plypostkarte2006bd8.jpgLetzte Station Berlin: People Like You 10 Years Anniversary Tour!

Berlin / 23.5.2009 im Huxleys: Die letzte Station der 10–Jahre–Jubiläumstour des Dortmunder Labels People like You war am 23.05.2009 in Berlin. Dieses Konzert sollte ursprünglich im Kesselhaus stattfinden, wurde aber aufgrund des extrem gut laufenden Vorverkaufs in das doppelt so große Huxley´s verlegt. Schon gegen 18.30 Uhr sammelten sich die ersten Besucher. Die Türen waren noch zu, aber da das Wetter fantastisch war, ließ man es sich beim ersten Bier des Abends auf dem Parkplatz vor dem Club gut gehen.

Irgendwann gingen die Türen auf und… keiner ging rein! Zu schön war das Wetter, um nicht draußen zu sein. Das bekam die erste Band des Abends, BORN TO LOSE, hart zu spüren. Im Huxleys waren vielleicht
gerade mal 200 Leute, als die Band die Bühne betrat. Der fast quadratische Saal war also noch richtig leer. Allerdings ließ sich BORN TO LOOSE davon nicht irritieren und gab vom ersten Akkord an Gas. Und das kann die Band aus Austin in Texas richtig gut. Sie konnten schon bei ihrer ersten Europatour durch schnell und eingängig gespielte Punkrockmelodien mit markantem Gesang und üppigen Chören begeistern. Die Songs gehen ins Ohr, beißen sich dort fest, und ziehen einen in den Bann. So auch an diesem Abend. Das anwesende Publikum ging während der ersten drei Songs in Richtung Bühne, um zu sehen, was die fünf Texaner da fabrizierten. Die erste Reihe war besetzt, und das nicht nur von Mädchen, sondern auch von einer größeren Skinhead-Fraktion, die diese Band unglaublich abfeierte. Die Zeit, die der Combo zur Verfügung stand, nutzte sie gut und sie konnten überzeugen. Fast jeder, der in Richtung Bühne ging, blieb dort stehen. Es war ein klasse Auftakt. Schade war nur, dass BORN TO LOOSE erst im Laufe ihres Sets in den Genuss der kompletten Musik– und Lichtanlage kam und dass sie als erste Band verheizt wurde. Dafür sind sie einfach zu gut.

Als zweites sollte eigentlich die Berliner Band TOXPACK spielen. Diese tauschte jedoch mit THE CREEPSHOW den Platz. Was nix machte, denn mittlerweile war der Saal gut voll und besonders die Psychobillys warteten gebannt auf die Kanadier um Sängerin Sarah Blackwood. Als sie die Bühne betraten, machten sie dort weiter, wo BORN TO LOSE aufgehört hatten. Nur mit dem Unterschied, dass sie vor mindestens doppelt so viel Leuten spielten. Nachdem während der ersten Songs noch ein bisschen am Sound geschraubt wurde, klang ihre Musik nach dem ersten Viertel sehr gut. Der Kontrabass klickte ordentlich und der mal mädchenhaft-zarte, mal feminin-aggressive Gesang von Sarah gab den Songs das gewisse Etwas. THE CREEPSHOW spielen sehr poppigen Psychobilly / Horrorpunk. Ihr Texte sind zwar genretypisch und eingängig, jedoch keineswegs langweilig. Ein weiteres Markenzeichen ist, das die Stücke ordentlich Tempo haben. Die Psychobillys ließen sich nicht lange zu einem Tänzchen bitten und so gab es vor der Bühne einen ordentlichen Wrecking-Pit. THE CREEPSHOW machten auch an diesem Abend wieder sehr viel Spaß, so dass die 45 Minuten Spielzeit viel zu schnell verging.
 
