
I never asked for this"
München, Backstage Halle, 25.11.2015. FEAR FACTORY begaben sich auf eine Jubiläumstour, bei der die Musiker mit den Fans 25 Jahre Bandgeschichte feiern wollten. Deshalb boten Sie den Metalheads das komplette Album „Demanufacture“ am Stück feil. Diese einzigartige Platte begründete den weltweiten Erfolg der Truppe, die daraufhin den Industrial Metal maßgeblich beeinflusste.
Burton, Dino & Co. haben es immer noch drauf, denn im Moshkessel kochte es den ganzen Abend gewaltig. Den Abend eröffneten die jungen Iren von DEAD LABEL. Das Trio zockte

Die zweite Truppe ist ebenfalls recht frisch, jedoch sind die Mitglieder teilweise schon länger im Geschäft: ONCE HUMAN veröffentlichten 2015 ihr Debüt „The Life I Remember“. Der melodische Metal funktionierte auf der Bühne hervorragend, allerdings war der Sound etwas verworren, da stets viel gleichzeitig passierte. Frontfrau Lauren Hart machte das jedoch wett und preschte mit ihren erstaunlich voluminösen

Dann. Endlich. FEAR FACTORY. Zeit, völlig auszurasten. Schon zu Beginn wurde bei der Eröffnung mit „Demanufacture“ und „Self Bias Resistor“ die Spielfreude der gut gealterten Herren deutlich. Lobenswert, denn die Tour lief zu dieser Zeit schon eine ganze Weile. Nicht nur die Gründungsmitglieder Burton C. Bell (Vocals) und Dino Cazares (Gitarre) haben jahrelange Bühnenerfahrung, auch Tony Campos (Bass) spielte zuvor schon bei SOULFLY, STATIC-X oder MINISTRY. Drummer Mike Heller wiederum präsentierte seine maschinelle Präzision bisher bei den Todesmetallern von MALIGNANCY.

Besonders mitreißend war auch das langsame, brechend schwere „A Therapy For Pain“. Beim getragenen, clean gesungenen Chorus stiegen alle Fans ein und übertönten Burton zeitweise. Doch gerade eine der letzten Zeilen des Songs bekommt in diesen Tagen eine völlig neue Bedeutung: „There will be no death tonight“ wurde zu einer optimistischen, dennoch tieftraurigen Erinnerung an die Anschläge in Paris, bei denen viele Konzertbesucher der EAGLES OF DEATH METAL ums Leben kamen. Dieser Angriff auf die freiheitliche Kultur hat Spuren hinterlassen. Sicher fragte sich auch an diesem Abend im Backstage der ein oder andere Gast, was wäre, wenn es auch hier passieren würde. Doch diese eine Zeile von Burton hatte eine unwahrscheinlich beruhigende, zugleich stärkende Wirkung.
Nach dieser intensiven Stunde Spielzeit legte die Band eine verdiente Pause ein, um kurz darauf mit dem Album „Obsolete“ weiterzuballern. Der Opener „Shock“ ließ den Moshpit regelrecht explodieren. Sogar Crowdsurfer und Stagediver gab es – im Backstage ein rares Ereignis, obwohl sich die niedrige Bühne bestens dafür eignet. Bei „Edgecrusher“ fiel leider Burtons Mikro aus. Das führte jedoch dazu, dass die Fans den rabiaten Chorus umso lauter mitsangen. Deutlich zur Freude der Band.

„What I thought was life came to an end,
Born into a world, I never asked for this,
I've got to get away – I´ve got to get AWAY!“
Danach war endgültig Schluss. Keine Zu-Zugabe. Eigentlich hätte im Anschluss noch „Crash Test“ gefehlt. Überhaupt vermissten viele Gäste Tracks von „Archetype“ oder dem unterschätzten „Digimortal“. Allerdings könnte eine Band wie FEAR FACTORY, die schon ein Vierteljahrhundert gemeinsame Geschichte auf dem Buckel hat dank der Fülle an grandiosen Songs auch gut drei Stunden am Stück spielen – was leider auf diesem technisch hohen Niveau menschenunmöglich ist. Außerdem waren auch die Gäste völlig ausgezehrt vom Moshen, Headbangen und Grölen. Von daher war der Gig also nahezu perfekt. Burtons Stimme schwächelte zwar zwischenzeitlich kurz, doch insgesamt war er in absoluter Hochform und gab permanent Vollgas. Er, Dino und Tony waren zudem stets nahe an den Fans, suchten den Blickkontakt, verteilten Fistbumps und High Fives. Wie früher – good old times. FEAR FACTORY sind einfach legendär und werden die Fans hoffentlich noch mit einigen weiteren Alben beglücken.