Deap Vally 7Von Betonpilzen und Häkelkursen

DEAP VALLY klingen, als hätten WOLFMOTHER und PEACHES dreckigen Sex gehabt. Oder eben ähnlich wie die WHITE STRIPES. Nicht nur wegen des Sounds ihres ersten Albums „Sistrionix“ von 2013, sondern auch wegen der Besetzung: ein Duo mit Gitarre und Schlagzeug. Und was für eins! Ich jedenfalls glaube nicht, dass sich Lindsey Troy (guitar, vocals) und Julie Edwards (drums and vocals) beim Häkelkurs kennengelernt haben, so wie sie es selbst in Interviews verbreiten.

Die Wortspiele des Bandnamens passen schon besser zum Sound als die Häkelkurslegende. Valley Girls ist eine gruppenspezifische Beschreibung für das upper-middle-class-living irgendwo im Dreiecksuniversum zwischen Einkaufszentrum, Solarium und Diskothek Anfang der 80er Jahre in Kalifornien. Oder der Name ist eine Anspielung an den Film „Deep in the Valley“ (2009) bzw. in deutsch „Im tiefen Tal der Superbabes“ in Anlehnung an den Riesentittenhit „Im tiefen Tal der Superhexen“. Keine Frage: ab ins Rosi‘s. Insbesondere weil der leicht falsch geschriebene Bandname - im Zeitalter von Googel immer von Vorteil - zeigt, dass die Mädels auch noch was im Kopf haben.

Deap Vally 1Gegenüber vom Club in der Revaler Straße sind die letzten Brachflächen Friedrichshains den Betonpilzen zum Opfer gefallen, die sich in ihrer Schönheit vor keinen Produkten anderer Immobilienblasen verstecken müssen. Vor dem Club die übliche Szenerie in Berlins Ausgehbezirken: Drogendealer, Flaschensammler und junges Partyvolk. Irgendwo dazwischen Conny und ich auf dem Weg zum female Rock’n’Roll Duo DEAP VALLY.

Die Betonpilze sind hässlich. Bloß zahlen und rein in die 90er-Jahre-Oase des Rosi‘s. Die Befürchtung, dass DEAP VALLY sich nach der Veröffentlichung ihres zweiten und aktuellen Albums „Femejism“ als Insidertipp schon etwas herumgesprochen hatten, bestätigt sich durch die komprimierte Menschenmasse im Konzertraum. Mit Schnell-Mal-Reingehen ist nicht. Wir müssen uns den Weg brutal durch die Masse bohren, die sich zum ersten Song „End of the world“ (Smashhit des ersten Albums „Sistrionix“ mit ca. 750.000 Clicks auf youtube) zu gefühltem Granit verdichtet hatte.

Deap Vally 2
Der durch die Wärme kondensierte Schweiß tropft von der Decke. Es war alles für eine sexy Rock’n’Roll-Messe angerichtet. Und die beiden Ladys liefern ab. Selbstverständlich auch die beiden anderen Hits des ersten Albums „Gonna make my own money“ (youtube 700.000 clicks) und „Baby i call hell“.


Einige der Gäste geben freiwillig auf, weil sie den niedrigen Sauerstoffgehalt und die Hitze nicht mehr aushalten. Andere können sich nicht frei entscheiden, weil sie ohnmächtig rausgetragen werden. In jedem Fall wurde dadurch die Masse ausreichend dekomprimiert, so dass der Weg zur Bühne nun möglich ist. In der ersten Reihe haben sich die harten Genießer und die Koks-Pärchen festgesetzt. Um Euch zu beweisen, wie heiß es diesen Abend wirklich zugeht habe ich für Euch ein Video gedreht: Der Opener „Royal Jelly“ vom Album „Femejism“, das 2015 rauskam und vom Sound ein bisschen den Rock der 70er Jahre angebohrt hat…

Artikel & Fotos: bigat