Ein bisschen Grind muss sein!
Jüterbog/1.-3. Mai 2008 im Alten Lager: Nicht allzu weit von Berlin entfernt versammeln sich in der Brandenburger Provinz zwischen idyllischen Wäldern und Feldern Jahr für Jahr die Freunde und Freundinnen des Death Metal und Grindcore. Die 11. Auflage des "FUCK" bietet also in abgeschiedener Ruhelage erneut eine illustre Mischung von Bands, die dem ...
... kommerziellen Erfolg allein durch ihre brutal-extreme Musik von vornherein abschwören. So brechen feiernde Leute, lärmende E-Gitarren und polternde Drums in die ostdeutsche Stille ein. Kaum hat man sich nach der Anreise am Freitagnachmittag kurz orientiert und eingestimmt, geht es auch schon los:
NECROPATHIA
Die Polen scheinen ganz offensichtlich hoch erfreut wegen ihrer Einladung zum "FUCK" und verkünden dies auch gleich auf der Bühne. Mit Rock'n´Roll/Punk/Grind-Klängen bringen sie direkt ein wenig Abwechslung in das ansonsten sehr Metal-lastige Festivalgeschehen. Schlecht ist es nicht, aber zu großen Beifallsstürmen lässt sich auch kaum jemand hinreißen, außer zwei feierwütige Mädels, die eh das gesamte Wochenende vor der Bühne verbringen und tanzend jede Band unterstützen. Kompliment jedenfalls für diese Kondition!
SPAWN
Die Berliner versprechen seit vielen Jahren Death Metal pur und sind nicht nur in diesen Breitengraden ein gefragter Live-Act. Vor der Bühne findet sich schnell ein kleiner Moshpit zusammen, der Sänger Matt lautstark supportet, als dieser einen Song als Kampfansage gegen Pädophile ankündigt. Krachend und explosiv schleudern SPAWN ihre Mucke durch die Boxen, wobei der Frontmann allerdings für unseren Geschmack manchmal durchaus ein wenig hölzern agiert. Mit ihrem Klassiker "Haemoglobin" vom geilen "Human Toxin"-Album beenden die Hauptstädter ihren Set und hinterlassen überwiegend zufriedene Zuhörer.
GRIND INC.
Diese Band aus Nordrhein-Westfalen (die sich auf ihrer Website sympathischerweise als Anhänger des Bundesliga-Aufsteigers Borussia Mönchengladbach outet) zockt derben Death/Grind, der mit zwei Sängern Erinnerungen an Old School Grind-Bands à la EXTREME NOISE TERROR aufkommen lässt. Allerdings klingen GRIND INC. wesentlich metallischer als die Genannten und verzichten auch auf deren chaotische Noise-Einlagen. Insofern könnte man das Quintett glatt als Death Metal Band mit Grindcore-Einschlag bezeichnen. Der Schwerpunkt des Sets liegt natürlich auf ihren bislang drei veröffentlichten Alben, vor allem auf Songs vom aktuellen Nackenbrecher "Sudden State of Hate". Die beiden Schreihälse Christoph und Thomas sind dann auch die optisch und musikalisch herausstechendsten Akteure der Krefelder, die vom Publikum verdientermaßen eine gute Resonanz bekommen. Brutal und extrem kloppen GRIND INC. ihre Songs nach vorne und rechtfertigen so ihre Einladung zum FTC 2008.
An den leider nur spärlich frequentierten gastronomischen Einrichtungen auf dem Festival-Gelände kann sich der erschöpfte Grindcore-Freak nach einem kurzen Plausch mit MASTER-Legende Paul Speckmann am Merchandise-Stand z.B. mit leckerem Knoblauchbrot, Currywurst, wohlschmeckenden Nudeln oder Broilern stärken. Das Bier ist gut und günstig, Cocktails und Kurze im Sinne des Festivalnamens sogar spottbillig. Der kleine aber feine Metalmarkt bietet eine recht ordentliche Auswahl und die Duschen im Backstagebereich stehen vormittags gegen einen 1 Euro Gebühr auch den Besuchern offen. Aufgrund der sich am Vorabend der 5°C-Marke nähernden Nachttemperatur versammelt sich eine ansehnliche Masse an Fans um das wärmende Lagerfeuer.
