FLORIAN VOß
Bitterstoffe

Rotbuch - VÖ 17.8.2009
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Zuletzt aktualisiert am: 18. November 2009
„Bitterstoffe“ ist das Romandebut des 1970 in Lüneburg geborenen Autors Florian Voß. Der Mitdreißiger Felix kehrt anlässlich der Beerdigung einer verstorbenen Jugendfreundin in die heimatliche Provinz zurück. Dort trifft er auf seine Jugendliebe Julia und alte Freunde. Eine Ausgangssituation, wie sie auch bei Frank Lehmann, Sven Regeners Hauptfigur seiner Herr-Lehmann-Trilogie denkbar wäre. In der Heimat zeigt sich, dass Felix mit der Vergangenheit keinesfalls abgeschlossen hat. Es gibt noch viel Ungeklärtes in alten Beziehungen und Verletzungen, die nicht verheilt sind. Protagonist Felix bekommt die Chance Vergangenes, insbesondere die Beziehung zu Julia noch einmal zu klären, eine zweite Chance sozusagen. Wird es im zweiten Anlauf besser klappen? Menschen neigen ja offensichtlich dazu, die Phase der Adoleszenz, in der sich die meisten für unsterblich und besonders halten, zu verklären. „Bitterstoffe“ zeigt wie trügerisch diese Rückschau auf die eigene Vergangenheit ist. Und alle jenseits der 30, die ebenfalls als junge Erwachsene in die Großstadt gegangen sind, um der Provinz zu entfliehen, können gut nachempfinden, wie es ist zurückzukehren und auf Orte und Personen zu treffen, die einem etwas bedeutet haben. Man wird nach all den Jahren und Erfahrungen gefühlsmäßig in die Jugend zurückversetzt, was nicht immer angenehm ist. Insofern ist „Bitterstoffe“ ein treffender Titel für dieses sehr gut geschriebene Erstlingswerk. Ein bittersüßes Lesevergnügen, das den Leser nicht kalt lässt.
Jo_N
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