Indie-Advent!
Fotos: Moritz Piehler
Hamburg / 17.12.2009: An diesem Abend schneit es zum ersten Mal in diesem Jahr in Hamburg, und zwar in dicken Flocken. Das Karoviertel, wo ich mich mit meinem +1 noch auf ein, zwei günstige Vor-Konzert-Biere treffe, liegt ganz friedlich unter einer Puderzuckerschicht. Im Schatten des Hochbunkers, in dem heute William Fitzsimmons, die Singer/Songwriter-Hoffnung aus Illinois, das vorletzte Deutschlandkonzert seiner Europa-Tour spielen wird.
Schnee, eine warme Bar, Bier – fehlt nur noch entspannte Musik für den perfekten Abend jenseits des Vorweihnachtskonsumwahnsinns. Die gibt’s aber leider nicht hier, sondern auf der anderen Seite der Feldstraße, im Uebel & Gefährlich, hinter meterdicken Betonmauern. Also raus in die Kälte und rein ins Vergnügen. Aber das, das erhoffte Vergnügen nämlich, lässt erstmal auf sich warten. Stattdessen bekommt man es mit einem ganz motivierten Sicherheitsfuzzi zu
Schnee, eine warme Bar, Bier – fehlt nur noch entspannte Musik für den perfekten Abend jenseits des Vorweihnachtskonsumwahnsinns. Die gibt’s aber leider nicht hier, sondern auf der anderen Seite der Feldstraße, im Uebel & Gefährlich, hinter meterdicken Betonmauern. Also raus in die Kälte und rein ins Vergnügen. Aber das, das erhoffte Vergnügen nämlich, lässt erstmal auf sich warten. Stattdessen bekommt man es mit einem ganz motivierten Sicherheitsfuzzi zu
tun, der es sich nicht nehmen lässt, alle Rucksäcke und Taschen penibel zu filzen, sondern zudem noch allen Ernstes wissen will, ob die Kamera, die der Fotograf (!) dabei hat, „registriert“ sei. Hä? Der Fotograf steht als Fotograf auf der Gästeliste – aber die Kamera ist extra anzumelden..? Nach ein wenig hin und her lässt der Held der Bunkersicherheit aber Gnade vor Recht ergehen und uns hinter die Absperrung. Wollen wir hoffen, dass er wegen dieses Regelverstoßes seinen Job nicht verloren hat, täte mir leid.
Im Uebel & Gefährlich angekommen fängt dann auch mit Kate York das Programm an. Und zu beneiden ist sie wirklich nicht, wie sie da etwas verloren, nur mit einer Akustikgitarre auf der Bühne steht und versucht, gegen die nicht geringe Grundlautstärke des Publikums anzusingen – anzuhauchen. Gelungen ist es ihr nicht, ich bin mir relativ sicher, dass einige Besucher gar nicht mitbekommen haben, dass überhaupt jemand auf der Bühne war. Das lag gar nicht so sehr an Kate Yorks Musik, die erwartungsgemäß von der ruhigeren (mir zu ruhigen) Sorte war. Aber ihr fehlt (noch) etwas, was man eine knappe halbe Stunde später in reinster Form bewundern konnte: Bühnenpräsenz! Denn ab dem Moment, in dem William Fitzsimmons die Bühne betrat, hatte er das Publikum auf seiner Seite – und das ohne große Gesten oder Aktionen. Mit der Akustik von Fitzsimmons verhält es sich ungefähr so wie mit den Flugeigenschaften der Hummel: Eigentlich ist es unmöglich, dass man ihn am anderen Ende der Halle verstehen kann, so leise spricht er – und trotzdem klappt’s. Am Anfang des Konzert stehen einige ruhige Nummern, ein langsames Kennenlernen auf Gitarren- und Klavierbasis. Das Ganze erhält sofort einen sehr privaten Charakter, wie der Mann mit Wollmütze, Hornbrille und Fusselbart seine Songs ankündigt und spielt. Nach und nach kommen dann weitere Musiker auf die Bühne und unterstützen Fitzsimmons, unter anderem auch mit Mandoline und Banjo. Und so wie die Musik etwas ausgelassener wird – immer im engen Referenzrahmen zwischen IRON & WINE, Nick Drake und Elliot Smith – lässt auch Fitzsimmons immer wieder einen überraschend düsteren und selbstironischen Humor durchblitzen – ohne den die Ankündigungen zu Songs wie ,Please Forgive me (Song of the Crow)’ oder ,You still hurt me’ wahrscheinlich leicht ins Pathetische abrutschen würden. Aber der Mann, der nach eigenen Angaben aussieht wie ein „homeless terrorist“, spricht so nonchalant und bildreich über den traurigen Entstehungshintergrund seines letzten Albums „The Sparrow and the Crow“, als würde er vom letzten Sommerurlaub erzählen. Vor allem aber steht bei ihm immer die Musik im Vordergrund und nie die eigene Person.
