monsterbash

Fast alle schmissen sich durch die Gegend!

Zum zweiten Mal fand am 21. April 2012 das Monster-Bash in der Berliner C-Halle sowie im C-Club direkt am Flughafen Tempelhof statt. War das letztjährige Line-Up mit unter anderem NOFX und THE DESCENDENTS schon beeindruckend, so wurde es 2012 noch getoppt. Das Konzept, eine kultige Band zu als eine der Headliner (in diesem Jahr als DER Headliner) buchen, die seit vielen Jahren nicht mehr aufgetreten ist, ging gut auf. Die meisten Leute waren gespannt auf den ersten REFUSED-Gig seit vielen Jahren.

Bis dahin gab es viel easy going Zeit zu überbrücken, die sich entweder in einer der beiden Hallen oder aber im "Garten" bzw. auf der Freiläche zwischen beiden Venues gut nutzen ließ.

Die Freifläche war wieder gut gefüllt mit Ständen verschiedener Coleur, allerdings war dieses Jahr keine Halfpipe aufgebaut. Es gab jede Menge vegetarisch und vegan zu essen sowie einen größeren Merchandise-Tempel und einen "Gegen Nazis"-Stand in direkter Nachbarschaft zu einem Infostand von Peta. Die Preise waren moderat was Getränke und Essen anging - so erzählte mir eine Bekannte, sie habe einen leckeren Veggie-Burger für Zwo-Fuffzich gegessen.

Die Vermutung, es sei keine gute Idee das Akustik-Set von Tom Gabel, Chuck Ragan und Dave Hause in dem deutlich kleineren C-Club stattfinden zu lassen, entpuppte sich als richtig. Denn dies wurde von vielen Leuten als interessantes (eher früh am Abend stattfindendes) Highlight gesehen, was dazu führte, dass nicht alle Leute Platz in dem Raum fanden.

Zum Trost konnten sich die Fans immerhin HOT WATER MUSIC anschauen, bei denen Chuck Ragan neben Chris Wollard das Mikro in die Hand nimmt. "Neben" trifft es an diesem Abend wirklich. Die beiden standen ziemlich weit auseinander auf der relativ großen Bühne und kommunizierten nicht so wirklich, sondern sangen jeweils ihre "eigenen" Songs, was handwerklich gut war. Die Band wirkt nach wie vor sympathisch und es war schön, Klassiker wie "Trusty Chords" oder "No division" zu hören, aber so wirklich wollte der Funke nicht überspringen. War das, weil der Focus deutlich weniger auf "Punk" als auf "Rock" lag?

Ganz anders LAGWAGON: hier knallte es von der ersten Minute an, was nicht zuletzt an der energetischen Bühnen-Präsenz von Sänger und Frontmann Joey Cape liegen dürfte. Der hat sich (bis auf ein kleines Bäuchlein, welches mal zu sehen war, als er sein Shirt lüftete) gut gehalten und zeigt sich bestens gelaunt und schlagfertig. Ein spannender Pott Pürree der letzten zwanzig Jahre mit aneinander gereihten Hits in sehr gutem Sound - sauber gespielte, knallig-krachige Nummern mit viel Elan, dazwischen immer mal wieder ein Witzchen auf eigene Kosten oder auf die der anderen Band-Mitglieder. Auf diese Weise wurde jedes Member im Laufe des Gigs vorgestellt. Die Stimmung übertrug sich auf das Publikum und LAGWAGON kamen an diesem Abend sehr gut bei den Fans an.

Bei REFUSED war es dann knackevoll in der C-Halle und es war nicht möglich, näher als 10 Meter an die Bühne ranzukommen - was bei HWM und LAGWAGON noch so einigermaßen geklappt hatte. REFUSED machten es spannend, denn im Gegensatz zu allen vorherigen Bands war die Bühne jetzt durch einen schwarzen Vorhang verdeckt. Es lief ziemlich interessante Elektro-Musik, die immer lauter wurde, bis die Lichter ausgingen, der Vorhang angestrahlt wurde und plötzlich geometrische Zeichen und der Bandname in großen Lettern zu sehen waren.