PURGATORY
Ein immer wieder gern gesehener Festival-Gast ist das Leipziger Death Metal-Urgestein PURGATORY. So ballerte der Vierer Songs aus seinem großen Repertoire in die nachmittäglich gut gefüllte Runde. Einer fehlt jedoch. Auf seinem T-Shirt prangt es in großen Lettern, aber Sänger Dreier verkündet es auch lautstark: "Gott ist heute nicht hier!" Damit angesagt, knüppeln PURGATORY das blasphemisch-satanische "Luciferic" in die Meute und bekommen für diese Darbietung ehrlichen Beifall und einige lautstarke Schreie zu hören. Bassist Peter und Gitarrist René schwingen im Laufe des Gigs immer ordentlich die Matten, was auch einige Fans veranlasst, es ihnen gleich zu tun. Der Sound ist bei PURGATORY leider nicht ganz so knallig wie bei zwei, drei anderen Bands, aber der tief-düsteren Atmosphäre ihrer Songs tut das keinen sonderlichen Abbruch. Kurzweilig vergehen die 45 Minuten und schon ist ein starker Auftritt schon wieder beendet.
EXCREMENTORY GRINDFUCKERS
"Es ist Zeit für ein bisschen Zärtlichkeit" proklamieren dann die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS zum schmalztriefenden Intro vom "Titanic"-Titelsong. Von wegen! Kurze Pause, zack, und die Grindorgie kann beginnen! Die Stimmung vor der Bühne ist bei keiner anderen Band auf dem Festival so ausgelassen und positiv wie beim Gig der aberwitzigen Niedersachsen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht wird zu Cover-Hits wie "I´ve been looking for Grindcore", "It´s the final Grinddown", "Tanze Grindcore mit mir - tanze Grindcore die ganze Nacht!" oder Eigenkompositionen wie "Staatsgrind Nr. 1" mitgesungen, geschunkelt, gepogt und getanzt. Das Bühnengeschehen verlagert sich dabei auch in den Fotograben und den Zuschauerbereich, selbst die immer nette und hilfsbereite Security wird augenzwinkernd in die Show mit einbezogen. Auch ungewöhnliche Instrumente wie C-Flöte und Trompete bringen die GRINDFUCKERS zum Einsatz. Mit Witz und Charme sind sich die Hannoveraner nicht zu fein, sich selbst auf die Schippe zu nehmen und können so das komplette Publikum auf ihre Seite ziehen. Selten macht ein Metal-Konzert so viel Spaß und die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS können den Erfolg für sich verbuchen, die heimlichen Headliner des Festivals zu sein.
DENIAL FIEND
"MASSACRE ohne Steve Swanson" könnte man ja beinahe sagen, stehen im DENIAL FIEND Line-Up doch mit Kam Lee, Terry Butler, Curtis Beeson und Sam Williams alle vier derzeitigen MASSACRE-Mitstreiter. Aber damit täte man DENIAL FIEND unrecht, denn ihre Musik unterscheidet sich durch einen deutlichen Hardcore-Einschlag und durchaus klassische Metal-Song-Strukturen klar vom groovenden Death Metal der Bruderband. Erst 2006 gegründet, verwirklichen die Musiker in DENIAL FIEND ihre derzeitige küntlerische Freiheit fernab von festgefahrenen Schemata a la SIX FEET UNDER oder NASTY SAVAGE. Insofern ist die Musik auch relativ schwer zugänglich und die Songs sind beim Publikum offenbar auch kaum bekannt. Trotzdem will natürlich kaum jemand den Auftritt der Veteranen verpassen und die Gelegenheit, einer Bass-Legende wie Terry Butler aus nächster Nähe mal auf die Finger zu schauen bekommt man natürlich auch nicht alle Tage. Kam Lee plaudert vergnügt mit den ersten Reihen und lässt sich immer wieder zu einem Scherz hinreißen. Dazwischen brüllt er uns Texte über Horrorfilme aller Jahrzehnte entgegen und vergrößert so die Vorfreude auf das bald folgende MASSACRE-Konzert. Aber dazwischen kommen ja noch ...
