Keine Gitarren, kein Gesang, dafür zwei grollende Bässe, ein prügelndes Schlagzeug und die gesampelten Tiraden amerikanischer Hassprediger, weltlicher wie religiöser: Willkommen in der MEGACHURCH aus Cleveland.
In Deutschland sind wir ja noch verschont von diesen riesigen, modernen, evangelikalen Kirchentempeln, in denen bis zu dreißigtausend Gläubige Platz finden, um sich einem Gottesdienst
hinzugeben, dessen technischer Aufwand hinter einem Rockkonzert im Multiplex in nichts zurücksteht. Wenn wir Zeugen dieser Veranstaltung werden, beschleicht uns ein seltsames Befremden. Uns ist es fremd, wenn Gottesdienstbesucher plötzlich anfangen, in Zungen zu sprechen oder Priester allen Andersgläubigen, -denkenden und -fühlenden in markigen Worten die Pest an den Hals wünschen. Gleiches gilt für Wahlwerbespots.
In Amerika ist man längst daran gewöhnt. Umso toller, dass MEGACHURCH sich ihr Befremden bewahrt haben und den einzig passenden Soundtrack zu Äußerungen wie den o.g. spielen - ein gewalttätiger, mathematisch präziser, doublebassattackenreitender Orkan, der dich verstört zurücklässt. Ein headbangend-verstörendes Stück Gesellschaftskritik ist MEGACHURCH mit ihrem zweiten Longplayer gelungen. Die Leute, die es am meisten betrifft, werden es nur leider nicht hören.
Stressed Sumo / Indigo – VÖ: 22.02.2013