Aber wie es in so perfekten Beziehungen immer kommt – Kollege Fitzsimmons kann sein Lied davon singen: es soll eben nicht sein, die Realität holt einen noch immer auch von der flauschigsten Wolke. Die Realität an diesem Abend trug den klingenden Namen Uebel & Gefährlich. Ich werde mit diesem Laden wahrscheinlich nie meinen Frieden machen: Zu groß, zu teuer, vor allem aber: Die Leute, die da arbeiten, scheinen nicht das geringste Interesse an der Musik zu haben, die dort zu hören ist. Pauschalverurteilung, ja ja, ich weiß! Aber eine andere Antwort hab ich einfach nicht zur Hand für das Verhalten der jungen Damen, die an diesem Abend für die Garderobe verantwortlich waren: Da steht ein Singer / Songwriter auf der Bühne, der nun mal eher leise unterwegs ist – und das Personal unterhält sich nonstop in einer Lautstärke, die mich noch in gehöriger Entfernung jedes einzelne – nicht wirklich interessante Wort – verstehen lässt. Es ist an dem Abend einfach was zusammengekommen, was nicht zusammengehört: Die Indie-Kulturindustrie und ein doch sehr intimes Konzert. Ach William, wärst du doch zu uns in die Bar gekommen…
Im Uebel & Gefährlich angekommen fängt dann auch mit Kate York das Programm an. Und zu beneiden ist sie wirklich nicht, wie sie da etwas verloren, nur mit einer Akustikgitarre auf der Bühne steht und versucht, gegen die nicht geringe Grundlautstärke des Publikums anzusingen – anzuhauchen. Gelungen ist es ihr nicht, ich bin mir relativ sicher, dass einige Besucher gar nicht mitbekommen haben, dass überhaupt jemand auf der Bühne war. Das lag gar nicht so sehr an Kate Yorks Musik, die erwartungsgemäß von der ruhigeren (mir zu ruhigen) Sorte war. Aber ihr fehlt (noch) etwas, was man eine knappe halbe Stunde später in reinster Form bewundern konnte: Bühnenpräsenz! Denn ab dem Moment, in dem William Fitzsimmons die Bühne betrat, hatte er das Publikum auf seiner Seite – und das ohne große Gesten oder Aktionen. Mit der Akustik von Fitzsimmons verhält es sich ungefähr so wie mit den Flugeigenschaften der Hummel: Eigentlich ist es unmöglich, dass man ihn am anderen Ende der Halle verstehen kann, so leise spricht er – und trotzdem klappt’s. Am Anfang des Konzert stehen einige ruhige Nummern, ein langsames Kennenlernen auf Gitarren- und Klavierbasis. Das Ganze erhält sofort einen sehr privaten Charakter, wie der Mann mit Wollmütze, Hornbrille und Fusselbart seine Songs ankündigt und spielt. Nach und nach kommen dann weitere Musiker auf die Bühne und unterstützen Fitzsimmons, unter anderem auch mit Mandoline und Banjo. Und so wie die Musik etwas ausgelassener wird – immer im engen Referenzrahmen zwischen IRON & WINE, Nick Drake und Elliot Smith – lässt auch Fitzsimmons immer wieder einen überraschend düsteren und selbstironischen Humor durchblitzen – ohne den die Ankündigungen zu Songs wie ,Please Forgive me (Song of the Crow)’ oder ,You still hurt me’ wahrscheinlich leicht ins Pathetische abrutschen würden. Aber der Mann, der nach eigenen Angaben aussieht wie ein „homeless terrorist“, spricht so nonchalant und bildreich über den traurigen Entstehungshintergrund seines letzten Albums „The Sparrow and the Crow“, als würde er vom letzten Sommerurlaub erzählen. Vor allem aber steht bei ihm immer die Musik im Vordergrund und nie die eigene Person.
Aber wie es in so perfekten Beziehungen immer kommt – Kollege Fitzsimmons kann sein Lied davon singen: es soll eben nicht sein, die Realität holt einen noch immer auch von der flauschigsten Wolke. Die Realität an diesem Abend trug den klingenden Namen Uebel & Gefährlich. Ich werde mit diesem Laden wahrscheinlich nie meinen Frieden machen: Zu groß, zu teuer, vor allem aber: Die Leute, die da arbeiten, scheinen nicht das geringste Interesse an der Musik zu haben, die dort zu hören ist. Pauschalverurteilung, ja ja, ich weiß! Aber eine andere Antwort hab ich einfach nicht zur Hand für das Verhalten der jungen Damen, die an diesem Abend für die Garderobe verantwortlich waren: Da steht ein Singer / Songwriter auf der Bühne, der nun mal eher leise unterwegs ist – und das Personal unterhält sich nonstop in einer Lautstärke, die mich noch in gehöriger Entfernung jedes einzelne – nicht wirklich interessante Wort – verstehen lässt. Es ist an dem Abend einfach was zusammengekommen, was nicht zusammengehört: Die Indie-Kulturindustrie und ein doch sehr intimes Konzert. Ach William, wärst du doch zu uns in die Bar gekommen…
Fotos: Moritz Piehler