KLAUS STEINIGER
Angela Davis – Eine Frau schreibt Geschichte

Verlag neues Leben - Vö 15.02.10
*
Zuletzt aktualisiert am: 04. Juni 2010
Friedliebende Menschen kämpften für Angela Davis Wenn heute etwas Schlimmes in der Welt passiert, wird das nur noch halbherzig registriert, eine Woche in der Presse ausgeschlachtet und ansonsten zu den Akten gelegt. Da gab es in Haiti eine große Naturkatastrophe mit immer noch nicht absehbaren Folgen. Also läuft in Deutschland eine „tolle“ Show mit einigen Künstlern, die angeblich ohne Lohn im Fernseher auftreten, Millionäre geben großspurig und werbewirksam wenige Klunker ab und schon ist das Thema abgehakt. Wird in der großen weiten Welt ein Mensch zu unrecht verhaftet, veröffentlichen dies nur wenige aufrechte Zeitungen und noch weniger demokratische Politiker protestieren dagegen, denn schließlich zerstört man mit diesem Land gemeinsam ein anderes oder beutet es aus. Es gab aber einmal eine Zeit, da wurden Verhaftungen scharf angeprangert, überfallenen Ländern bis zur Selbstaufgabe geholfen und sogar Geflohenen beim Aufbau eines neuen und friedlichen Leben geholfen. Die Rede ist von der kleinen DDR, die beim Überfall der USA auf Vietnam nicht tatenlos zusehen konnte, Chilenischen Kämpfern Unterschlupf gewährte und immer wieder durch alle möglichen Aktionen Menschen in Not half. Ich kann mich so an eine viele Monate währende Aktion erinnern, als in den USA die Bürgerrechtlerin und Kommunistin Angela Davis ins Gefängnis gesperrt wurde und für ihre Einstellung verurteilt werden sollte. Die USA, ein Land das die Freiheit und die freie Meinungsäußerung ganz groß auf ihr blutbeflecktes Sternenbanner schreibt, verhaftete Andersdenkende und wollte sie mit fadenscheinigen Beschuldigungen lange Zeit wegschließen. So eine miese Aktion sprach sich in der restlichen Welt schnell herum. Aus allen Himmelrichtungen kamen Protestscheiben, so auch aus der DDR. Hier wurde gleich die ganze Bevölkerung mit einbezogen, denn schließlich hatte die Symbolfigur der Schwarzen- und der Frauenbewegung die gleichen Ideen und ebenfalls den Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit. Betriebe erstellten Resolutionen, Schüler beschäftigten sich mit dem Leben der Kommunistin und sogar Kindergartenkinder begeisterten sich ohne Zwang für die Sache. So malten die Kleinen Friedenskarten mit jeder Menge Sonnen, Friedenstauben und glücklichen Menschen und die Grundschüler bastelten rote Nelken und Karten, die friedliebende Menschen außerhalb der USA zeigten. Über den Prozess wurde in den verschiedenen Medien sehr ausführlich und wahrheitsgemäß berichtet. Für das „Neue Deutschland“ begleitete der Auslandskorrespondent und heutige Chefredakteur der Zeitschrift „RotFuchs“ Dr. Klaus Steiniger die Angeklagte und ihren Fall aus nächster Nähe. Nun endlich hat er die damaligen Geschehnisse und Fakten zu Papier gebracht, schildert sehr spannend die Hintergründe und auch seine Aktivitäten abseits des Prozesses. Viele, die dieses Buch lesen sollen und werden, hatten zwar demonstriert, aber nicht alles darüber lesen können. Nun erfährt man wichtige Details über die Geschworenen, über das ziemlich miese Auswahlverfahren und über die Rolle des FBI, das sogar eine Flugzeugentführung inszenierte, bei der A. Davis angeblich freigepresst werden sollte. Streiniger erfuhr während seiner Recherchen weiter, dass im Vorfeld Zeugen „weich geklopft“ und sogar Spitzel in das Davis-Verteidigungskomitee eingeschleust wurden. Auch der Richter Arnason spielte eine mehr als miese Rolle, da er den Strafprozess verlegen ließ, in den Verhandlungen immer wieder Fallen stellte und Angela Davis brüskierte. Die Polizei machte durch ihre Überpräsenz klar, dass die Angeklagte eine gefährliche Verbrecherin ist: „auf parkende Limousinen hatte man automatische Waffen montiert. Nicht weniger als vierzig Hilfssheriffs – Burschen mit hochmütigen Gesichtern, blitzenden Patronen im Westerngürtel, an den Hüften baumelnden Colts – gehörten der Sonderformation für den Davis-Prozess an“. Klaus Steiniger schilderte viel und spannend aus dem Gerichtsgebäude, über die Beteiligten und über die Zustände und Aktivitäten außerhalb des Prozesses, traf auf die „Tusse“ des Springer-Verlages, die nichts mit einem Sozialisten anfangen konnte und gerne Lügen und Halbwahrheiten verbreitete, und ließ sich von den Pit-River-Indianern schildern, wie diese diskriminiert und ihrer Rechte beraubt werden. Da Angela Davis sehr gute Verteidiger hatte, ihre Zeugen trotz vieler Erpressungen und polizeilicher Warnungen ehrlich blieben und am Ende auch die Geschworenen alles als große Lüge der US-Regierung aufdeckten, mußte der Richter Angela Davis in allen Anklagepunkten frei sprechen. Der Jubel in der Welt erschallte laut und grenzenlos, der Kommunismus hatte einen Sieg errungen. Bis heute wird dieser Prozess immer wieder erwähnt, wenn es um Gerechtigkeit und um das schlechte Verhältnis der USA zu dieser geht. Im Januar 2004 konnte sich die Trägerin des DDR-Ordens „Stern der Völkerfreundschaft“, Angela Davis, während der Rosa-Luxemburg-Konferenz der „jungen Welt“ noch einmal bei allen einstigen Bürgern der DDR und allen deutschen Antiimperialisten bedanken, die zu ihrer Rettung aus den Händen der US-Klassen- und Rassenjustiz beigetragen hatten. Insgesamt ist Klaus Steiniger mit dem Buch „Angela Davis – Eine Frau schreibt Geschichte“ ein spannendes und hoch interessantes Buch gelungen, das aber leider etwas spät erschienen ist, zumal viele Kämpfer der DDR mittlerweile die Seite gewechselt haben. Lesen sollten es sowieso nur die Ehrlichen.
Thobe
 Zurück