Ein Interview kann tagelang den Schlaf rauben!
Nur eine kleine Lesepause hat uns Frank Schäfer gegönnt. Gerade hat man „Kleinstadtblues“ leise lächelnd oder unverstanden zur Seite gelegt, schon erscheint wieder ein dünnes Bändchen mit allerlei Schreibkram. Diesmal besuchte Schäfer Schriftsteller, trank denen den Kaffee weg und friemelte dann Texte zusammen, die interessant und spannend sind. In ehrfurchtsvoller Bückhaltung führte ich ein Interview durch.
W: Warum hast du gerade diese zehn Schriftsteller ausgewählt?
Frank Schäfer: Ein bisschen Zufall ist dabei, die Texte sind ja in den letzten fünf Jahren entstanden und hatten zunächst einen Anlass: einen 60. Geburtstag wie im Falle Wolf Wondratscheks, einen Bachmann-Preis wie bei Peter Glaser oder einfach nur ein neues gutes Buch, das mich interessiert hat, etwa Eugen Egners Erzählungsband „Gift Gottes“ damals. Obwohl ein neues Buch allein nicht ausgereicht hätte, um mich in dieser Form und auch in dieser Länge mit dem Autor auseinander zu setzen. Da musste mich schon das Gesamtwerk irgendwie affizieren – so sehr, dass ich dann eben auch eine Zeitschriftenredaktion mitreißen konnte, denn hier sind die Texte ja zunächst erschienen. Die Auswahl war dann ganz einfach. Ich habe einfach die Texte genommen, die mir am gelungensten erschienen. So ganz stimmt das aber auch nicht, zunächst war noch ein Besuch bei Wilhelm Genazino und bei den Comiczeichnern Mawil und Reinhard Kleist dabei. Da hatte ich dann konzeptionelle Bedenken: es sollte hier um Schriftsteller gehen, die vom bürgerlichen Feuilleton eher marginalisiert oder doch stiefmütterlich behandelt werden. Mawil und Kleist sind in erster Linie Zeichner, Genazino ist ein absoluter Feuilletonliebling. Das passte nicht so richtig.
W: Wird es eine Fortsetzung geben?
F. S.: Könnte sich schon zutragen. Ich würde ganz gern eine Sammlung machen, die sich mit unterschiedlichen „Künstlertypen“ befasst, also nicht nur Schriftsteller, sondern etwa auch Autorenfilmer, Synchronsprecher, Musiker, Zeichner, Musikjournalisten, Historiker usw. in den Blick nimmt. Das hätte nämlich, glaube ich, auch einen ganz hübschen Mehrwert, wenn man mal die kreative, um nicht zu sagen: künstlerische Arbeit in ganz unterschiedlichen Professionen nebeneinander stellt und vergleichen kann.
W: Welche Schriftsteller hättest du gerne noch besucht, was aber aus bestimmten Gründen nicht möglich war?
F.S.: Unter den Schriftstellern vor allem Peter Rühmkorf. Mit dem habe ich mal in seiner Arbeitswohnung sehr schön gesoffen, weil ich gerade ein kleines Buch über ihn geschrieben hatte und anschließend einen Band seiner Werkausgabe herausgeben sollte. Das hätte ich übrigens gern gemacht, aber das kann sich nur leisten, wer eine Pfründe an der Uni hat. Egal, zu seinem 70ten hätte ich so eine Freundschaftsrunde jedenfalls gern wiederholt und hinterher aufgeschrieben, aber er hat dann telefonisch abgesagt. Er war von dem ganzen Rummel fix und fertig, das hörte man ihm auch an, er pfiff wirklich aus dem letzten Loch, wahrscheinlich war er damals schon ernstlich krank. Aber ich hätte beispielsweise auch gern mal Lutz Kroth, den 2001-Chef, zu Hause besucht. Wir haben uns mal kurz gesprochen auf einer Preisverleihung, und da wirkte er schon ziemlich zurückhaltend, fast schüchtern, und das war dann auch sein Absage-Argument: So ein Interview würde ihm tagelang den Schlaf rauben... Benno Käsmayr, vom legendären Underground-Verlag Maro, der Bukowski in Deutschland durchgesetzt hat, aber nicht nur den, auch Kerouac, Burroughs, Brautigan, Abbott sind hier erschienen, und Uli Becker, Andreas Mand und Günter Ohnemus und und und... Den hätte ich gern ausführlich gesprochen, aber das hat keinen in der Redaktion so richtig interessiert. Den großen Sänger Thomas Quasthoff hätte ich ebenfalls gern porträtiert, aber das passte terminlich nicht, der hatte zwischen der xten Grammy-Verleihung und anschließender Tour, durch Europa glaube ich, einfach keinen Day-off.
