Verlag Antje Kunstmann – VÖ 4.3.2008 |
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Zuletzt aktualisiert am: 30. März 2008
Mit Musik kennt Beat sich aus. Mit Frauen auch: Immerhin hat er viele Filme gesehen und viele Bücher gelesen. Beat hält sich gerade so über Wasser. Er kellnert im "Heaven", schreibt gelegentlich Musik-Kritiken und beliefert einen Pornoproduzenten mit Ideen. Dabei nimmt Beat wie ein Seismograf die unterschwellige Aggression der Leute um ihn herum wahr, die jederzeit außer Kontrolle geraten können. Wie der Mann, der vor ihm in der Straßenbahn sitzt und plötzlich ausrastet. Wann ist er selbst soweit? Beat muss dringend aufräumen in seinem Leben.
Der Autor, Journalist, Radiomoderator und Johnny Cash-Biograph Franz Dobler hat einen neuen Roman geschrieben. „Aufräumen“ beschreibt 24 Stunden im Leben von Beat Faller, einem 45-jährigen Bücherwurm und Musikfreak, dessen Leben etwas aus der Spur geraten ist. Seine Frau hat ihn wegen eines etablierten Architekten verlassen, sein Sohn kennt ihn kaum, der Job an der Bar in einer schicken Disco nervt ihn zunehmend- dann ist da noch der süffisant-sarkastische Schriftsteller Kossinsky und das Problem mit Beats ehemals bestem Freund, dem Pornoproduzenten Dieter, der ihm an den Kragen will, weil er glaubt Beat habe ihn bei den Bullen verpfiffen. Als Beat eines Morgens in der Straßenbahn mitbekommt, wie ein scheinbar unscheinbarer Mann völlig ausrastet und er kurz darauf die Bekanntschaft von Monika macht, einer Frau, die im Blümchenkleid ihre Singlesammlung von der Straße aufsammelt, ist auch für Beat der Zeitpunkt gekommen, an dem er aufzuräumen beginnt.
„Aufräumen“ hat Tempo, Rhythmus und Sex. Mal wirkt der Roman schnodderig wie Bukowski, dann eisig wie Matthias Altenburg, und dann wieder komisch ironisch wie Arjouni. Der Protagonist Beat gerät immer wieder in Kontakt und Konflikt mit seinen Mitmenschen, mit der Bevölkerung einer beliebigen (deutschen?) Großstadt, und hält uns immer wieder den Spiegel vors Gesicht. Entfremdung, Individualität, Alleinsein - Beat muss seinen Platz in der Gesellschaft finden und seine Ziele definieren. Aufräumen eben. Tolles, fesselndes Buch.
johan kolts
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