editors.jpgDie EDITORS wurden von Anfang an mit JOY DIVISION verglichen!

Berlin / 19.11.2009: Nach dem viel beachteten Erstlingswerk „The Back Room“ von 2005 und dem großartigen „An End Has a Start“ von 2007 veröffentlichen die EDITORS mit „In This Light and On This Evening“ nun ihr drittes Werk. Und das dritte Album einer erfolgreichen Band ist ja immer besonders interessant. Hier zeigt sich nach dem Überraschungserfolg des Debuts und der Perfektionierung des Stils im zweiten Album, ob die Band in der Lage ist sich
erfolgreich künstlerisch weiterzuentwickeln, oder ob sie ihr Erfolgsrezept einfach kopiert. Die EDITORS haben offensichtlich sowohl den Mut als auch die Fähigkeit zur künstlerischen Weiterentwicklung. Wohl kaum einer wäre auf die Idee gekommen, dass diese gitarrenorientierte Band, mit den düster-atmosphärischen Songs ein Album im Synthesizer-Soundgewand heraus bringen würde. Das ist allerdings ein kluger Schachzug. Denn die EDITORS wurden von Anfang an mit JOY DIVISION und den Kollegen von INTERPOL verglichen und können sich davon mittels des neuen Sounds etwas freischwimmen. Interessanterweise hatten es ja auch JOY DIVISION ohne den verstorbenen Ian Curtis geschafft, sich als NEW ORDER mit komplett neuer und elektronischer Soundausrichtung erfolgreich neu zu erfinden und permanenten Vergleichen mit ihrer musikalischen Vergangenheit zu entgehen. Ganz so radikal ist die Veränderung bei den EDITORS nicht. Zum einen bleibt ja die markante Stimme von Tom Smith, die so oft mit Ian Curtis verglichen wurde und zum anderen bleiben die EDITORS, im Gegensatz zu NEW ORDER text- und stimmungsmäßig auf der dunklen Seite des Mondes. Eröffnungs- und Titelstück „In This Light and On This Evening“, eine Hommage an London, überrascht sowohl mit seinen wabernden Synthesizerklängen als auch mit der leicht verfremdet wirkenden Stimme von Tom Smith, der beinahe wie ein tiefgekühlter David Bowie klingt. Auch auf „Eat Raw Meat = Blood Drool“ ist Tom Smiths Stimme stellenweise kaum wiederzuerkennen und die Band erinnert mit rhythmischen und fiependen 80er Jahre Synthesizer-Klängen etwas nach Gary Numan. „Bricks and Mortar“, „The Big Exit“ und „For the Money“ mit ihren flächigen bis verspielten Keybords könnten einer Zusammenarbeit von Tom Smith und DEPECHE MODE entstammen. Dagegen sind die Single „Papillon“, „You Don’t Love“, „The Boxer“ und „Like Treasure“ von ihrer Struktur und den Vocals her recht EDITORS-typisch. Sie erhalten aber mittels des neuen Keybordsounds eine unverbrauchte Frische. So gelingt den EDITORS auf den neun neuen Songs von „In This Light and On This Evening“ der Spagat zwischen Innovation und Bewahrung der Identität.
 
Die Anschaffung der Limited Edition des Albums ist übrigens unbedingt zu empfehlen. Diese enthält nämlich eine „Cuttings II“ benannte Bonus-CD mit fünf zusätzlichen neuen Songs, die den regulären Albumtracks in nichts nach stehen. Teilweise greifen die EDITORS hierauf auch auf altbewährte Instrumentierung wie Klavier und Gitarre zurück. Bei „This house is full of noise“ und „For the money“ sogar mit ungewohnt rohem, heftigen Gitarrengewitter.

(Kitchenwarerecords / PIAS - VÖ 9.10.2009)

TIPP: Große Interviewstory mit exklusiven Fotos im kommenden WAHRSCHAUER #58!


Mein (der Online-Redakteur) Lieblingssong der Band als Live-Version:

Auch nicht schlecht die Coverversion von "Road to Nowhere":