W: Gab es auch eine Reise, die im Fiasko endete?
F. S.: Nein, nie. Das liegt aber auch daran, dass ich den enormen Arbeitsaufwand einer solchen Reportage, der ja mindestens zwei, meistens mehr als drei Wochen Lektüre und Recherche vorausgehen, nur auf mich nehme, wenn es sich wirklich lohnt. Ich muss das Werk der Kandidaten einfach schätzen, und im Gespräch teilt sich eine solche Wertschätzung dann auch sehr schnell mit. Außerdem sind Autoren immer froh, wenn sie mal jemand vor sich haben, der ihre Bücher tatsächlich gelesen hat.
W: Welche Schreibideen sammeln sich im Laufe der Zeit so an? Was kommt als Nächstes? Mal wieder so richtig ordentlicher Scheiß, wie das Buch mit den Heavy-Metal-Texten?
F. S.: Ein Konzeptalbum im klassischen Single-Format: „Generation Rock“. Das ist zweispaltig gesetzt. Auf der Mittelspalte stehen Rock-Stories, die werden kommentiert von essayistischen Texten auf der schmaleren Randspalte. Und dann gibt es auch noch eine CD-Beilage mit knallhartem Scheißdreck meiner alten Metal-Band. Das wird unser Durchbruch!
-> Review "Generation Rock" / Frank Schäfer
Nur eine kleine Lesepause hat uns Frank Schäfer gegönnt. Gerade hat man „Kleinstadtblues“ leise lächelnd oder unverstanden zur Seite gelegt, schon erscheint wieder ein dünnes Bändchen mit allerlei Schreibkram. Diesmal besuchte Schäfer Schriftsteller, trank denen den Kaffee weg und friemelte dann Texte zusammen, die interessant und spannend sind. In ehrfurchtsvoller Bückhaltung führte ich ein Interview durch.
W: Warum hast du gerade diese zehn Schriftsteller ausgewählt?
Frank Schäfer: Ein bisschen Zufall ist dabei, die Texte sind ja in den letzten fünf Jahren entstanden und hatten zunächst einen Anlass: einen 60. Geburtstag wie im Falle Wolf Wondratscheks, einen Bachmann-Preis wie bei Peter Glaser oder einfach nur ein neues gutes Buch, das mich interessiert hat, etwa Eugen Egners Erzählungsband „Gift Gottes“ damals. Obwohl ein neues Buch allein nicht ausgereicht hätte, um mich in dieser Form und auch in dieser Länge mit dem Autor auseinander zu setzen. Da musste mich schon das Gesamtwerk irgendwie affizieren – so sehr, dass ich dann eben auch eine Zeitschriftenredaktion mitreißen konnte, denn hier sind die Texte ja zunächst erschienen. Die Auswahl war dann ganz einfach. Ich habe einfach die Texte genommen, die mir am gelungensten erschienen. So ganz stimmt das aber auch nicht, zunächst war noch ein Besuch bei Wilhelm Genazino und bei den Comiczeichnern Mawil und Reinhard Kleist dabei. Da hatte ich dann konzeptionelle Bedenken: es sollte hier um Schriftsteller gehen, die vom bürgerlichen Feuilleton eher marginalisiert oder doch stiefmütterlich behandelt werden. Mawil und Kleist sind in erster Linie Zeichner, Genazino ist ein absoluter Feuilletonliebling. Das passte nicht so richtig.
