Der Arschloch-Zug
Der Einstieg dieser Platte mit insgesamt 22 Stücken – plus geheimem Hidden Track – spricht für sich: „How To Use This Album“ stellt die Frage aller Fragen, nämlich was mit einer schwarzen Elefantenband anzufangen sei. Die Antwort folgt prompt: Zuhören! Am Ende dieses kurzen Intros kündigt der Sänger sinngemäß an, man solle erstmal abwarten, was als nächstes kommt, falls man das Ganze bisher nicht so mochte. Super - ich gehöre zur Zielgruppe und fühle mich angesprochen!
Den schlechten ersten, 47-sekündigen Eindruck macht Jan Bratenstein mit dem Folgetitel „Asshole Train“ sofort wieder wett. Nicht nur musikalisch, auch inhaltlich. Denn wer hasst sie nicht, die elenden, sich verspäteten Züge auf den monopolisierten Gleisen Deutschlands. Die lockere Gesangsmelodie beamt mich in meiner Vorstellungskraft zurück in unzählige Situationen, in denen ich am eingeschneiten Bahnsteig scheinbar endlos lange auf dieses Arschloch von Zug warten musste. Danke dafür! Für den Song, versteht sich. Durch die freche Stimme fühle ich mich durch die Band (die keine ist) auch in den folgenden Tracks gut unterhalten. Meine persönlichen Highlights: „Apocas Lips“, „Canned Goods“, “When Youre Around” und „Free Drinks For The Artist“. Aber auch ernstere Lieder wie „Green Feather“ ziehen gut.
Die Scheibe lässt sich wie folgt zusammenfassen: Englischsprachige Liedermachermusik aus Deutschland für Jedermann, minimalistisch aufgenommen. Die Akustikgitarre scheppert gemütlich und man spürt keinerlei steifen Akzent bei seinem Vortrag der fremden Sprache. Ohne Frage macht das auch live oder beim Selber-nachspielen am nächtlich leuchtenden Lagerfeuer Spaß.
Eigenproduktion – VÖ: 2012