornby gleichermaßen geliebt wird. Letzterer verewigte eines ihrer Lieder im mediokren „31 Songs“. Als Musikrichtung ist Country-Folk prädestiniert dafür, in die Kitschrichtung abzudriften - eine Gefahr, die „Travelling Alone“ souverän umschifft. Dabei hätte TIFT MERRITT genau die richtige Stimme, um sie mit Geigen, Keyboards, Chören und Glockenspiel in Watte zu packen: voll und doch zart, sanft, schmeichelnd. Und niemandem, gar niemandem wird sie jemals wehtun können. Doch dankenswerterweise produziert Tucker Martine staubtrocken, und die ausgesucht guten Musiker (u.a. von CALEXICO und TOM WAITS) sorgen für die nötige Geschmackssicherheit - aber eben nicht für Abwechslung. Man ist dankbar, wenn in „Still Not Home“ oder dem cleveren „Spring“ das Tempo mal ein bisschen angezogen wird. Ansonsten Musik für den Schaukelstuhl (im günstigsten Fall irgendwo auf der Veranda mit Blick auf die Sumpflandschaft platziert).

JAY