"Fuck the engine!"
Berlin / 14.10.2008: Von dem Eine-Frau-Projekt MONOTEKKTONI, hinter der Tonia Reeh steckt (die unter anderem durch DAS ZUCKENDE VAKUUM bekannt ist) erscheint dieser Tage das neue und vierte Album. Ich weiß nicht, warum in Musikerkreisen das dritte Werk immer als „Das Schwierige“ bezeichnet wird, tatsächlich lässt sich beim Viertling „Different steps to stumble“ (ich hoffe, die automatische Korrektur hört jetzt mal auf, aus „steps“ dauernd „Stepps“ zu machen...) aber eine gewisse Entspanntheit heraus hören. Das ist ein Sprung aufs Glatteis, denn wenn irgend ein Wort MONOTEKKTONIs Musik nicht beschreibt – was vor allem wichtig ist für Menschen, die möglicherweise und aus seltsamen Gründen ihre Musik noch nicht kennen – dann ist es das Wort „entspannt“.
Nach wie vor werden die analogen Maschinen angeworfen, um einen bizarren und wilden Klangteppich zu erzeugen, der sich mit nichts vergleichen lässt - na gut, an manchen Stellen mit den ebenfalls-Analog-Fans ADD N TO (X). Die Musik scheppert und lärmt und bewegt sich zwischen Elektro und Krach und die freudig-eklezistische Sorglosigkeit, mit der damit umgegangen wird, ist very punk. Nach wie vor sehr schön kommen die elektronischen Effekte rüber, die sich eine melodiöse und verdichtende Schneise durch die Songs bahnen, wie in „Where´s the hole“ und „Dirty paradise“.
Was MONOTEKKTONI abhebt vom ewigen Zitieren und Plündern, wie es so viele neue Bands und Projekte machen, ist das Vermeiden vom Stilrichtungs-Kopieren, bei denen sich sogleich Jahreszahlen und Musiker im Kopf einfinden, sondern die Eigenständigkeit, sich aus bereits da gewesenen Elementen zu bedienen und daraus etwas Nicht-da-Gewesenes zu basteln (super kommt zum Beispiel der mit etwas Wahnsinn abgefüllte Gesang bei „Chinese Afterburner“ rüber und das Rappen bei „Nicht stolpern bitte“) Die Texte sind nicht unbedingt fröhlich, teilweise sehr nihilistisch („I´m dissapointed of every model of society. I assumed and gave a spy of hope in it. There´s no life afterwards and there´s nothing worth to die for, except you really want it.” („Fuck the engine“) und wirken persönlich. Experimentiert wird ebenfalls, denn nicht nur SIGUR RÒS singen in einer eigenen Sprache, auch MONOTEKKTONI kann dies mit Fantasie-Chinesisch bei „Chinese Afterburner“, während „Copacabana“ in einem englischen Kauderwelsch daher kommt. Wie „Stupid Girl“ gemeint ist, darüber denke ich schon seit Wochen nach. Ich will es gar nicht so genau wissen – ist es doch viel spannender, die Möglichkeiten im Kopf durch zu spielen.
MONOTEKKTONI kann zudem im wahrsten Sinne ein Lied von der in Berlin derbe grassierenden Gentrifizierung singen, denn auch in „ihrem“ Haus in Berlin-Mitte wurden die Buden gerade in Ficki-Mecki (oder so) Wohnungen verwandelt (womit auch das Umfeld gerade kämpft – siehe Schokoladen, Linienstraße etc.). MONOTEKKTONI fand aber zum Glück über Bekannte an einem anderen als in Mitte befindlichen Ort eine neue Wohn- und Wirkungsstätte. Aber zurück zur Platte: teilweise wirkt „Different steps to stumble“ ein wenig poppiger als die vorherigen Werke, was durchaus als Kompliment gemeint ist –natürlich ist die Scheibe weder ein Schwenk in Richtung Kompromiss noch eine Pop-Platte. Noch immer gibt dieser geile Krach den Hörern eins auf die Zwölf. Die hochspannende und irrlichternde Musik von MONOTEKKTONI funktioniert auch live bestens – zu sehen und hören bald hoffentlich auch in Deiner Stadt...!
