Archiv der Jugendkulturen – VÖ: Januar 2012 |
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Zuletzt aktualisiert am: 27. Januar 2013
Ein Buch zu rezensieren, das ursprünglich als Dissertation geschrieben wurde, ist natürlich nicht ganz einfach und hieße alle Professoren zu kritisieren, die diese Arbeit für gut befunden haben – was sie größtenteils auch ist.
Das Buch liest sich überraschend gut, es ist nicht zu theoretisch überladen, beinhaltet aber genügend Quellenangaben und politische beziehungsweise historische Exkurse, um den Themenkomplex Veganismus-Anarchismus-Postmoderne ideengeschichtlich zu verorten.
Dennoch gibt es einige Punkte, die man etwas kritisch bewerten könnte. In Anbetracht des relativ anspruchsvollen Themas werden die Begriffe nicht genau genug definiert. So wird beispielsweise die Postmoderne lediglich als historischer Abschnitt bezeichnet, in dem allgemeingültige Wahrheiten nicht mehr existieren. Während dies den Tatsachen entspricht, ist es doch eine sehr oberflächliche Definition.
Noch relevanter wird dieser Mangel beim Begriff Anarchismus. Über die Hälfte des Buches hinweg hat man den Eindruck, dass Anarchismus ähnlich wie Postmoderne nur als Auflösung von Machtverhältnissen gesehen wird, und der, ähnlich wie der Veganismus, einfach in den Lebensalltag zu integrieren ist. Irgendwann mischen sich dann „radikalere“ Ideen mit ein und mir wird nicht ganz klar, ob der Autor reformistische oder revolutionäre Veränderungen befürwortet.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der religiöse Bezug, was anarchistische Jugendliche angeht. Als jemand, dessen Jugendzeit nun auch noch nicht so lange her ist und der auch jahrelang vegan gelebt hat, muss ich sagen, dass ich kaum jemand kennen gelernt habe, der seinen Veganismus an eine Weltreligion bindet.
Trotz Allem denke ich, dass das Buch durchaus seine Daseinsberechtigung hat. Von akademischer Seite werden anarchistische Ideen meist nur innerhalb des Themas Dekonstruktion behandelt und anders herum finden Diskussionen um die Postmoderne kaum Platz im anarchistischen Diskurs.
TIPP: Interview mit dem Autor geplant für WAHRSCHAUER #62!
t.r.
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