Als dritte Band des Abends betraten dann TOXPACK aus Berlin die Bühne. Die Band hat viele Bands, insbesondere unter den Punks und Oi-Skins. Mit ihrem Streetcore sprechen sie vielen, vor allem jüngeren Menschen, aus der Seele. Musikalisch sind sie relativ einfach gestrickt, allerdings immer noch besser als viele andere Bands dieses Genres. Der aggressive Sound und der passende Gesang von Sänger Schulle macht TOXPACK zu einer der besseren Streetcore Bands, die Punkrock, Oi und aggressiven Metalcore Sound zu einer neuen Melange zusammen bringt. Das Huxleys war mittlerweile dreiviertel voll und das anwesende Publikum feierte TOXPACK gut ab. Ich dagegen freute mich schon auf die vierte Band: die genialen DEMENTED ARE GO. Punk und Psychobilly in einer einzigartigen Mischung. Es wurde auch nach TOXPACK nicht viel leerer vor der Bühne, denn man wartete gespannt auf die Band aus London.

DEMENTED ARE GO betraten in großartiger Maskerade die Bühne. Sie sahen so aus, als seien sie gerade aus einem Slasher-Movie geflüchtet -. also wie immer. Vor der Bühne wurde es das erste Mal relativ eng und nachdem die Band die ersten Songs gespielt hatte, entwickelte sich auch wieder ein Wrecking-Pit. Die Stimmung war klasse und die richtigen Psychobillys gingen hart aber fair miteinander um. Auf Frauen wurde selbstverständlich aufgepasst und jeder Song wurde ordentlich beklatscht und bejohlt. DEMENTED ARE GO sind trotz (oder gerade weil) es sie schon so lange gibt, eine der Speerspitzen des Psychobilly und immer wieder sehenswert.

Der Höhepunkt des Abends - und sicherlich der Grund für fast alle Besucher, ins Huxleys zu kommen - aber waren die BROILERS aus Düsseldorf. Sie betraten um 23.15 Uhr die Bühne, begleitet vom genialen Intro von “Zurück zum Beton“. Vor der Bühne war es brechend eng, alles drängte nach vorne. Und als die Band den Song anfing zu spielen, wäre der Gesang von Sammy gar nicht nötig gewesen, denn jede Zeile wurde mitgesungen. Jetzt brach endgültig der Damm, das Publikum flippte völlig aus. Ein Riesenpogomob bildete sich vor der Bühne, die Temperaturen stiegen nochmals kräftig an und so gut wie jeder Song wurde von Hunderten von Kehlen mitgesungen. Es war fantastisch und die Band war auch gut drauf. So war Bassistin Ines nicht nur wieder toll am Instrument, sondern flirtete auch so ziemlich jeden Mann in den ersten Reihen an. Sammy legte sich gesangstechnisch super ins Zeug. Der Sound war absolut erste Sahne. Songs wie “Nur die Nacht weiß“, “Ruby Light & Dark“ oder auch “Alles was ich tat“ waren die absoluten Highlights des Abends. Auch wenn manche BROILERS als Emo-Oi bezeichnen, so gibt ihnen der Erfolg Recht. Sicher sind BROILERS keine Oi-Band mehr, sondern mittlerweile eher eine Punkrock-Band mit starken Oi-Wurzeln. Ihr Augenmerk ist gerichtet auf intelligente, nachdenkliche, träumerische und bodenständige Texte. Womit sie für sich ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen haben. Ihre Fanbasis wächst seit Jahren kontinuierlich. Warum das so ist, konnte man an diesem Abend wieder wunderbar sehen: Es passt einfach alles zusammen. Sogar die Orgel, die manche beim Erscheinen des letzten Albums kritisiert hatten, hat inzwischen ihren Platz gefunden und passt perfekt zur Musik. Der Auftritt der Düsseldorfer war ein absolutes Highlight. Nicht nur eines dieses Abends, sondern eines sämtlicher Konzerte, die ich dieses Jahr schon erlebte.

Nach zwei Zugaben ging das Saallicht an und es hieß: schnell ins Kreuzberger Wild at Heart! Dort fand nicht nur die offizielle Aftershowparty statt, sondern es gab sich noch eine weitere Band die Ehre. THE SURF RATS spielten bereits, als wir eintrafen. Wir lauschten noch gut 40 Minuten dieser sehr guten Psychobillyband. Es war zwar ein bisschen „Perlen vor die Säue“, da die meisten Leute nach 5 Bands in den Knochen nicht mehr all zu aktiv waren, aber trotzdem war es ein toller Abschluss eines klasse Abends. Danach gab es noch bis in die frühen Morgenstunden Musik vom DJ.