GERHARD POLT
Öha! Kleine Wiesn- und Heimatkunde

Kein & Aber Zürich – 01.08.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 19. November 2011
Sprachverwirrung bei den Demokraten Zeit plus Zeit ist mehr Zeit. Brot plus Zeit ist Brotzeit. Zeit mal Zeit ist Mahlzeit. Solch Gedichtlein kann nur einem waschechten Bayern einfallen, der tief in der Seele seiner Zeit(!)-genossen herumfuhrwerkt und das Schwarze und Unappetitliche zu Tage fördert. Einer davon ist der große Gerhard Polt, der nach dem sehr gelungenem „Drecksbagage“-Band mit einer Art kleiner „Hitansammlung“ alle Menschen mit Hirn erfreuen will: „Öha!“ Schon als kleiner Bub und davor (geb. 1942) hatte der Schriftsteller und Kabarettist verstärkt mit den Ureinwohnern seiner Heimat zu tun, da er im Wallfahrtsort Altötting aufwuchs. Den zweiten Weltkrieg, den die Bayern mit verantworteten, brauchte er nur 3 Jahre zu erleben. Nach schulischen Wirrungen und Irrungen und des Studiums der Skandinavistik in Göteborg, stieg Polt in das bayrische Kabarettgeschehen ein und brillierte vor allem auf nationalen Bühnen: Unvergessen ist die ARD-Serie „Fast wia im richtigen Leben“, die es seit einiger Zeit komplett auf 5 DVDs gibt. In „Öha!“ stehen deftige bis hinterfotzige Brandreden, Unterstellungen, Gedanken tiefschwarzer CSU-Wähler und Geschichten, die das Leben und das Oktoberfest schrieben. Polts Figuren dringen tief in die Geschichte Bayerns ein, fördern dabei manch Sprachverwirrung ans Tageslicht und hinterlassen ein heilloses Durcheinander in der Welt der rechten Demokraten. Als man noch über Stoiber lachen konnte, war die Welt voll in Ordnung. Jetzt muss der Einheimische gegen die neuen Nachbarn vorgehen, da diese eine Weißwurst grillen (sic !!!) und die Kinder frei herum laufen lassen: ‚So geht das fei net‘. Ganz besonders gelungen ist in diesem leider viel zu schmalen Buch die Rede eines alten Gebirgsschützen, der vor versammelter Mannschaft, vor Landrat, Bürgermeister und Pfarrer den Gefallenen von 1705 die letzte Ehre erweist, die heldenmütig die österreichischen Panduren aus dem Land werfen wollten, aber durch Verrat und ‚Weibertsgeschichten“ eine Niederlage hinnehmen mussten. Nach nur wenigen Worten wird gleich der heutige Feind ausgemacht, nämlich ‚ist es der innere Feind“, der die Würmer im faulen Fleisch zeigt, so dass die eigenen Landwirte kein Fleisch mehr verkaufen können. ‚Immer mehr so Einzelgänger, Individuen und Singles, manche haben die Frechheit, sich als Künstler zu bezeichnen, wollen unser Land verschandeln, ja sie schrecken nicht zurück, selbst unseren Glauben zu verhunzen‘ (starker Applaus). Solche, von Polt fein aufgesetzte Sätze, sind wahr und werden bestimmt in nächster Zeit in einem bayrischen Gasthof der tobenden und Humpen stemmenden Meute entgegen geschleudert. Danach gibt es ‚einen Schweinsbraten und einige Bier“, damit die Opfer von 1705 nicht umsonst waren. Herrlich verrückt geht es schnell dem Ende entgegen: Ein CSU-Sammler, der drei Originalbarthaare von Alois Hundhammer verehrt, sich über den Knochen von der Lieblingsschweinshaxe vom Franz Josef Strauß freut und die Originalhaut der Weißwurst, die Angelika Merkel einstmals zuzelte, einbehielt, hält eine flammende Rede, wie auch der Nachbar vom Böhm, der das Wort Toleranz schon nicht mehr hören kann. Kein Mensch ist nämlich tolerant, ‚selbst im eigenen Familienbereich kann`s doch mal passieren, dass man seiner Alten eine aufstreicht, dass sie einen Purzelbaum schlägt.‘ Neben jeder Menge Ehrabschneidungen tauchen wie zufällig Sprüche auf, die richtige Arschtreter sind und in bayrische Poesiealben gehören: ‚Der Ober sticht den Unter und nicht der Unter den Ober!‘ (aus: Bauerntag im Bierzelt), ‚Der Mensch ist ein Behälter, in ihn geht etwas hinein‘ (aus: Unser Heinz!) und: ‚Unser Problem heute in Bayern, das sind die Menschen‘ (aus: Der Konservator). Polt sollte im Landtag lesen, dann erübrigt sich manche groß angekündigte Rede.
ThoBe
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