(Sinnbus Records - VÖ 19.9.2008)
http://www.myspace.com/monotekktoni
Berlin / 14.10.2008: Von dem Eine-Frau-Projekt MONOTEKKTONI, hinter der Tonia Reeh steckt (die unter anderem durch DAS ZUCKENDE VAKUUM bekannt ist) erscheint dieser Tage das neue und vierte Album. Ich weiß nicht, warum in Musikerkreisen das dritte Werk immer als „Das Schwierige“ bezeichnet wird, tatsächlich lässt sich beim Viertling „Different steps to stumble“ (ich hoffe, die automatische Korrektur hört jetzt mal auf, aus „steps“ dauernd „Stepps“ zu machen...) aber eine gewisse Entspanntheit heraus hören. Das ist ein Sprung aufs Glatteis, denn wenn irgend ein Wort MONOTEKKTONIs Musik nicht beschreibt – was vor allem wichtig ist für Menschen, die möglicherweise und aus seltsamen Gründen ihre Musik noch nicht kennen – dann ist es das Wort „entspannt“.
Nach wie vor werden die analogen Maschinen angeworfen, um einen bizarren und wilden Klangteppich zu erzeugen, der sich mit nichts vergleichen lässt - na gut, an manchen Stellen mit den ebenfalls-Analog-Fans ADD N TO (X). Die Musik scheppert und lärmt und bewegt sich zwischen Elektro und Krach und die freudig-eklezistische Sorglosigkeit, mit der damit umgegangen wird, ist very punk. Nach wie vor sehr schön kommen die elektronischen Effekte rüber, die sich eine melodiöse und verdichtende Schneise durch die Songs bahnen, wie in „Where´s the hole“ und „Dirty paradise“.
Was MONOTEKKTONI abhebt vom ewigen Zitieren und Plündern, wie es so viele neue Bands und Projekte machen, ist das Vermeiden vom Stilrichtungs-Kopieren, bei denen sich sogleich Jahreszahlen und Musiker im Kopf einfinden, sondern die Eigenständigkeit, sich aus bereits da gewesenen Elementen zu bedienen und daraus etwas Nicht-da-Gewesenes zu basteln (super kommt zum Beispiel der mit etwas Wahnsinn abgefüllte Gesang bei „Chinese Afterburner“ rüber und das Rappen bei „Nicht stolpern bitte“) Die Texte sind nicht unbedingt fröhlich, teilweise sehr nihilistisch („I´m dissapointed of every model of society. I assumed and gave a spy of hope in it. There´s no life afterwards and there´s nothing worth to die for, except you really want it.” („Fuck the engine“) und wirken persönlich. Experimentiert wird ebenfalls, denn nicht nur SIGUR RÒS singen in einer eigenen Sprache, auch MONOTEKKTONI kann dies mit Fantasie-Chinesisch bei „Chinese Afterburner“, während „Copacabana“ in einem englischen Kauderwelsch daher kommt. Wie „Stupid Girl“ gemeint ist, darüber denke ich schon seit Wochen nach. Ich will es gar nicht so genau wissen – ist es doch viel spannender, die Möglichkeiten im Kopf durch zu spielen.
MONOTEKKTONI kann zudem im wahrsten Sinne ein Lied von der in Berlin derbe grassierenden Gentrifizierung singen, denn auch in „ihrem“ Haus in Berlin-Mitte wurden die Buden gerade in Ficki-Mecki (oder so) Wohnungen verwandelt (womit auch das Umfeld gerade kämpft – siehe Schokoladen, Linienstraße etc.). MONOTEKKTONI fand aber zum Glück über Bekannte an einem anderen als in Mitte befindlichen Ort eine neue Wohn- und Wirkungsstätte. Aber zurück zur Platte: teilweise wirkt „Different steps to stumble“ ein wenig poppiger als die vorherigen Werke, was durchaus als Kompliment gemeint ist –natürlich ist die Scheibe weder ein Schwenk in Richtung Kompromiss noch eine Pop-Platte. Noch immer gibt dieser geile Krach den Hörern eins auf die Zwölf. Die hochspannende und irrlichternde Musik von MONOTEKKTONI funktioniert auch live bestens – zu sehen und hören bald hoffentlich auch in Deiner Stadt...!
(Sinnbus Records - VÖ 19.9.2008)
http://www.myspace.com/monotekktoni