Die internistische Antwort auf "Kill Your Idols"
Wer Jens Rachut bisher nur von seiner musikalischen Seite her kannte (BLUMEN AM ARSCH DER HÄLLE, DACKELBLUT, OMA HANS – um nur die wahrscheinlich bekanntesten zu nennen) hat in mehrerlei Hinsicht schon was verpasst. Ist Rachut doch auch als Schauspieler (unter anderen im "Tatortreiniger" mit Bjarne Mädel sowie an verschiedenen Theatern zu sehen
gewesen) und als Hörspielproduzent tätig (da sollte man sich auf jeden Fall die "Seuchenprinz"-Trilogie durchaus mal zu Gemüte führen). In seiner Eigenschaft als Letzterer hat er mit "Herzinfarkt" ein neues Hörspiel veröffentlicht, das zwar medizinisch nicht unbedingt in allen Punkten als adäquat gelten dürfte (als angehender Arzt nehme ich mir mal die Frechheit raus, das so zu beurteilen), dafür aber eine sehr unterhaltsame Geschichte aus einer eher neuen Perspektive liefert, quasi die internistische Antwort auf "Kill Your Idols" von John Niven. Es geht um die letzten paar Wochen im Leben von Percy Rippenbreaker, der als Musikproduzent nicht nur einem gewissen Erfolgsdruck ausgesetzt zu sein scheint, sondern der auf der anderen Seite auch mit der sozialen Seite seines Berufs eher überfordert wirkt (überall Alkohol, überall Drogen). Die regelmäßigen Anrufe seiner Mutter sorgen für zusätzlichen Stress, Besuche bei einer Psychiaterin helfen auch nur bedingt und eine Kur bringt keinen nachhaltigen Erfolg.
Als Sprecher fallen sehr positiv Bela B. (als Lunge) und Heinz Strunk (als Gallenblase) auf, Felix Göser hält nach Kräften als Percy dagegen. Einigen Leuten dürften die drei Namen wohl schon als Kaufempfehlung reichen, es bliebe zu vermerken, dass auch im Rest des SprecherInnen-Ensembles keinerlei Ausfälle zu verzeichnen sind.
Längere Momente im Stau oder die Republik durchquerende Autofahrten deckt das Hörspiel nicht ganz ab, in einer knappen Stunde haben die letzten Zellen ihre Abschiedsworte halten dürfen, die Geschichte ist aber extrem kurzweilig und einfach gut erzählt.
(Major Label / Broken Silence – VÖ: 30.04.2015) bexx