Diese waren erst durch das Anleuchten erkennbar, da sie aus einem anderen Material als der Vorhang bestanden. Ein hübscher Effekt, über den sich nicht lange nachdenken ließ - denn der Vorhang fiel und REFUSED standen auf der Bühne und legten gleich ordentlich mit "Worms Of The Senses/Faculties Of The Skull" los. Die Leute flippten völlig aus, fast alle in der Halle tanzten und schmissen sich durch die Gegend, was sich während des knapp anderthalbstündigen Gigs nicht wesentlich änderte. "Ruhe" war nur in den letzten Reihen in der Nähe des Ausgangs zu finden. Aber wer wolte an einem so denkwürdigen Abend schon Ruhe haben?

Besonders gut kamen "Rather be dead" an, sowie die Zugaben "New noise" und "Babylon". Sänger Dennis performte zu jedem Lied als ginge es um sein Leben: Er sprang und sang und machte Kapriolen, die genau auf die Musik abgestimmt waren. Hier saß jede Bewegung und es war zu merken, was für ein guter und fitter Frontmann am Werk ist. Dazu passte, dass die anderen Bandmitglieder offensichtlich nicht aus der Übung gekommen sind, denn die häufig vertrackten und mit Breaks vollgepackten Lieder wurden perfekt vorgetragen.

Eine lustige Fußnote dürfte sein, dass REFUSED ihren Hit "Refused are fuckin´ dead" gespielt haben - wohl wissend und bemerkend wie sehr sie an diesem Abend gefeiert wurden und dass sie alles andere als fuckin´ dead, sondern fuckin´ mega-alive sind. Es war der Band deutlich anzumerken wie gut es ihnen gefiel, abgefeiert zu werden. Dennis betonte dies während des Gigs mehrmals. Interessant: er erzählte gleich zweimal davon, wie REFUSED in jüngeren Jahren im Tommy-Weißbecker-Haus (er sprach den Namen ohne Fehler und akzentfrei aus) spielten. Was für einen Sprung die Band seitdem gemacht hat - und das, ohne ihre Glaubwürdigkeit einzubüssen. Es bleibt spannend, wie REFUSED mit diesem Thema umgehen werden, da sie jetzt "zurück" sind. Denn der steigende Bekanntheitsgrad und die resultierenden Folgen waren "damals"

schließlich einer der Auflösungsgründe... wohl wissend, dass sie von der "Masse" sowieso erst entdeckt wurden, nachdem es die Band schon gar nicht mehr gab... inclusive Heavy Rotation auf MTV und einem alternativen "Superhit"... wobei die Filmdoku über die Band dieses Thema etwas anders beleuchtet...

Dennis erzählte: als REFUSED über eine Reunion nachdachten kam auch die Frage auf, ob die Texte und Lieder noch Bestand hätten, da diese geschrieben wurden, als die Bandmitglieder "noch sehr jung waren, Anfang der Neunziger"... und die Jungs merkten: Ja, die Lieder haben Bestand, sogar mehr denn je, denn die Welt ist nicht besser geworden, sondern hat sich in vielen Punkten zum Schlechten gewandelt...

...was sich über das Monster Bash nun wirklich nicht sagen lässt. Auch die zweite Ausgabe war eine gelungene, spannende und spaßige Veranstaltung. Für das kommende Jahr halte ich schon mal ein Plätzchen im Kalender frei.

Denn auch 2013 wird das Festival wieder stattfinden, und zwar größer: von der C-Halle und dem Columbia-Club wird aufs Maifeld im Olympia-Park gezogen. Außerdem findet der Spaß an zwei Tagen statt, und zwar vom 27. April bis zum 28. April. Zudem rocken die Bands einen Tag vorher in München: am 26. April geht es im Kesselhaus und im Zenith zur Sache. Das Line-Up ist ähnlich, die bisher bestätigten Headliner sind die gleichen: PENNYWISE, POLAR BEAR CLUB, LESS THAN JAKE und RISE AGAINST.