
Berlin / 19.12.08 in der Columbiahalle: Neben dem Irrgarten, dem Botanischen Garten und dem etwas hippieesken Klanggarten zieht hoffentlich bald auch das Wort „Krachgarten“ in den Duden ein. Steht „unrockbar“ da eigentlich schon drin? Interessanterweise maunzt die automatische Rechtschreibkorrektur bei „unrockbar“ und ist bei „Krachgarten“ still.
Stattdessen fällt ein großer Vorhang und hebt sich gleich wieder ein gutes Stück in die Lüfte - die Technik hat das Ding wohl nichimgriff, was der kleine Mann im Ohr sogleich mit „Na wenn ditt keene Absicht is, wa?“ kommentiert. Er bekommt zur Antwort, das Berlinern sei sofort einzustellen. Zeitgleich erklingen die Riffs der ersten Nummer des neuen Albums „Die Wahrheit übers Lügen“, Der Song heißt übrigens „Nichimgriff“. Kannte mal gucken…
Gibt´s diverse Zugaben? Aber Hallo! Zuerst kommt das rührende und wahrhaftige „Phänomenal egal“. Dann fällt der Vorhang - diesmal aber richtig. Dahinter werden viele große Trommeln auf die Bühne gestellt. „Jetzt kommt die Dancehall/Reggae-Area“ sagt mein Bekannter. Das stimmt so ungefähr, ein Song ist allerdings noch keine Area. Die Drums werden nach dem „Insel“-Song leider schon wieder von auf Handys telefonierenden und in Reih und Glied daher kommenden Männern von der Bühne getragen. Sie sehen ein bisschen aus wie die Grauen Herren aus dem Buch „Momo“. Bei einer weiteren Zugabe, der B-Seite „Wo ist das Problem?“, wird die Band vorgestellt und die Sängerinnen tanzen Can Can. Dieser schöne Song dauert normalerweise knapp zwei Minuten und wird live very extendend dargeboten. Das „Abschiedslied“ darf auch nicht fehlen. Der kleine Mann im Ohr: „You really love this song, don´t you?“ Der Konzert-Besucher: „Shut up!“ Es folgt eine weitere Version von „Zehn“ und als Super-Sonder-Berlin-Zulage (da ein Heimspiel für etliche Bandmitglieder) gibt´s „Wunderbar“. Berliner sind ostens wie westens aus der Prä-Wende-Zeit an Zulagen und Sonderbehandlungen gewöhnt, trotzdem jubeln sie jetzt janz knorke, bestimmt auch viel mehr als die ab und zu von Farin erwähnten Bielefelder, die es so schwer haben mit ihrer Stadt. Jetzt sind deren Einwohner auch noch Klatsch-Motivatoren, da sie ein viel dankbareres Publikum sind als die ollen Berliner, wenn ich es richtig verstanden habe. Es ist nicht so, dass in Berlin keiner klatscht. Nur geben sich die meisten Leute cool und sind total verwöhnt, weil in dieser Stadt ständig tagsüber wie nächstens Karneval in Rio ist. Wie auch im nächsten Sommer, denn dann findet ein Open Air-Konzert vom FARIN URLAUB RACING TEAM in der Wuhlheide statt. Farin zu den Besuchern: „Wenn jeder von Euch fünf Freunde mitbringt, dann wird sie voll!“
Ich hoff mal, alle Konzertbesucher haben fünf Freunde. Jetzt könnte eine Publikumsbeschimpfung starten: „Ey, Ihr Luschen, Ihr habt doch NIEMALS fünf Freunde…!“ aber das ist als Artikelschluss zu riskant. Stattdessen hoffe und glaube ich, das die Fans alle viel mehr als fünf Freunde haben, denen sie erzählen können, wie gut das fast zweieinhalbstündige Konzert in der Columbiahalle war, und wie toll wird es dann erst als Open Air im Sommer, etc... auf dass dann eine super Party steigt. Der kleine Mann im Ohr ist bis dahin unter dem neuen Tomatenbeet im Hinterhof begraben, und vielleicht spielen Farin und das RACING TEAM noch mehr Lieder mit den Trommeln. Das wird schön...!