quer klein zugeschnitten80s Vibes in der Kitschbude


Nach dem Motto „Wir warten nicht auf bessre Zeiten!“ machten wir uns Samstag Abend mit ein paar mexikanischen Corona-Bierchen auf den Weg ins Arcanoa in Kreuzberg. Schon am alten Standort war der Laden etwas Besonderes: Auf der Bar floss ein Fluss entlang und es gab dieses Zimmer mit Klettergerüst (oder war es ein Klettergerüst mit Zimmer?), in das große Waben zum drin Chillen einluden. Damals machte man sich noch

keine Gedanken über „Lärmschutz“ im heute durchgentrifizierten Kreuzberg. Am neuen Standort ist das leider ein Thema. Die Band spielte schon, also nix wie rein und Impfpass vorgezeigt. An dem Tag des Konzerts wurden die Coronaauflagen gelockert. Der Eintritt war gratis, später ging eine Klingelbox rum. Anfangs wunderte ich mich, warum ich vom (übrigens ehrenamtlichen) Barmann einen Sitzplatz zugewiesen bekam, was sich später aufklärte… es durften nur so viele Leute rein wie es Hocker gab.

Schild kleinPAIN IS LEFT BEHIND präsentierten melancholischen DarkIndieRock, in dem es Einflüsse der frühen 80er zu entdecken gibt (JOY DIVISION, STOOGES, PIXIES, CURE) – stilecht in Viererbesetzung und mit zwei Gitarren. Mir persönlich gefielen die Songs mit dichtem Sound besser als die rohen. Das Konzi hatte einen familiären Charakter - wahrscheinlich waren Bekannte und Stammgäste gekommen. Konträr zur düsteren Message der Songs spiegelte sich eine üppige, bunte Lichtperformance in der weißen Gitarre des Frontmanns wider und brachte eine Portion Pop in die Bühnenshow. Nun ja, schließlich steht das Arcanoa für kreative Kitsch-Kunst in Sachen Subkultur. Da darf es schon mal etwas mehr sein.

Die Stimmung war gut, P.I.L.B. punkrockten ihr Repertoire runter, ohne sich von dem plötzlich anspringenden Rauchmelder oder später einer weiteren technischen Störung irritieren zu lassen. Genau diese Zwischenfälle machen sympathische Konzis aus und die hatte ich in den letzten Monaten echt vermisst.