deadline1.jpgBad Boys For Live!

Berlin/21.3.2008 im SO36: Der Flug nach Deutschland gestaltete sich für einen Teil der Bad Boys eher unbequem. Einer durfte nicht mit. Nach elendig langen Überprüfungen der Grenzschergen wurde ihm der Flug doch noch gestattet, nur leider waren die anderen dann schon weg und mussten bei den ersten beiden Gigs - so auch in Berlin - ohne ihn auskommen. Die Rede ist von den U.S. Bombs und ihrem Sänger.

Aber fangen wir vorne an. Die erste Band, die RADIO DEAD ONES eröffneten pünktlich den Abend. Aufgrund des frühen Beginns war der Saal noch so gut wie leer. RADIO DEAD ONES gaben trotz allem richtig Gas und konnten die paar Leute begeistern. Die Songs rissen ganz klar mit. Die Mischung aus 77er Punkrock mit Hardcore, Rock´n´Roll und Streetpunk kam gut an. So gingen die meisten Leute, die den Club betraten sofort in Richtung Bühne und langsam füllte sich der Saal. Die halbe Stunde, die die Band zur Verfügung hatte wurde bis zur letzten Sekunde genutzt.

Foto: ... and bad girls too! Sängerin von DEADLINE
(geschossen von Frank B.)


Die RADIO DEAD ONES sind eine Band, die die Streetattitüde nicht nur hat sondern auch lebt und sich in den dunklen Gassen Kreuzbergs sehr wohl fühlt. Als zweites betraten DARKBUSTER aus Boston die Bühne, mittlerweile war es gut halbvoll. Einige Skinheads kannten sie bereits, obwohl sie auf dieser Tour das erste Mal europäischen Boden betraten. So sangen ihre Fans jeden Song lautstark mit. Die Band legte sich ins Zeug und so mancher begann zaghaft zu pogen. DARKBUSTER sind am ehesten mit DROPKICK MURPHYS zu vergleichen. Sie spielen schnell und ihre prägnanten Aussagen passen gut zu der Musik, die sehr Oi-lastig ist, jedoch auch viele Elemente des Streetpunks aufweist. Sänger Lenny - tätowiert, groß und extrem agil auf der Bühne - gibt den Songs genau die Härte und die Ehrlichkeit, die sie brauchen. Eine Band, die das Publikum begeisterte und mitriss. Hoffentlich bald mehr als ein Geheimtipp.

Nach zwei Punkrockbands gab es jetzt mit CREEPSHOW Psychobilly in die Ohren. Nicht puren Psychobilly sondern mit viel Punkrockeinfluss. Die Songs der Band sind absolut hörenswert, jedoch wird das Tempo immer wieder durch Ansagen gebremst, die den Gesamteindruck stören. Würde es die Band nicht schon so lange geben würde ich sagen, dass es sich um eine Kopie der HORRORPOPS handelt, die mir in diesem Bezug auch viel besser gefallen.. Schlecht waren CREEPSHOW zwar absolut nich, aber es gibt einfach noch bessere Bands.

Als zweitletzte Band betraten U.S. BOMBS die Bühne. Ohne ihrem Hauptsänger fiel es der Band sichtlich schwer, die Stücke in hoher Qualität rüber zu bringen. Manch Song holperte und die Einsätze wurden verfehlt. Sie gaben jedoch ihr Bestes und wurden tatkräftig vom Sänger der RADIO DEAD ONES und DARBUSTER unterstützt. So muss es sein: man hilft sich gegenseitig! Das Publikum dankte es der Band, die sich darüber sehr freute. Somit war es ein ganz besonderer Gig der U.S. BOMBS.

Nun fehlte nur noch DEADLINE, die der Masse den Rest gaben. Eine gute Stunde Oi mit Streetpunk und 77er–Einflüssen. Pogo und allgemeine Begeisterung füllten den Saal. Die Band war sehr gut drauf, und trat ordentlich auf´s Gaspedal. DEADLINE aus London sind nicht umsonst eine extrem beliebte Band. Ihre Ehrlichkeit auf der Bühne ist bei dieser Art von Bands selten. Insgesamt war es ein toller Abend mit einem tollen Publikum. Wer nach dem Konzert noch nicht genug hatte, ging noch ins Wild at Heart, wo die Aftershowparty bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde.
Frank

Bochum/29.3.2008 im Matrix: Was Rockandroll-Reporter-Kollege Frank in Berlin zuwenig hatte, hatte ich um so mehr: Duane Peters. Kurz vor dem US BOMBS Konzert gab der SKI KING zur Einstimmung „Suspicious Minds“ von ELVIS zum Besten. Plötzlich kam Duane Peters auf die Bühne gestolpert, um ein Duett mit dem King zu starten. Doch der Sänger der US BOMBS hatte dermaßen einen im Kahn, dass er weder laufen noch stehen, noch sprechen konnte. Die anderen Bandmitglieder der BOMBS haben ihr Programm zwar solide runtergespielt, aber die Attraktion des Abends war eindeutig der ehemalige Skateboard-Champion Duane Peters. Schon nach drei Songs hatte er seine Hose verloren und war mehrmals zu Boden gegangen. Mitglieder der RADIO DEAD ONES mussten helfen, die Hose wieder hochzuziehen, während ein Roadie ihm die Sabber aus dem Gesicht geputzt hat. Ich weiß nicht, was Duane Peters zu sich genommen hat, aber er hat auf jeden Fall viel davon genommen. Weil er die Ausmaße der Bühne nicht mehr wahrgenommen hat, fiel er beim Konzert mehrmals einfach von der Bühne und lag zur Mitte des Sets plötzlich im Gitarrenverstärker. Das Mikro konnte er nicht mehr festhalten, was den Roadie zu seinem persönlichen Konzertbegleiter machte. Ich persönlich fand das Ganze sehr amüsant, der Saal leerte sich aber bedenklich. Viele hatten vermutlich eine Punkrockshow und keine Freakshow erwartet. Was jedoch Duane Peters ziemlich egal war, wie eigentlich alles andere auch. Er bestieg lieber das Schlagzeugpodest, um nach einem Hechtsprung auf dem Kopf zu landen. Seine Ansagen zwischen den Songs bestanden entweder aus „Fuck You, Motherfuckers“ oder aus einem einfachen „Fuck You“, was man aber bei dem Gelalle kaum noch wahrnehmen konnte. Die Musik war längst zur Nebensache geworden und nach einer Dreiviertelstunde und einer Zugabe haben die US BOMBS ihr Konzert vor einer mittlerweile fast vollständig geleerten Halle dann beendet. Peters wurde von zwei Roadies gestützt von der Bühne geführt und ich kann behaupten, dass ich den fertigsten Freak überhaupt live gesehen habe. Großartig!
Tobias

Tipp: Der Song "Out of Luck" von DEADLINE war auf unserem Sampler zum Heft #50 und der Song "We are the problem" von den U.S. BOMBS auf dem Sampler zum Heft #52!