HENNI NACHTSHEIM
Den Schal enger schnallen und in die Ohren spucken: Die Eintracht-Kolumnen von Henni Nachtsheim

Societäts Verlag - VÖ 02/2009
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Zuletzt aktualisiert am: 18. September 2010
Wer genaues über die allgemeine Fußballwelt erfahren will, der sollte unter keinen Umständen die Sport-Bild lesen. Hier steht Woche für Woche der neueste Scheiß über Bayern München, Hoeness und Beckenbauer drin. Sogar die hässlichsten Spieler kommen auf das Titelblatt. Da sowieso nur die Bayern die Bayern lieben, erfährt der Rest der Republik nichts über seinen ganz speziellen Lieblingsklub. Die Fußballfans von Eintracht Frankfurt sind nun einen Schritt weiter, denn seit kurzem gibt es ein Kolumnenbuch vom Urfrankfurter Henni Nachtsheim. Nicht immer war Nachtsheim Fan von Eintracht Frankfurt, aber er wurde es sehr schnell und mittlerweile nachhaltig. Seine erste Liebe galt den Frohnaturen vom 1.FC Köln. Hier wollte er zum ersten Mal ein Spiel besuchen und zwar das gegen die Eintracht aus dem Hessenland, die noch mit Grabowski, Hölzenbein und Lothar Schämer spielten. Als Köln-Fan ist er ins Stadion gegangen und als Eintracht-Fan hat er dieses wieder verlassen. Diese Liebe blieb im Land des Handkäs` nicht lange verborgen. Bald fragten ihn ebensolche Eintracht-Fans, ob er nicht für eine eher kleine Zeitung über seine Lieblingsmannschaft schreiben möchte. Nun sitzt im Presse-Block 7 N, Reihe 14, Platz 1 der Mann, der auch die hessische Nationalhymne schrieb, die immer noch fleißig aus den Boxen dröhnt und dem Gegner manchmal Angst macht: „Erbarme, die Hesse komme“. Die ersten Kolumnen gibt es endlich gebündelt als Buch. Allerdings sollte man diese nur für eine Rückschau nehmen, da sie die Spielzeit 2006/2007 beschreiben. Noch einmal lebt eine Zeit auf, in der noch kein Streit zwischen Präsident und Trainer tobte, dieser einfach nur den Namen Albert trug. Friedhelm Funkel, Christoph Preuß und der „Killergrieche“ Kyrgijakos werden erwähnt und es wird an die bekloppten FDP-Politiker erinnert, die in einem offenen Brief den Kopf des Trainers Funkel forderten. Außerdem vergab Henni an den 1.FC Köln den Titel „peinlichster Verein“ mit den Worten: „Ich weiß nicht, was die Herren Overath, Meier und Daum bei ihren Verhandlungen im Krankenhaus bei den Medikamenten geknabbert haben, aber es muss eine Menge gewesen sein“. Das war 2006, als der fürchterliche Daum kam, aber den Titel hat Köln immer noch, nur heißt der Grund jetzt Podolsky. Schließlich erklärt uns der Badesalz-Mann, dass Matthäus ein Drecksack ist, da er durch Fouls Grabowskis und Kargers Karriere beendete, und klärt die Frage: „Ob Spieler mit Abitur ein Spiel besser lesen können“. Sogar die Galeere für Bundesliga-Arschgeigen taucht am schwarz-rotem Horizont auf: „Ein Schiff, auf dem alle strafrudern müssen, die uns unsere Lieblingssportart immer wieder mal so richtig vermiesen. Ein Großteil der Plätze ist von Spielern besetzt, ganz vorne u.a. Jan Schlaudraff, dicht dahinter einer im Eintracht-Trikot, sowie überraschend viele Bayern-Spieler.“ Das Wort „überraschend“ hätte der Fußballkenner in Anführungsstriche setzen sollen. Dieses Buch dürfen nicht nur Eintracht Frankfurt Fans lesen, da es allen Fans kleinerer Mannschaften Mut macht und auf ordentliche Weise zwei unvereinbar scheinende Dinge zusammenbringt: Fußball und Humor.
ThoBe
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