HOLOCAUSTO CANIBAL
Zum donnernd-grollenden Intro erscheinen die vier portugiesischen Grindcore-Kannibalen spektakulär blutverschmiert in tiefrotes Licht getaucht und weisen durch ihr Outfit (weiße Kittel und Chirurgen-Mundschutz) schon mal die Richtung, was die erwartungsfrohen Fans geboten bekommen: Brachialer Death/Grind, infernalische Geschwindigkeit und tief gurgelnder "Gesang" regieren ab sofort auf der Bühne! Der Funke springt direkt über und das Publikum nimmt diese kompromisslose Darbietung begeistert auf. Eine Augenweide ist die Technik, mit der Gesang und Headbanging durch den Sänger perfekt kombiniert werden. Dazu blasten die Gitarren alles weg, was sich in den Weg stellt und der Rezensent bekommt vor Überwältigung beinahe Tränen in die Augen. Brutaler, schneller und wahnsinniger kann eine Death/Grindcore-Performance kaum sein. Die kommenden 50 Minuten mit einem Querschnitt durch die HOLOCAUSTO CANIBAL-Alben "Opusgenitalia" und "Sublime Massacre Corporeo" vergehen wie im Flug und am Ende steht die Gewissheit, eine der gigantischsten Live-Bands unserer Zeit gesehen zu haben! Ganz großes Kino!
MASSACRE
Sehnsüchtig erwartet man danach natürlich den Headliner des Wochenendes: Die Florida-Boys MASSACRE um den legendären Sänger Kam Lee können es einfach nicht lassen. Befürchtete man vergangenen Herbst bereits, dass die "Re-Animated Tour" der Schlusspunkt unter die Band-History gewesen sei, so durfte man bei der Ankündigung des FTC-Billings glücklich sein, diese wegweisende Band doch noch einmal sehen zu dürfen. "Ding ding ding ..." klirrt das Ride-Becken und ab geht die Reise in die tiefsten Sümpfe der Everglades und der menschlichen Urängste: "Dawn of Eternity" hat 17 Jahre nach seinem Erscheinen keinen Deut von seiner Faszination verloren. Im Gegenteil, die Zeit hat diesen Klassiker des Death Metal erst so richtig reifen lassen und sämtliche Anwesende versammeln sich vor der Bühne, um diesen Evergreen unserer Musik noch einmal gebührend abzufeiern! Kam Lee zeigt sich äußerst vergnügt und überbrückt die Pausen zwischen den Songs immer wieder mit lustigen Ansagen, Anekdoten um den unvergessenen Chuck Schuldiner und Ansprachen ans Volk. Das "From Beyond"-Album wird fast komplett zum besten gegeben und man hat den Eindruck, dass Terry Butler, Steve Swanson und Co. sichtlich Spaß an ihrem Engagement haben. Jeder Zuhörer weiß, dass hier etwas ganz Besonderes zu Gehör gebracht wird und so braten die Gitarreros in allerbester Old-School-Manier ihre zeitlosen Riffs durch die PA direkt in die Gehörgänge ihrer Jünger. Mein persönliches Festival-Highlight ist dann aber die Intonation des Songs "Legion of Doom" vom ersten Demo "Death by Metal" der DEATH-Vorläuferband MANTAS um Kam Lee und "Evil" Chuck. Dieser Song sollte 1984 die Initialzündung für die Gründung einer der einflussreichsten Szenen der Metal-Geschichte werden: Der Florida-Death-Metal war geboren! Für mich als Fan der ersten Stunde kommt die Gabe dieses Meilensteins einer Hommage an die ganze Szene gleich, eine rührende Erinnerung an den viel zu früh verstorbenen Schuldiner und ein melancholischer Schlussakkord eines fantastischen Festivals, das durch tolle Partystimmung und erstklassige Live-Performance immer in unserer Erinnerung bleiben wird. Auf ein Neues 2009!!
Das 11. FTC kann man nur als rundum gelungen, mit allseits freundlichen Organisatoren und Mitarbeitern bezeichnen. Wir hoffen auf das 12. "FUCK" im nächsten Jahr ... dann mit einer größeren Besucherzahl, die das sympathische kleine Festival definitiv verdient hätte.
