the_international_noise_conspiracy.jpgWeg von den hymnischen 60s Power-Pop-Soul-Barrikadenaufrufen!

Berlin / 28.10.2008: Die schwedischen Salon-Bolchewisten um den Adorno-geschulten Frontmann Dennis Lyxzen melden sich mit neuem Werk zurück auf der Bildfläche der popkulturellen Theoriebildung. Aufgenommen am dekadentesten Ort der Popzerstörung in Los Angeles, wieder unter der Ägide des Monoliths Rick Rubin und in den Sunset Studios, wo einst die selbstverliebten Düsterrocker um Jim Morrison ihr Unwesen trieben. Und so klingen die neuen Songs als hätten die Nordlichter die Restakkorde der Doors von den Wänden gekratzt und als Blaupause für ihre Songs verwendet. Weg von den hymnischen 60s Power-Pop-Soul-Barrikadenaufrufen hin zu hirnschwurbeliger Bedeutungschwangerschaft im 70s Westcoastrocksound. Ob der Song "Satan made the deal" hier prophetisch zu verstehen ist oder, wie der Waschzettel verkündet, eine Ode an Sammy Davis Jr, Patty Hearst, Charles Manson mit einem Touch von "Exile on Main Street" ist, bleibt letztendlich langweilige Spekulation, die aber immer noch interessanter ist als der Song. Auch die inhaltliche Ambition der restlichen Stücke kann den musikalischen Substanzverlust nicht kaschieren, auf der anderen Seite mag es als cleverer Marketingschachzug der Band durchgehen, amerikanischer als die Amerikaner zu klingen und sich so einen Platz in der zutiefst kapitalistischen Struktur des transatlantischen Popsystems zu sichern. Der proklamierte Richtungs- und Stilwechsel jenseits von "Boredom Of Safety" überzeugt nicht, wenn nur "playing it safe" mit anderen Mitteln dabei rauskommt. Ob sie das Ganze auf der Bühne radikaler umsetzen können, was ja mit unter in der Vergangenheit eine Qualität der Schweden war, bleibt abzuwarten, eine Tour ist bereits angesetzt. Auf dem Platz entscheidet sich, ob "I am The Dynamite" dabei rauskommt oder nur eine lauwarme Wurst.
 
(Burning Heart/SPV - VÖ 14.11.08)