Berlin / 13.08.2010: In meiner persönlichen Best-Of Liste wird der Song „Neue Zähne für meinen Bruder und mich" für immer und ewig einen der obersten Plätze einnehmen. Als ich das Stück vor inzwischen fast zehn Jahren das erste Mal hörte, war es wie Liebe auf den ersten Blick. „Ich habe keinen Hass auf die Reichen, ich möchte ihnen nur ein bisschen gleichen" - ohne Heulerei und mit viel Humor, mit einem lebensfroh beschwingten Beat hinterlegt, auf kurzweilige Art, aber mit scharfem Blick wurde in dem Song Sozialkritik auf den Punkt gebracht. Irgendwie typisch Hamburg und L'Age D'or.
Das Label haben SUPERPUNK überlebt und nun liegt, vier Alben später, „Die Seele des Menschen unter Superpunk" in meinem Player. Und zum Glück ist alles wie immer: Die Liebe zum Beat der 60er, direkt gehuldigt in „Oh, dieser Sound!", und vor allem die Texte: witzig, humorvoll, intelligent sowie mit dem Blick für Details und spezielle Stimmungen. Das große Thema Zeitvertreib im Auto wird bei SUPERPUNK im „Ford Escort" abgearbeitet und führt zu Zeilen wie „Auf den Straßen gähnende Leere bei der Fahrt ins Ungefähre".
Nach einer naheliegenden Hymne „Das waren Mods" gibt es gleich was Überraschendes: „Willst du das System durchschauen oder einfach nur ein Flugzeug bauen – Ich lieb die Bibliothek; Befriedigung gegen geringe Gebühr."
Vielleicht am typischsten für die Seele von SUPERPUNK, die es schafft, bei einem realistischen Blick auf die Welt in ihrer Stimmung cool auf Messers Schneide zu wandeln, ist aber das letzte Stück auf dem Album. "Unsere Seelen, so sagt man, sind nicht mehr zu retten. Doch es ist niemals öde in Babylons Betten. Ich rauche noch eine auf dem Balkon, unter mir ein Traum aus Beton. Die profansten Dinge im glänzenden Schein. Ich schmelze dahin, ich falle gerne drauf rein. Babylon forever!" Das sind SUPERPUNK! Deshalb seid ihr großartig!
TIPP: Interviewstory geplant für kommende WAHRSCHAUER Ausgabe #59!
(Tapete Records – VÖ 4.6.2010)