W: Wird es eine Fortsetzung geben?
F. S.: Könnte sich schon zutragen. Ich würde ganz gern eine Sammlung machen, die sich mit unterschiedlichen „Künstlertypen“ befasst, also nicht nur Schriftsteller, sondern etwa auch Autorenfilmer, Synchronsprecher, Musiker, Zeichner, Musikjournalisten, Historiker usw. in den Blick nimmt. Das hätte nämlich, glaube ich, auch einen ganz hübschen Mehrwert, wenn man mal die kreative, um nicht zu sagen: künstlerische Arbeit in ganz unterschiedlichen Professionen nebeneinander stellt und vergleichen kann.
W: Welche Schriftsteller hättest du gerne noch besucht, was aber aus bestimmten Gründen nicht möglich war?
F.S.: Unter den Schriftstellern vor allem Peter Rühmkorf. Mit dem habe ich mal in seiner Arbeitswohnung sehr schön gesoffen, weil ich gerade ein kleines Buch über ihn geschrieben hatte und anschließend einen Band seiner Werkausgabe herausgeben sollte. Das hätte ich übrigens gern gemacht, aber das kann sich nur leisten, wer eine Pfründe an der Uni hat. Egal, zu seinem 70ten hätte ich so eine Freundschaftsrunde jedenfalls gern wiederholt und hinterher aufgeschrieben, aber er hat dann telefonisch abgesagt. Er war von dem ganzen Rummel fix und fertig, das hörte man ihm auch an, er pfiff wirklich aus dem letzten Loch, wahrscheinlich war er damals schon ernstlich krank. Aber ich hätte beispielsweise auch gern mal Lutz Kroth, den 2001-Chef, zu Hause besucht. Wir haben uns mal kurz gesprochen auf einer Preisverleihung, und da wirkte er schon ziemlich zurückhaltend, fast schüchtern, und das war dann auch sein Absage-Argument: So ein Interview würde ihm tagelang den Schlaf rauben... Benno Käsmayr, vom legendären Underground-Verlag Maro, der Bukowski in Deutschland durchgesetzt hat, aber nicht nur den, auch Kerouac, Burroughs, Brautigan, Abbott sind hier erschienen, und Uli Becker, Andreas Mand und Günter Ohnemus und und und... Den hätte ich gern ausführlich gesprochen, aber das hat keinen in der Redaktion so richtig interessiert. Den großen Sänger Thomas Quasthoff hätte ich ebenfalls gern porträtiert, aber das passte terminlich nicht, der hatte zwischen der xten Grammy-Verleihung und anschließender Tour, durch Europa glaube ich, einfach keinen Day-off.
W: Gab es auch eine Reise, die im Fiasko endete?
F. S.: Nein, nie. Das liegt aber auch daran, dass ich den enormen Arbeitsaufwand einer solchen Reportage, der ja mindestens zwei, meistens mehr als drei Wochen Lektüre und Recherche vorausgehen, nur auf mich nehme, wenn es sich wirklich lohnt. Ich muss das Werk der Kandidaten einfach schätzen, und im Gespräch teilt sich eine solche Wertschätzung dann auch sehr schnell mit. Außerdem sind Autoren immer froh, wenn sie mal jemand vor sich haben, der ihre Bücher tatsächlich gelesen hat.
W: Welche Schreibideen sammeln sich im Laufe der Zeit so an? Was kommt als Nächstes? Mal wieder so richtig ordentlicher Scheiß, wie das Buch mit den Heavy-Metal-Texten?
F. S.: Ein Konzeptalbum im klassischen Single-Format: „Generation Rock“. Das ist zweispaltig gesetzt. Auf der Mittelspalte stehen Rock-Stories, die werden kommentiert von essayistischen Texten auf der schmaleren Randspalte. Und dann gibt es auch noch eine CD-Beilage mit knallhartem Scheißdreck meiner alten Metal-Band. Das wird unser Durchbruch!
-> Review "Generation Rock" / Frank Schäfer