Jüterbog/1.-3. Mai 2008 im Alten Lager: Nicht allzu weit von Berlin entfernt versammeln sich in der Brandenburger Provinz zwischen idyllischen Wäldern und Feldern Jahr für Jahr die Freunde und Freundinnen des Death Metal und Grindcore. Die 11. Auflage des "FUCK" bietet also in abgeschiedener Ruhelage erneut eine illustre Mischung von Bands, die dem ...
... kommerziellen Erfolg allein durch ihre brutal-extreme Musik von vornherein abschwören. So brechen feiernde Leute, lärmende E-Gitarren und polternde Drums in die ostdeutsche Stille ein. Kaum hat man sich nach der Anreise am Freitagnachmittag kurz orientiert und eingestimmt, geht es auch schon los:
NECROPATHIA
Die Polen scheinen ganz offensichtlich hoch erfreut wegen ihrer Einladung zum "FUCK" und verkünden dies auch gleich auf der Bühne. Mit Rock'n´Roll/Punk/Grind-Klängen bringen sie direkt ein wenig Abwechslung in das ansonsten sehr Metal-lastige Festivalgeschehen. Schlecht ist es nicht, aber zu großen Beifallsstürmen lässt sich auch kaum jemand hinreißen, außer zwei feierwütige Mädels, die eh das gesamte Wochenende vor der Bühne verbringen und tanzend jede Band unterstützen. Kompliment jedenfalls für diese Kondition!
SPAWN
Die Berliner versprechen seit vielen Jahren Death Metal pur und sind nicht nur in diesen Breitengraden ein gefragter Live-Act. Vor der Bühne findet sich schnell ein kleiner Moshpit zusammen, der Sänger Matt lautstark supportet, als dieser einen Song als Kampfansage gegen Pädophile ankündigt. Krachend und explosiv schleudern SPAWN ihre Mucke durch die Boxen, wobei der Frontmann allerdings für unseren Geschmack manchmal durchaus ein wenig hölzern agiert. Mit ihrem Klassiker "Haemoglobin" vom geilen "Human Toxin"-Album beenden die Hauptstädter ihren Set und hinterlassen überwiegend zufriedene Zuhörer.
GRIND INC.
Diese Band aus Nordrhein-Westfalen (die sich auf ihrer Website sympathischerweise als Anhänger des Bundesliga-Aufsteigers Borussia Mönchengladbach outet) zockt derben Death/Grind, der mit zwei Sängern Erinnerungen an Old School Grind-Bands à la EXTREME NOISE TERROR aufkommen lässt. Allerdings klingen GRIND INC. wesentlich metallischer als die Genannten und verzichten auch auf deren chaotische Noise-Einlagen. Insofern könnte man das Quintett glatt als Death Metal Band mit Grindcore-Einschlag bezeichnen. Der Schwerpunkt des Sets liegt natürlich auf ihren bislang drei veröffentlichten Alben, vor allem auf Songs vom aktuellen Nackenbrecher "Sudden State of Hate". Die beiden Schreihälse Christoph und Thomas sind dann auch die optisch und musikalisch herausstechendsten Akteure der Krefelder, die vom Publikum verdientermaßen eine gute Resonanz bekommen. Brutal und extrem kloppen GRIND INC. ihre Songs nach vorne und rechtfertigen so ihre Einladung zum FTC 2008.
An den leider nur spärlich frequentierten gastronomischen Einrichtungen auf dem Festival-Gelände kann sich der erschöpfte Grindcore-Freak nach einem kurzen Plausch mit MASTER-Legende Paul Speckmann am Merchandise-Stand z.B. mit leckerem Knoblauchbrot, Currywurst, wohlschmeckenden Nudeln oder Broilern stärken. Das Bier ist gut und günstig, Cocktails und Kurze im Sinne des Festivalnamens sogar spottbillig. Der kleine aber feine Metalmarkt bietet eine recht ordentliche Auswahl und die Duschen im Backstagebereich stehen vormittags gegen einen 1 Euro Gebühr auch den Besuchern offen. Aufgrund der sich am Vorabend der 5°C-Marke nähernden Nachttemperatur versammelt sich eine ansehnliche Masse an Fans um das wärmende Lagerfeuer.
