bondage_fairies.jpgAufgefrischter Pac-Man-Sound!

Berlin / 30.4.2009: Als ich ein kleiner Junge war, hatte ich die erste Generation Videospiel zu Hause: ein wahnsinnig hässlicher Holzkasten von einer Firma, die es heute leider nicht mehr gibt. Lediglich auf T-Shirts ist das Logo häufig zu sehen, getragen von Leuten, die sich cool finden und gern mal mit Sonnenbrille auf den Flohmarkt sowie in die nächtliche Tanzbar gehen. Aber zurück zum Vi-deospiel-Kasten: dieser erzeugte simple Pac Man- und Space Invader-Bilder auf dem heimi-schen Wohnzimmer-TV und dazu einen Sound, der sich jetzt plötzlich in nur wenig veränderter Form auf einem Album aus dem Jahr 2009 be-findet: die Rede ist von den BONDAGE FAIRIES, die jenen Klang frisieren und auffrischen. Mit dem Bewusstsein, dass „nur“ Retro-Kopie inzwi-schen übelst langweilt und die dazu ein biss-chen „Kraftwerk, Punk, Bier, Fantasiedeutsch und den gepflegten Irrsinn“ frönen.

Elvis Creep und Deus Deceptor aus Schweden tragen nicht nur gern Space-Helme, sondern verkleiden sich so wie ihre Fans und haben in hiesigen Landen eine Heimat bei Audiolith ge-funden, wo sie ganz gut hinpassen. Außerdem sind sie mit DER TANTE RENATE befreundet: die beiden Projekte haben in Schweden zu-sammen zwei Gigs gespielt (Herbst 2007) und sich seither „kennen und lieben“ gelernt.
 
Auf dem neuen Output „Cheap italian wine“ (ha-ha, bei DEM Thema kenne ich mich aus :o) Mei-ne italienischen Freunde kippen sogar noch COLA in den billigsten Wein hinein...!) gibt es Blubber-Tracks genau so wie richtig gute Songs, Vocoder-Gesang nebst Schrammelgitarren, so-wie Indie-Sound neben C64-Bling-Plong.

Und einer Band, die bei „Action Figures“ (ha! ha!) so klingt wie ein Mittelding aus FISHERSPOONER und NEW ORDER, wobei Frank Black von den PIXIES den Track singt (nicht wirklich, aber es klingt so...) ist sich nur schwer zu entziehen. Der Song „Her disease“ hört sich zudem auch nicht schlecht Herr Specht sehr nach den PIXIES an.

Teilweise erinnern BONDAGE FAIRIES auch an die Anfangstage von der Düsseldorfer Gruppe DER PLAN. Allerdings folgen die BONDAGE FAIRIES wohl mehr einem Party-Konzept, da das ganze wieder mal ironisch und tongue-in-cheek rüber kommt. Wenn das Songwriting auch nicht immer perfekt ist... wen stört´s? Nie-manden. Die Party und der Spaß stehen im Vor-dergrund und sie werden wohl eine ganze Men-ge Leute ansprechen, die durch die bereits ge-nannten Referenzpunkte Anknüpfungspunkte zu ihrer Adoleszenz sowie ihrem möglicherweise leicht entrückten Erwachsenen-Dasein erkennen werden. BONDAGE FAIRIES lässt sich nicht so wirklich übersetzen, glaub ich. Dass Bondage Fessel-spiele sind weiß inzwischen jede Uroma und jeder Urenkel und Fairies sind Feen, bezie-hungsweise Elfen, oder aber Schwule (hier so-wohl als Schimpfwort oder als Selbstbezeich-nung funktionierend, letzteres auch in spirituellen Zusammenhängen). Wie es bei dem Thema in der Band ausschaut, weiß ich nicht, aber einem Bandinfo zufolge fragen sie „auf Schwulenhoch-zeiten gerne mal nach der Braut“, was einem Humor gleich kommt, der gefällt und nicht zu unterschätzen ist. Nicht nur, um der inzwischen unüberschaubar großen und fast immer total langweiligen und öden Minderheit mal ein biss-chen Pfeffer unterm Arsch zu machen. (Ja, na-türlich darf ich das sagen – als Mitglied dieser drögen Minderheit!)

BONDAGE FAIRIES sind im Mai auf Deutsch-landtour. Vom 06. Mai bis zum 16. Mai geht´s rund - unter Anderem im Berliner Rosi´s.

(Audiolith, Broken Silence, Finetunes - VÖ 08.05.09)


=> Weitere Reviews