Berlin / 10.10.2010: Es war klar, dass nach der Sarrazin-Debatte nicht mehr alles so wie vorher sein würde. Zu groß waren die Abgründe, die dabei bei den Ureinwohnern der Post-Stalingrad-Generation sichtbar wurden. Selbst die banale Äußerung des Bundespräsidenten, dass der Islam durch die Zuwanderung inzwischen auch zu
Deutschland gehört, löst nun einen Sturm der Entrüstung aus. Das Massenorgan der Volksseele titelt beleidigt: „Warum hofieren Sie den Islam so, Herr Präsident?“ Und zitiert dann direkt das Volk: „Wäre doch zu schön, wenn deutsche Politiker auch wieder wirklich die Interessen ‚ihres Volkes’ vertreten würden.“
Schön ist tatsächlich, wenn die Sache mal einfach so auf den Punkt gebracht wird: Die Dämme der historischen Scham sind marode geworden und gebrochen. Volkszugehörigkeit ist auch in der öffentlichen Diskussion wieder das entscheidende Kriterium. Der Türke in Deutschland kann machen was er will - Staatsangehörigkeit hin oder her -, ein Volksdeutscher kann er per Definition nicht werden. Und minderwertige Gene habe er gemäß Hobbybiologe und „Volksheld“ Sarrazin auch noch. Aber Entschuldigung - in der verklemmten, deutschen Mehrheitsmeinung würde man das so ausdrücken: „Ich finde es richtig, dass über dieses wichtige Problem endlich mal ohne Tabus geredet wird.“
Genau, dass jetzt ordentlich nachgelegt wird, dafür sorgen jetzt die Politiker. Schließlich haben sie durch die Sarrazin-Debatte gemerkt, wo sie die Mehrheit der Wähler abholen müssen. Das lenkt auch noch prima von der eigenen unsozialen und lobbyfreundlichen Politik der Regierung ab, denn die findet der „Volksdeutsche“ eigentlich auch nicht so gut. Aber, dass Ali ein antideutscher Rassist ist, bewegt die Volksseele einfach mehr. Diese Stimmung muss bedient werden. Also schrieb unsere Familienministerin Kristina Schröder (CDU) der FAZ in den Notizblock, dass sie auch schon mal als „deutsche Schlampe“ beschimpft wurde. Und weiter: „Deutschfeindlichkeit ist Fremdenfeindlichkeit, ja Rassismus. Denn hier wird jemand diskriminiert, weil er einer bestimmten Ethnie angehört (..) Beleidigungen wie ‚Schweinefleischfresser’ sind kein Zufall.“ (FAZ am Sonntag, 10.10.2010)
Wir halten erstens fest: Auch die Ministerin definiert deutsch wieder als Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe. Und der Diskurs ist endgültig gewendet. Jetzt fühlt sich die ökonomisch bessergestellte, besser ausgebildete und den Staatsapparat beherrschende Mehrheit der Gesellschaft von der zugewanderten und in allen Belangen schlechter gestellten Minderheit rassistisch beleidigt. Die deutsche Volksseele macht sich warm. Konsequenzen müssen her. Kristina Schröder fordert im gleichen Interview Gesetzesverschärfungen: „Und schließlich sollten wir uns juristisch Gedanken machen, wie wir den besonderen Unwertgehalt der Deutschenfeindlichkeit deutlich machen.“ Nun gut, das ist nicht besonders kreativ. Das haben die Nazis schon 1935 gemacht und hieß „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre.“ (Nürnberger Gesetze von 1935) Aber nach Meinung von Kristina Schröder bleibt nicht viel Zeit für Kreativität, damit „das Thema nicht irgendwelchen Rechtspopulisten überlassen“ wird. Es wird ein Wettlauf in den braunen Abgrund. Aus einer aktuellen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung geht hervor, dass sich bereits jeder vierte in Deutschland eine "starke Partei" wünscht, die die "Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert" (TAZ, 14.10.2010).
Wir halten weiter fest: Es wird ungemütlich in Deutschland. Und bemerkenswert ist, dass diese Äußerungen unserer Familienministerin im Gegensatz zu den Äußerungen von Seehofer am gleichen Tag, nicht weiter beachtet werden. Seehofer zog den Schluss, dass "dass wir keine zusätzliche Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen brauchen".
P.S.: Und durch das Grundgesetz will sich die Mehrheit hier sowieso nicht mehr aufhalten lassen. Die bereits genannte Studie zeigt, dass 60 Prozent der Deutschen die Ausübung der Religionsfreiheit für Muslime einschränken wollen.
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