Dreizehn nett angepisste Stückchen!
Berlin / 21.5.2009: Teilzeitmodel und-tätowierer Frank Carter meldet sich mit dem zweiten Streich seiner Vollzeitobsession GALLOWS zurück. Und setzt zum großen Rundumschlag der Zustandbeschreibung auf der Insel an. 'Grey Britain' behandelt das Leben in einer egoistischen Gesellschaft, in der Gier und Aggression die Leitbilder sind, in der die Ambitionen sehr gering sind und die junge Generation den emotionalen Kontakt zur Welt um sich herum verloren hat" droht der hyperaktive Frontmann über das Werk in Interviews an. Die Ambition liegt gefühlt also irgendwo auf der Höhe Epochalwerk: "Never mind the Bollocks" trifft auf "The Feeding of the 5.000", hübsch angerichtet von Garth 'GGGarth' Richardson (RAGE AGAINST THE MACHINE, BIFFY CLYRO), zerlegt in dreizehn wütenden und nett angepissten Stückchen, die neben den üblichen wüsten Riffattacken auch Streicher und akustische Bruchstücke einschließen. Richtig ausgewalzt auf Songs wie "The Vulture I&II" oder "Crucifucks" steigert sich der Bombast und bricht in hypnotisches Gitarrengetose mit einer Vielzahl unterschwelliger Melodien. Insgesamt wesentlich kompakter und konzentrierter als das Debut "Orchestra of wolves" schwankt es zwischen Mittachziger-Hardcore und Screamo-Metal-Core-Sound des Hier und Jetzt, Riff-Breaks im RATM-Stil auf "Leeches" schielen auf die Live-Tauglichkeit im großen (Stadion)-Format. Die Mitbrüllfraktion wird ebenso zielsicher mit Singalongs bedient in "London is the reason" und "I Dread the night", der Song dürfte zudem ein ziemlich gutfunktionierender Crowdpleaser werden. Ob die hier gezeigte Leistung wirklich den Anspruch erfüllt, eins der wenigen wichtigen Punkalben der letzten Jahre von der Insel zu sein (wie es die wohlmeinenden Plattenfirmenmogule vorab behaupten) darf getrost bezweifelt werden, denn dazu fehlt die definitorische Schärfe, der clevere Griff nach popkompatiblen Formulierungen im "Anarchy in the UK"chen Sinne, die ein großes Werk schon während der Entstehung zeitlos dastehen lässt. Für das graue Leben in krisengebeutelter Zeit ist es zumindest ein gutgezielter Tritt in den Hintern des apathischen Mobs.
(Warner - VÖ: 02.05.09)
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Berlin / 21.5.2009: Teilzeitmodel und-tätowierer Frank Carter meldet sich mit dem zweiten Streich seiner Vollzeitobsession GALLOWS zurück. Und setzt zum großen Rundumschlag der Zustandbeschreibung auf der Insel an. 'Grey Britain' behandelt das Leben in einer egoistischen Gesellschaft, in der Gier und Aggression die Leitbilder sind, in der die Ambitionen sehr gering sind und die junge Generation den emotionalen Kontakt zur Welt um sich herum verloren hat" droht der hyperaktive Frontmann über das Werk in Interviews an. Die Ambition liegt gefühlt also irgendwo auf der Höhe Epochalwerk: "Never mind the Bollocks" trifft auf "The Feeding of the 5.000", hübsch angerichtet von Garth 'GGGarth' Richardson (RAGE AGAINST THE MACHINE, BIFFY CLYRO), zerlegt in dreizehn wütenden und nett angepissten Stückchen, die neben den üblichen wüsten Riffattacken auch Streicher und akustische Bruchstücke einschließen. Richtig ausgewalzt auf Songs wie "The Vulture I&II" oder "Crucifucks" steigert sich der Bombast und bricht in hypnotisches Gitarrengetose mit einer Vielzahl unterschwelliger Melodien. Insgesamt wesentlich kompakter und konzentrierter als das Debut "Orchestra of wolves" schwankt es zwischen Mittachziger-Hardcore und Screamo-Metal-Core-Sound des Hier und Jetzt, Riff-Breaks im RATM-Stil auf "Leeches" schielen auf die Live-Tauglichkeit im großen (Stadion)-Format. Die Mitbrüllfraktion wird ebenso zielsicher mit Singalongs bedient in "London is the reason" und "I Dread the night", der Song dürfte zudem ein ziemlich gutfunktionierender Crowdpleaser werden. Ob die hier gezeigte Leistung wirklich den Anspruch erfüllt, eins der wenigen wichtigen Punkalben der letzten Jahre von der Insel zu sein (wie es die wohlmeinenden Plattenfirmenmogule vorab behaupten) darf getrost bezweifelt werden, denn dazu fehlt die definitorische Schärfe, der clevere Griff nach popkompatiblen Formulierungen im "Anarchy in the UK"chen Sinne, die ein großes Werk schon während der Entstehung zeitlos dastehen lässt. Für das graue Leben in krisengebeutelter Zeit ist es zumindest ein gutgezielter Tritt in den Hintern des apathischen Mobs.
(Warner - VÖ: 02.05.09)
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