CURSIVE_live_kleinMit Wucht und gerissenem Resonanzfell!


21.05.2012 – Feierwerk München: An diesem lauen Frühsommerabend habe ich gelernt, dass man auch in einer völlig versnobten Stadt wie München alternativen Spaß haben kann. Es zog mich in die Hansastraße 39, wo sich die Amerikaner CURSIVE sowie das Landshuter Duo THE DOPE on Stage die Ehre geben sollten. Erstere touren nach eigener Auskunft relativ selten in Europa und marschierten bei der aktuellen Tour für nur sechs Gigs in Deutschland ein, von denen der heutige den Abschluss bildete. Hierzulande zählen CURSIVE noch zu den Insider-Tipps, die sich findige Indie-Fans auf dem Campus zuflüstern. Umso frenetischer feierte die Kompakte Menge in der familiären Club-Atmosphäre das Quintett.

 

Doch zunächst zum Eröffnungs-Act THE DOPE. Müsste man die Band in wenigen Worten beschreiben, hieße es wohl „zwei Bärtige und ein Mac“. Für den ultimativen Sound-Boost spielte Sänger Rudi zu Beginn elektronische Samples von dem edlen elektronischen Bandmitglied ab, die manche Stücke zurückhaltend begleiteten. Wirklich darauf angewiesen waren die Songs jedoch nicht, sie kamen auch ohne die zusätzlichen Melodien aus, wie die Band später bewies. Mit dem ersten Titel legten die Bayern ein hartes Brett hin, das melodisch und ziemlich vertrackt daherkam. Rudi schrammelte seine perlweiße Squire mit dem bananengelben Schlagbrett, als wolle er sie in Brand stecken. Leider war der Sound nicht optimal, da der hohe Gesang oft hinter der Gitarre verschwand. Was den sonst positiven Eindruck außerdem etwas schmälerte, war das sehr energische Spiel des Drummers an unpassenden Stellen. Mit etwas zu viel Körper- und Krafteinsatz beschlich mich manchmal der Eindruck, er wolle wiederum die Klampfe kaputtspielen. So ging ein Teil der Dynamik verloren, den die Band auf Platte zu bieten hat. Insgesamt war es dennoch ein gelungener Auftritt.

 

Als die Mannen um Tim Kasher endlich die Bühne enterten, versammelte sich der eingeschworene Fankreis koordiniert wie eine okkulte Gruppe. Der charismatische Frontmann ist ein echter Publikumsmagnet, die anderen Bandmitglieder hingegen machten einen zurückhaltenderen ersten Eindruck, der aufgrund ihrer Bewegungsfreude während des Gigs aber schnell verflog. Die Truppe aus dem Herzen der USA eröffnete ihr Set mit dem zuerst recht getragenen Song „This House Alive“, der erst ab der Hälfte richtig losbricht. Die Luft im Raum wurde dick, die Aufmerksamkeit aller Anwesenheit war komprimiert auf den Bühnenbereich. Mit ihren teils dissonanten und verworrenen mehrstimmigen Gitarren schufen CURSIVE spannende Kontraste. Sie fanden obendrein eine hervorragende Mischung aus gediegenen und explosiven Songs, sodass ihr ausgiebiger Auftritt zu keiner Zeit an Schwung verlor. Auch bei dieser Band brachte der Drummer eine Menge Energie auf seine Kessel, was allein das gerissene Resonanzfell der Bassdrum beweist. Jedoch ging er wesentlich lässiger und sicherer zu Werke als Franz von THE DOPE. Auch ihre älteren Nummern wie „Casualty“ wuchteten gewaltig und rissen die kompakte Menge mit. Zuerst befürchtete ich, das Konzert würde ohne persönlichen Kontakt des Sängers Tim mit dem Publikum enden, da er zwischen den Songs nur die Titel nannte. Überraschend nahm er sich kurz vor Schluss doch ein paar Minuten Zeit, zu witzeln und die Menge nach ihrem Befinden zu fragen: „Also mir geht’s richtig beschissen… ich mach nur Spaß, ich hab eigentlich ganz gute Laune. War´n Witz, ich fühl mich kacke“, plauderte er zu unser aller Belustigung. Nach den zwei Zugaben „Art is Hard“ und „From The Hips“ verabschiedeten sich CURSIVE unter verdientem, tosendem Gejohle und Gepfeife. Zum Ausgang des Abends bewiesen sie erneut Publikumsnähe bei guten, humorvollen Gesprächen an der frischen, um halb drei noch immer lauen Luft.