Mit PENNYWISE, BAD RELIGION, NOFX & CASPER
Eschwege, 09.08.2013: Der Freitag des diesjährigen Open Flair Festival stellte quasi den feuchten Traum meines 16jährigen Ichs dar: PENNYWISE, BAD RELIGION und NOFX hintereinander weg. Und zum Abschluss folgte dann auch noch CASPER als Headliner. Die Notwendigkeit meiner Anwesenheit durfte
also als gegeben vorausgesetzt werden. Und so machte ich mich auf den Weg nach Eschwege, einer (wie es beim Durchfahren schien) idyllischen Kleinstadt irgendwo im hessischen Nichts. Das Festival verteilt sich auf mehrere Bühnen, die sich über die Stadt erstrecken aber alle fußläufig ohne größeren Aufwand erreichen lassen.
PENNYWISE sind nur PENNYWISE mit Jim am Mikro. Punkt. Da ändert auch das unerwartet gute Album mit Zoli Teglas als Aushilfssänger nix dran. Da sich Band und Sänger wieder miteinander angefreundet haben, stand den Shows mit dem über Jahre hinweg bekannten Line-Up nichts im Weg, zumal Zoli offenbar auch nach wie vor an einer Rückenverletzung / Bandscheibenvorfall laboriert und nicht wirklich einsatzfähig zu sein scheint. PENNYWISE lassen nichts anbrennen und spielen sich munter durch ein gelungenes Best Of-Set inklusive Huldigung an MCA und die BEASTIE BOYS und dem Cover von "Wouldn't It Be Nice". Höhepunkt und letzter Song im Set ist wie gehabt "Bro Hymn", das die Meute vor der Bühne in Partystimmung versetzen kann.
BAD RELIGION sind ja eher die elder Statesmen des Punk, zeigen aber auf den Shows in diesem Jahr, dass man auch in deutlich ergrautem (Jay Bentley) Zustand nach wie vor in der Lage ist, jede Form von Konkurrenz an die Wand zu spielen. Eine wilde Show und Springerei auf der Bühne hat man bei BAD RELIGION eh noch nie erlebt und so liefert die Band das ab, was man von ihr erwartet: Haufenweise Hits - dieses Jahr gepaart mit den sich sehr gut einfügenden Stücken des neuen Albums "True North". Greg Graffin macht ein paar trocken-unterhaltsame Ansagen und mit der Setlist konnte man ansonsten eh nix weiter anbrennen lassen. Spiel, Satz und Sieg.
Fat Mike erklärt schon zu Beginn der Show, dass sich die Fans auf einen hohen Redeanteil einstellen müssen, weil man keine Lust habe, 75 Minuten lang zu spielen, denn NOFX dürfen (müssen) 75 Minuten ran. Dann nimmt die Geschichte sehr schnell an Fahrt auf und NOFX demonstrieren mal wieder eindrucksvoll, dass sie sich einen Dreck um Kritiken scheren, sowieso das machen, was ihnen Spaß macht und über sich und das Publikum (vielleicht auch in umgekehrter Reihenfolge) sehr gut lachen können. Die Zusammenstellung der Songs lässt auch hier keinerlei Wünsche offen und lässt eine ziemlich aufgedrehte Menge vor der Bühne zurück.
CASPER als Headliner auf der gleichen Bühne wie drei der Bands, mit denen er und seine Combo aufgewachsen sind? Diese Frage hatte bei den Musikern im Vorfeld schon für eine gewisse Nervosität gesorgt, denn man war sich nicht sicher, ob der Bruch zwischen den drei vorhergehenden Bands und der eigenen Show nicht vielleicht ein bisschen zu krass würde ausfallen. Doch schon beim Intro zeigt sich, dass eine Vielzahl der Anwesenden offenbar auf CASPER gewartet hatte. Der Jubel ist unbeschreiblich und Eschwege verwandelt das Festivalgelände in eine Staubwüste. Die Menge macht gut mit und so bleibt CASPER als Dirigent und Stimmungsmacher ein vergleichsweise dankbarer Job zu erledigen, den er wie gehabt mit vollem Einsatz abliefert. Das eingeschobene "BGS" wird gleich zwei Mal gespielt, weil der Einzähler sich beim ersten Anlauf als zu langsam erwies. Ansonsten gibt es das ganz große Kino in Form der "XOXO"-Songs und einigen Klassikern und eine rundum gelungene Pyroshow, die CASPER beim ersten Zünden beinahe gegrillt hätte. Ein Erfolg auf ganzer Linie, der die Spannung auf die neuen Songs vom Album "Hinterland" anheizte.