PURGATORY
Ein immer wieder gern gesehener Festival-Gast ist das Leipziger Death Metal-Urgestein PURGATORY. So ballerte der Vierer Songs aus seinem großen Repertoire in die nachmittäglich gut gefüllte Runde. Einer fehlt jedoch. Auf seinem T-Shirt prangt es in großen Lettern, aber Sänger Dreier verkündet es auch lautstark: "Gott ist heute nicht hier!" Damit angesagt, knüppeln PURGATORY das blasphemisch-satanische "Luciferic" in die Meute und bekommen für diese Darbietung ehrlichen Beifall und einige lautstarke Schreie zu hören. Bassist Peter und Gitarrist René schwingen im Laufe des Gigs immer ordentlich die Matten, was auch einige Fans veranlasst, es ihnen gleich zu tun. Der Sound ist bei PURGATORY leider nicht ganz so knallig wie bei zwei, drei anderen Bands, aber der tief-düsteren Atmosphäre ihrer Songs tut das keinen sonderlichen Abbruch. Kurzweilig vergehen die 45 Minuten und schon ist ein starker Auftritt schon wieder beendet.
EXCREMENTORY GRINDFUCKERS
"Es ist Zeit für ein bisschen Zärtlichkeit" proklamieren dann die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS zum schmalztriefenden Intro vom "Titanic"-Titelsong. Von wegen! Kurze Pause, zack, und die Grindorgie kann beginnen! Die Stimmung vor der Bühne ist bei keiner anderen Band auf dem Festival so ausgelassen und positiv wie beim Gig der aberwitzigen Niedersachsen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht wird zu Cover-Hits wie "I´ve been looking for Grindcore", "It´s the final Grinddown", "Tanze Grindcore mit mir - tanze Grindcore die ganze Nacht!" oder Eigenkompositionen wie "Staatsgrind Nr. 1" mitgesungen, geschunkelt, gepogt und getanzt. Das Bühnengeschehen verlagert sich dabei auch in den Fotograben und den Zuschauerbereich, selbst die immer nette und hilfsbereite Security wird augenzwinkernd in die Show mit einbezogen. Auch ungewöhnliche Instrumente wie C-Flöte und Trompete bringen die GRINDFUCKERS zum Einsatz. Mit Witz und Charme sind sich die Hannoveraner nicht zu fein, sich selbst auf die Schippe zu nehmen und können so das komplette Publikum auf ihre Seite ziehen. Selten macht ein Metal-Konzert so viel Spaß und die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS können den Erfolg für sich verbuchen, die heimlichen Headliner des Festivals zu sein.
DENIAL FIEND
"MASSACRE ohne Steve Swanson" könnte man ja beinahe sagen, stehen im DENIAL FIEND Line-Up doch mit Kam Lee, Terry Butler, Curtis Beeson und Sam Williams alle vier derzeitigen MASSACRE-Mitstreiter. Aber damit täte man DENIAL FIEND unrecht, denn ihre Musik unterscheidet sich durch einen deutlichen Hardcore-Einschlag und durchaus klassische Metal-Song-Strukturen klar vom groovenden Death Metal der Bruderband. Erst 2006 gegründet, verwirklichen die Musiker in DENIAL FIEND ihre derzeitige küntlerische Freiheit fernab von festgefahrenen Schemata a la SIX FEET UNDER oder NASTY SAVAGE. Insofern ist die Musik auch relativ schwer zugänglich und die Songs sind beim Publikum offenbar auch kaum bekannt. Trotzdem will natürlich kaum jemand den Auftritt der Veteranen verpassen und die Gelegenheit, einer Bass-Legende wie Terry Butler aus nächster Nähe mal auf die Finger zu schauen bekommt man natürlich auch nicht alle Tage. Kam Lee plaudert vergnügt mit den ersten Reihen und lässt sich immer wieder zu einem Scherz hinreißen. Dazwischen brüllt er uns Texte über Horrorfilme aller Jahrzehnte entgegen und vergrößert so die Vorfreude auf das bald folgende MASSACRE-Konzert. Aber dazwischen kommen ja noch ...
