Nach der Bruchlandung 2008 nun seit mehreren Monaten wieder am Punkrockhimmel zu sehen und mit offenen Armen empfangen: DUESENJAEGER! Und fast schon zwangsläufig erscheint ein neuer Output der Osnabrücker in Form einer schönen 10“ mit sieben neuen Stücken. Noch immer schreiben sie schönste Punkrockstücke, die mit Eingängigkeit und Hooklines bestechen und beackern dabei thematisch persönliche als auch gesellschaftspolitische Felder. Dabei hinterfragen sich DUESENJAEGR selbst, den gesellschaftlichen Kontext, in dem wir uns /sie sich befinden und sind sich darüber bewusst, dass wir
Nordeuropäer uns weiterhin in einer privilegierte Lebenslage befinden.
Die Jungs zeigen sich in ihrer charakteristischen Art, Lieder zu schreiben, sehr vielfältig und sehr lebendig. So spielen sie sich hier auf der 10“ so ziemlich durch alle Facetten der DUESENJAEGER-Welt: Schnelle Punkrocksongs (mit „Flagge“ sogar einen unter einer Minute!), typische Midtempo- Stücke („Feuer“) und mit „Schlachthaus“ einen etwas ruhigeren Titel, welcher im Refrain eine hymnenhaft-aufrüttelnde Disposition entstehen lässt. Eigentlich finde ich, dass bei DUESENJAEGER sehr oft hymnische Momente durch den markanten zweistimmigen Gesang und den Duesen-Hooklines im Refrain entstehen. Die Musiker haben einfach ein Gespür für wunderbare Melodien. Und Textzeilen wie ‚Kann man nicht einfach haben WAS – MAN – WILL ohne dass es Konsequenzen hat für dich und mich?‘ (aus „Schlachthaus“) sind einfach großartig und besten geeignet, „mit der Faust in der Tasche“ für Singalongs, um dann sogar für einen kurzen Moment zu glauben, dass es wirklich geht, ganz ohne Konsequenzen. Weiterhin schaffen es die Osnabrücker auch Gitarren-Wände aufzubauen, wodurch die Songs sehr breit im Sound werden, wie z. B. bei „Loch im Bauch“. Weiterhin auffällig ist, dass sich Sänger Tobi einiges wagt, was wohl am besten im Titel „Kurz & Dumpf“ zu hören ist. Das wirkt fast schon duesenjaegerfremd und ist gleichzeitig eines ihrer besten Stücke, weil hier eine ganz neue Dynamik entsteht. Musik und Gesang setzen eine Energie frei, die so in dieser Form sonst nicht zu finden ist, wodurch der Song einen treibend aufwühlenden Charakter bekommt. Im zweiten Teil des Stücks dürfen die entstanden Wellen durch einen langen instrumentalen Part noch etwas ausklingen und finden dann ihr Ende. Sicher kein Zufall, dass „Kurz & Dumpf“ auch gleichzeitig der letzte Song auf dieser Platte ist. Als kleinen Gimmick gibt es noch einen schönen politischen Hinweis auf der Auslaufrille, der gleichzeitig Haltung verrät!
Ein sehr gelungenes Wiedersehensgeschenk, was DUESENJAEGER uns gemacht haben und wir hoffen natürlich, sie bleiben diesmal etwas länger unter uns!
TIPP: Song und Interview im Jubiläums-WAHRSCHAUER #62!
Grabeland Schallfolien – VÖ: 2012