skeptiker.jpgZurück im Ring!

Berlin / 26.8.2009: Nun ist es wie angekündigt passiert. Nach dem neu eingespielten Best Of-Album „DaDa in Berlin“ im vorletzten Jahr (von dem wir die Kultballade „Pierre und Luce“ auf dem WAHRSCHAUER Sampler zum Heft #55 veröffentlichten), ist jetzt nach 11 Jahren mit dem neuen Studioalbum „Fressen und Moral“ das Comeback perfekt. Sicher hat man immer etwas Angst davor, dass alte Helden damit ihre eigene Legende beschädigen könnten. Auf der anderen Seite gehen echte Anarchohelden aber auch nicht in Rockerrente. Und tatsächlich war ich
gespannt, was Eugen Balanskat nach 20 Jahren Mauerfall zum Katastrophenzustand des Kapitalismus singen würde... „Ja, wer das Geld hat, hat die Macht / doch wenn es unter’m Auto kracht, hilft es gar nichts reich zu sein“ hieß es auf dem Album „Sauerei“ von 1991 und ließ sich durchaus als Kommentar (unter anderem auf den Anschlag auf den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank Alfred Herrhausen) verstehen. Ich gehörte nicht zu denjenigen, die den SKETIKERn damals parolenartige Phrasen vorwarfen, denn auch sie haben ihre Berechtigung. Für einen kollektiven Kriegstanz eignen sie sich nun mal besser als psychoanalytische Selbstreflexionen. In diesem Sinne knüpfen die neuen Stücke „Wochenendgewalt“ und „Gerechtigkeit“ vom Sound und Inhalt am deutlichsten an die ersten Alben „Harte Zeiten“ und „Sauerei“ an. Dagegen wird der Sound in „Lügenwelt“ und „Alien Nation“ härter und die Texte düsterer: „Sie werden versinken, aber nicht nur im Abendrot. (..) Lüg mir eine heile Welt, dass ich sie auch überstehe, dass ich nicht vor Gram vergehe“. Mit diesen Songs knüpfen die Skeptiker an die Stimmung der späteren Alben „Schwarze Boten“ und „Stahlvogelkrieger“ an.
 
Doch Eugen geht auf diesem Album über „Parolen“ und apokalyptische Visionen hinaus. In „Tag und Nacht“ legt er ein Stück der Zweifel frei, die einem nach der Überschreitung der Lebensmitte einen Schatten aufs Gemüt werfen können: „Als ich klein war hatte ich viele Ziele, größer als das ganze Firmament / Möglichkeiten gab es mehr als viele, die man häufig erst zu spät erkennt / (..) Viele Tage, viele Nächte denke ich immer daran, was ich täte und verbrächte, wäre mein Leben auf der richtigen Bahn.“

Fazit: Die Skeptiker haben vielseitig an ihrem alten Repertoire angeknüpft. Sie sind zurück im Ring und sie haben sich nicht blamiert!

(Rozbomb Records / Cargo – VÖ 2.10.2009)