HOLOCAUSTO CANIBAL
Zum donnernd-grollenden Intro erscheinen die vier portugiesischen Grindcore-Kannibalen spektakulär blutverschmiert in tiefrotes Licht getaucht und weisen durch ihr Outfit (weiße Kittel und Chirurgen-Mundschutz) schon mal die Richtung, was die erwartungsfrohen Fans geboten bekommen: Brachialer Death/Grind, infernalische Geschwindigkeit und tief gurgelnder "Gesang" regieren ab sofort auf der Bühne! Der Funke springt direkt über und das Publikum nimmt diese kompromisslose Darbietung begeistert auf. Eine Augenweide ist die Technik, mit der Gesang und Headbanging durch den Sänger perfekt kombiniert werden. Dazu blasten die Gitarren alles weg, was sich in den Weg stellt und der Rezensent bekommt vor Überwältigung beinahe Tränen in die Augen. Brutaler, schneller und wahnsinniger kann eine Death/Grindcore-Performance kaum sein. Die kommenden 50 Minuten mit einem Querschnitt durch die HOLOCAUSTO CANIBAL-Alben "Opusgenitalia" und "Sublime Massacre Corporeo" vergehen wie im Flug und am Ende steht die Gewissheit, eine der gigantischsten Live-Bands unserer Zeit gesehen zu haben! Ganz großes Kino!
MASSACRE
Sehnsüchtig erwartet man danach natürlich den Headliner des Wochenendes: Die Florida-Boys MASSACRE um den legendären Sänger Kam Lee können es einfach nicht lassen. Befürchtete man vergangenen Herbst bereits, dass die "Re-Animated Tour" der Schlusspunkt unter die Band-History gewesen sei, so durfte man bei der Ankündigung des FTC-Billings glücklich sein, diese wegweisende Band doch noch einmal sehen zu dürfen. "Ding ding ding ..." klirrt das Ride-Becken und ab geht die Reise in die tiefsten Sümpfe der Everglades und der menschlichen Urängste: "Dawn of Eternity" hat 17 Jahre nach seinem Erscheinen keinen Deut von seiner Faszination verloren. Im Gegenteil, die Zeit hat diesen Klassiker des Death Metal erst so richtig reifen lassen und sämtliche Anwesende versammeln sich vor der Bühne, um diesen Evergreen unserer Musik noch einmal gebührend abzufeiern! Kam Lee zeigt sich äußerst vergnügt und überbrückt die Pausen zwischen den Songs immer wieder mit lustigen Ansagen, Anekdoten um den unvergessenen Chuck Schuldiner und Ansprachen ans Volk. Das "From Beyond"-Album wird fast komplett zum besten gegeben und man hat den Eindruck, dass Terry Butler, Steve Swanson und Co. sichtlich Spaß an ihrem Engagement haben. Jeder Zuhörer weiß, dass hier etwas ganz Besonderes zu Gehör gebracht wird und so braten die Gitarreros in allerbester Old-School-Manier ihre zeitlosen Riffs durch die PA direkt in die Gehörgänge ihrer Jünger. Mein persönliches Festival-Highlight ist dann aber die Intonation des Songs "Legion of Doom" vom ersten Demo "Death by Metal" der DEATH-Vorläuferband MANTAS um Kam Lee und "Evil" Chuck. Dieser Song sollte 1984 die Initialzündung für die Gründung einer der einflussreichsten Szenen der Metal-Geschichte werden: Der Florida-Death-Metal war geboren! Für mich als Fan der ersten Stunde kommt die Gabe dieses Meilensteins einer Hommage an die ganze Szene gleich, eine rührende Erinnerung an den viel zu früh verstorbenen Schuldiner und ein melancholischer Schlussakkord eines fantastischen Festivals, das durch tolle Partystimmung und erstklassige Live-Performance immer in unserer Erinnerung bleiben wird. Auf ein Neues 2009!!
Das 11. FTC kann man nur als rundum gelungen, mit allseits freundlichen Organisatoren und Mitarbeitern bezeichnen. Wir hoffen auf das 12. "FUCK" im nächsten Jahr ... dann mit einer größeren Besucherzahl, die das sympathische kleine Festival definitiv verdient hätte.