Danny Zigarette quer2
Jeder Andre Wär Uns Scheißegal


Patrick (KOLPORTEURE):
Was waren das für Zeiten… damals 1994/95 in Marzahn - Hippies, Punks, Antifa.. alles irgendwie eins und zusammen gegen den Rest: Nazis, Job, UNI, Schule; was auch immer. Und Bier. Viel. Dazu unbändiger Wille mit der Arroganz der Jugend. Scheiß drauf: uns doch egal. Die Zukunft war eine Ewigkeit weit weg: Im Zug durch Europa, Gitarre mehr als Schmuck und

Kolporteure BürgersteigBeweis zum Willen, DIE Band zu gründen auf die die Welt gewartet hat. Große Helden auf der Bühne, Kumpels als Vorband: können wir auch - logo! Musik zu Hause, irgendwo zwischen Neil Young und Skeptikern mit wenig Mitteln. Egal. Melodien und Wut - Danny im Proberaum. Bier, immer. Kassette (Tape), war da noch was GANZ Großes. 1000 Stück, selber beklebt und das Booklet gefaltet, 10 Mark im Verkauf, vielen schon zu viel.

Erste CD. Nachts nach Rostock. Bald Musiktip im WOM. WOW. Punk?

Danny immer volle Pulle, konsequent, immer.

Otti und Danny HaltestelleIrgendwann trennten sich die Wege. Aber er blieb sich treu. Inmitten seiner Plattensammlung und dem konsequenten NEIN zu allem was irgendwie an dieser Welt rüttelte. Bequem war das nicht. Und wurde immer unbequemer.

Am 19.4.2021 dann geht ein lauter, sensibler, intelligenter, kreativer, liebenswerter und streitbarer, konsequenter Typ. Davon gibt es nicht mehr viele. Hätte gern noch Tschüss gesagt!
Also, mach‘s gut, Danny!

Alex und Conny (WAHRSCHAUER): Kompromisse waren nicht sein Ding. So ganz allgemein. Das merkte man schnell. Danny lernten wir quasi in den die Ruinen Westberliner Szenebodens als Gitarrist der KOLPORTEURE kennen. Ihr Track „Vorbei“ ertönte 1996 auf dem WAHRSCHAUER Sampler (Heft 31). Die Band spielte an dem Abend live auf der WAHRSCHAUER-Gig-Party im TRASH am Oranienplatz in Kreuzberg. Der Schuppen war damals schon eine Legende und kurze Zeit später Geschichte. Mauerstadt war abgebrannt.

Danny KonzertDanny hatte ein großes Herz, ging keiner Pöbelei aus dem Weg und hatte diesen großartigen sarkastischen Humor, der einem sofort den Wind aus den Segeln nahm. Später irgendwann tauchte er bei unseren Redaktions- und Vertriebstreffen auf. Er schrieb Reviews zu Musikalben, machte Interviews mit Bands, die er mochte (wie z.B. GRAUE ZELLEN). Im Jahr 2000 interviewte er Rio von NO EXIT, der jetzt wenige Wochen vor ihm verstarb. Dannys Texte waren eine Bereicherung. Wenn er etwas schlecht fand wurden keine Gefangenen gemacht: „Die netten ‚twenty somethings‘ aus München, optisch verkackte BWL-Studenten, lieben Amerika und deshalb klingt die ganze CD auch… absolute Grütze! Tschüss“.

Aber schon bald witterte er Kompromisse, weil ein paar seiner Verrisse im WAHRSCHAUER nicht abgeduckt wurden. Wir mussten aus Platzgründen aussortieren und diskutierten, aber es war ein Himmelfahrtskommando. Danny schmeckte das nicht und er machte sich rar. Wie nach dem Motto „Man kann einen ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen“ (SUPERPUNK).

Danny GesichtBesonders in Erinnerung bleibt das Feiern auf den legendären Force Attack Festivals. Und egal in welchem Zustand – seine Liveshows auf der Bühne hat er immer irgendwie hingekriegt! Vor der verstrahlten Rückfahrt nach Berlin ging’s noch einmal in die Ostsee… Mit Danny war es immer wild und lustig.

In den letzten Jahren traf man sich ab und zu noch auf Konzerten in Berlin. Es war immer eine Riesenfreude ihn wieder zu sehen. Mit Danny konnte man lachen und herumfrotzeln. Er hatte dann immer einen gewissen Schalk im Blick, bevor er einen raus haute. Meinte er dann einen rhetorischen Treffer gesetzt zu haben folgte sein typisches „Ätsch!“.

Das wird es nun nicht mehr geben. Adios companero!

Danny Collage