Formidable Wandlung
Es ist schon erstaunlich, welchen Weg die Band genommen hat, die als WARSAW startete, sich dann in JOY DIVISION umbenannte, dann nach dem Tod ihres charismatischen Frontmanns Ian Curtis nochmals umbenannte und seither den Namen NEW ORDER trägt. Die Wandlung der Gruppe ist dabei immer eng mit ihrer Heimatstadt Manchester verknüpft gewesen. Sowohl WARSAW, als auch JOY DIVISION und die frühen NEW ORDER waren stark beeinflusst und inspiriert vom desolaten Zustand Manchesters, Ende der 1970er und der 1980er Jahre, als die Stadt als Relikt einer sterbenden Industrie, der die Politik Margaret Thatchers den Rest gab, praktisch eine
einzige zerstörte Industrieruine war. Entsprechend düster, nihilistisch und hoffnungslos war der Sound der Band. Gleichzeitig hatte sie eine unvergleichliche, kraftvolle Energie, voller Bitternis (wer sich JOY DIVISIONS „Ice Age“ oder „She’s Lost Control“ anhört, kann direkt nachempfinden, was ich meine). Manchester erholte sich langsam über die Jahrzehnte und entwickelte sich bis heute zu einer modernen, aufstrebenden High-Tech-City. Analog dazu entwickelten sich NEW ORDER. Die Musik wurde allmählich freundlicher, elektronischer und bekam Dance-Elemente. In der Gegenwart, bei „Music Complete“ angelangt, ist die Musik der Band so futuristisch, modern und „High-Tech-artig“ wie ihre Heimatstadt. Die einstigen Ikonen der Morbidität haben mit „Music Complete“ tatsächlich sowas wie das perfekte Elektropop-Album geschaffen.
Es wirkt, als sei jeder Ton, jeder Effekt genau so geraten, wie die Band es haben wollte. Die Elektronik ist dabei nie aufgesetzter Zuckerguss, wie bei anderen Combos, die damit weniger virtuos umgehen können. Sie ist integraler Bestandteil der Musik und wird dazu genutzt den Songs genau die Atmosphäre zu geben, welche die Band haben möchte. Mal kommen NEW ORDER wunderschön eingängig, mit catchy Melodie, warmen Synthesizer-Sound, erdigen Schlagzeug- und Akustikgitarrenklängen daher, wie beim Album-Opener und Single „Restless“, mal abgefahren skurril, mit italienischsprachigen Samples wie bei „Tutti Frutti“. An anderer Stelle nehmen die Herrschaften einem Song wie „Singularity“ durch schräge elektronische Effekte die extreme Eingängigkeit und geben ihm Ecken, Kanten und eine Portion düster-bedrohliches, die an die Düsternis der frühen Band-Jahre erinnert.
NEW ORDER spielen mit den technischen Möglichkeiten, machen mit ihren Songs was sie wollen und es funktioniert. Dazu gibt es auch noch relevante gesellschaftskritische Texte, z.B. Kritik an der ruhelosen modernen Gesellschaft, in der nur noch Geld, Konsum und Statussymbole zählen, aber niemand mehr wirkliche Interessen und Anliegen hat („Restless“) oder die Langweiligkeit steril-künstlicher Perfektion („Plastik“). Phantastisch - auch wenn ich alter Düster-Romantiker und absoluter JOY DIVISION-Fan noch immer eine Träne im Knopfloch habe, wenn ich an die frühen Jahre der Band denke…
Mute Artists Ltd./Goodtogo - VÖ: 25.09.2015
Es ist schon erstaunlich, welchen Weg die Band genommen hat, die als WARSAW startete, sich dann in JOY DIVISION umbenannte, dann nach dem Tod ihres charismatischen Frontmanns Ian Curtis nochmals umbenannte und seither den Namen NEW ORDER trägt. Die Wandlung der Gruppe ist dabei immer eng mit ihrer Heimatstadt Manchester verknüpft gewesen. Sowohl WARSAW, als auch JOY DIVISION und die frühen NEW ORDER waren stark beeinflusst und inspiriert vom desolaten Zustand Manchesters, Ende der 1970er und der 1980er Jahre, als die Stadt als Relikt einer sterbenden Industrie, der die Politik Margaret Thatchers den Rest gab, praktisch eine
einzige zerstörte Industrieruine war. Entsprechend düster, nihilistisch und hoffnungslos war der Sound der Band. Gleichzeitig hatte sie eine unvergleichliche, kraftvolle Energie, voller Bitternis (wer sich JOY DIVISIONS „Ice Age“ oder „She’s Lost Control“ anhört, kann direkt nachempfinden, was ich meine). Manchester erholte sich langsam über die Jahrzehnte und entwickelte sich bis heute zu einer modernen, aufstrebenden High-Tech-City. Analog dazu entwickelten sich NEW ORDER. Die Musik wurde allmählich freundlicher, elektronischer und bekam Dance-Elemente. In der Gegenwart, bei „Music Complete“ angelangt, ist die Musik der Band so futuristisch, modern und „High-Tech-artig“ wie ihre Heimatstadt. Die einstigen Ikonen der Morbidität haben mit „Music Complete“ tatsächlich sowas wie das perfekte Elektropop-Album geschaffen.
Es wirkt, als sei jeder Ton, jeder Effekt genau so geraten, wie die Band es haben wollte. Die Elektronik ist dabei nie aufgesetzter Zuckerguss, wie bei anderen Combos, die damit weniger virtuos umgehen können. Sie ist integraler Bestandteil der Musik und wird dazu genutzt den Songs genau die Atmosphäre zu geben, welche die Band haben möchte. Mal kommen NEW ORDER wunderschön eingängig, mit catchy Melodie, warmen Synthesizer-Sound, erdigen Schlagzeug- und Akustikgitarrenklängen daher, wie beim Album-Opener und Single „Restless“, mal abgefahren skurril, mit italienischsprachigen Samples wie bei „Tutti Frutti“. An anderer Stelle nehmen die Herrschaften einem Song wie „Singularity“ durch schräge elektronische Effekte die extreme Eingängigkeit und geben ihm Ecken, Kanten und eine Portion düster-bedrohliches, die an die Düsternis der frühen Band-Jahre erinnert.
NEW ORDER spielen mit den technischen Möglichkeiten, machen mit ihren Songs was sie wollen und es funktioniert. Dazu gibt es auch noch relevante gesellschaftskritische Texte, z.B. Kritik an der ruhelosen modernen Gesellschaft, in der nur noch Geld, Konsum und Statussymbole zählen, aber niemand mehr wirkliche Interessen und Anliegen hat („Restless“) oder die Langweiligkeit steril-künstlicher Perfektion („Plastik“). Phantastisch - auch wenn ich alter Düster-Romantiker und absoluter JOY DIVISION-Fan noch immer eine Träne im Knopfloch habe, wenn ich an die frühen Jahre der Band denke…
Mute Artists Ltd./Goodtogo - VÖ: 25.09.2015