MICHAEL SOWA
Stinkheim am Arschberg

Kunstmann Verlag – VÖ: 19.09.2012
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Zuletzt aktualisiert am: 10. Dezember 2012
Bald ist es wieder so weit, da trifft man sich in glitzernden Palästen, giert nach extra feinen Konsumgütern und nennt das auch noch Weihnachten. Die Kinder werden mit großen Geschenken ruhig gestellt, wobei auch ein Buch dabei sein könnte. Aber bitte nicht irgendwelche Geschichten über Wilde Kerle, hoppelnde Hasen oder Winx-Gestalten. Blut sollte nicht fließen und auch nicht japanische Zerrbilder durch die Seiten springen. Ein ganz wunderbares, recht freches Buch für Kinder hat der Cartoonist und Schriftsteller Michael Sowa veröffentlicht. Noch unverdorbene Buben und Mädchen werden ihre Freude haben, an: „Stinkheim am Arschberg“. Bekannt geworden ist der seit 1975 als freier Maler und Zeichner lebende Urberliner so richtig mit schön dicken Menschen, die kaum Ecken und Kanten aufweisen. Von ihm stammen ebenfalls „Der weiße Neger Wumbaba“ und viele lustige bis ironische Tierbilder. Erinnert sei an das um die Ecke wetzende Autobahnschwein, an das Schwein, das in der Suppe schwimmt und an Hunde, die im Kino einem Grammophon lauschen. Neben spaßigen Bildern für den „New Yorker“ und der „Titanic“ schuf Sowa Illustrationen zum „Geheimen Kinder-Spiel-Buch“ von Ringelnatz, das der Aufbau Verlag 2005 neu verlegt hat. Im dünnen Werk „Stinkheim am Arschberg“ besucht man hinter einem Zwillingsberg den tierisch langweiligen Ort Blasheim, der vor langer langer Zeit, als noch Drachen existierten und Könige herrschten, aufregend und unheimlich war. Da hieß die Erhöhung noch Arschberg und Blasheim noch Stinkheim, wo Flammenfürze durch die Gegend flogen und eine Pestilenzwolke ohne gleichen verbreiteten. Und das kam so: Der letzte Drache seiner Art fraß den Stinkheimern regelmäßig die Ernte weg und ließ es beim Verdauen im Arschberg mächtig krachen. So hatten die Bewohner nichts zu essen, sondern auch noch den Gestank dazu. Ein älterer Knappe sollte es endlich richten und den Drachen mit einem Handstreich erlegen. Doch diese Geschichte endet etwas anders als normal, denn der Ersatzritter flüchtete. So verspeisten die Bewohner (Plan B) nun selbst jede Menge Hülsenfrüchte und schlugen den Drachen mit dessen eigenen stinkenden Waffen. Nachdem der König den Drachen mitnahm, die Burgfräuleins den Gestank auch nicht mehr aushielten, der Drache schließlich in den Wald floh, war den ehemaligen Stinkheimern (jetzigen Blasheimern) die Sache doch zu unangenehm. Die Furze wurden aus dem Geschichtsbuch gestrichen und der Knappe als Retter angegeben. Dass das stinkende Feuer eigentlich bei den Drachen hinten raus ging, wird bis heute in allen Geschichten verschwiegen. Sowa hat die Wahrheit aufgeschnappt und in Wort und Bild niedergelegt. Herrlich ist auch, dass die Moral fehlt und nur der Tipp bleibt: Beim Pupsen die Nase zuhalten. Endlich gibt es ein lustiges Märchen mit typischen Sowa-Zeichnungen, nackten Hintern, kotzenden Hasen und pupsenden Drachen.
ThoBe
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