Als Berliner sind mir ZACK ZACK in letzter Zeit mehrmals live begegnet. Nun liegt ihr Debütalbum vor, das kein wirkliches ist. Die Band, die sich aus zwei ehemaligen Musikern der legendären THE SHOCKS, einem Mitglied der CREEKS und dem Sänger der MINUS APES an den Drums gebildet hat, ist so erfahren, dass von einem Debüt im klassischen Sinne nicht mehr die Rede sein kann. Drei Mal steht ´77er Punkrock, einmal Oldschool HC und
Garagepunk groß in der Vita. Kopf und Gründer der Band ist Smail von THE SHOCKS.
Es sollte also keinen wundern, wenn von den vier Herren feinster ´77er Punk kommt. ZACK ZACK bieten genau das, aber nicht nur: ihr Stil ist auch geprägt von Power-Pop und Garage. Insgesamt geht es etwas softer als bei THE SHOCKS zu. Die Texte sind allerdings nicht seichter. Die Texte weisen einen starken Bezug zu Berlin auf, sind aber generell allgemein gültig und leider auch allgemein aktuell.
Der erste Song der CD mit dem provokanten Titel „Was ist dein Bio-Arsch wert" weckt bei mir nicht nur ein verschmitztes Grinsen, sondern spiegelt auch die Tatsachen in den mehr und mehr gentrifizierten Bezirken Prenzlauer Berg, Mitte, Kreuzberg und Friedrichshain wider. Das gleiche vollzieht sich momentan auch in Hamburg - Gutverdiener mit Cabrio und einem Faible für Bionahrung verdrängen die alteingesessenen Mieter, die sich die Altbauwohnung nach Sanierung nicht mehr leisten können. Da stellt die Band die richtige und provokante Frage ‚Was kostet gutes Gewissen'? Das sollte sich diese Bio-Bohème mal fragen, wenn sie den Rentner oder Alternativen aus seiner Wohnung scheuchen und sich über das neue Parkett aus FSC-Holz im Feng Shui-Wohnzimmer freuen. Leute, ihr kommt euch vielleicht alternativ vor, aber ihr seid nichts als linke Spießer, und eigentlich wart ihr schon immer konservativ. SLIME hat so Recht!
Im zweiten Song wir der Überwachungsstaat besungen. Über die folgenden Songzeilen darf sich jeder Mal seine eigenen Gedanken machen: ‚Hier kommt der CIA - und da der BND - wie in der DDR - die Staatssicherheit'. Im Stück „Bla..bla" wird treffend der aktuelle Nationalismus dargestellt. Thematisch nichts Neues, aber textlich treffend und gut, wie jeder der elf Songs umfassenden CD: treffend und gut. Da stört es auch nicht, dass das Stück „Arkadegirl" sehr an das „Hochhausgirl" von THE BOTTROPS erinnert, genau wie „(What the) economy (is for)", bei dem übrigens der Power-Pop deutlich durchkommt.
Textlich und musikalisch ist die Band die (radikale) Weiterentwicklung von THE SHOCKS, die tot (oder zumindest tiefgekühlt) sind. Lang lebe ZACK ZACK!
TIPP: Der WAHRSCHAUER SUPERHELD hat zugeschlagen. Das Video mit der Band wertet ihr noch zu sehen bekommen. Außerdem in der kommenden WAHRSCHAUER Ausgabe eine Interviewstory.
(Dirty Faces - VÖ: 22.01.2011)