Darkunder is callin’
Mir sagte BRIGITTE HANDLEY nichts. Das Album wurde uns direkt aus Australien zugeschickt. Im CD-Booklet steckte ein kleiner handschriftlicher Zettel: „Hi there, hope you’re well. Brigitte from THE DARK SHADOWS, Sydney here…“. Es folgte eine persönliche Einladung für den WAHRSCHAUER auf ihr Konzert im Dezember in Berlin im Rahmen der 25-Jahre-Party von Halb-7-Records. DARK SHADOWS sagten mir etwas. Schnell stellte ich fest, dass ich vor einigen Jahren mal auf die Band stieß, weil mir ihr Video „Dave like Dolls“ sehr gut gefiel. Drei Frauen, Sound und Ästhetik im wavig angehauchten Rock’a’Billy-Style:
Ich nahm die zugeschickte CD in die Hand. Das Artwork war düster. Brigitte musste etwas für Dark-Wave übrighaben. Auf dem Foto stand sie allein mit Gitarre in einer Kathedrale. „These are songs written for the DARK SHADOWS that started lives on the acoustic guitar”, stand auf dem Inlay. So wie die Songs entstanden, wurden sie offensichtlich nun auf BRIGITTE HANDLEYS Soloalbum veröffentlicht.
Ich steckte das Album ein und verließ das Büro. Auf der Rückfahrt im Auto schob ich die CD in den Player. Der erste Song „The Model“ ist eine Coverversion von KRAFTWERK. Das liegt auf einer Geschmackslinie zur GRAUZONE-Coverversion „Eisbär“, den die DARK SHADOWS als Vinyl-Single 2011 veröffentlichten. Die KRAFTWERK-Interpretation von Brigitte ist dicht am Original, only Keyboards und der Gesang ebenfalls kühl und entrückt – jedenfalls soweit dies mit einer so wunderschönen weiblichen Stimme möglich ist. Und sie singt, wie bei allen ihren Songs, auf Englisch. Bei der Coverversion hat sie den Text in einem Detail verändert: „He is a model and he is looking good“. Ich musste unwillkürlich grinsen. Als Sängerin hätte ich ebenfalls über ein männliches Model gesungen. Später nach ihrem Auftritt im Bi Nuu wird mir Brigitte sagen, dass sie dabei einen Bekannten im Kopf gehabt hatte, der Model ist. Klar. Die KRAFTWERK-Coverversion konnte ich auf den bisherigen Veröffentlichungen der DARK SHADOWS nicht finden. Die meisten anderen der insgesamt zehn Songs ihres „Edge of Silence“-Soloalbums befinden sich dagegen als „Bandversion“ auf der „Autumn Still…“-CD (2013/Halb7Records) und dem Mini-Album „11:11“ (2011/Halb7Records).
Der musikalische Stil ihres Soloalbums ist nicht leicht zu beschreiben: melancholisch, aber nicht depressiv. Die Stimme klar und hell wie ein Licht in der Dunkelheit. Vielleicht eine Kreuzung aus weiblichem Johnny Cash mit BLONDIE - manche Passagen klingen sogar poppig. Aber insgesamt ist durch den Synthie-Sound vielleicht New Romantic am treffendsten. Der Text zu „Cold rain“ (siehe unten) beispielsweise ist traurig, aber wird von Brigitte zu einer bittersüßen Melodie derartig zart ins Mikro gehaucht, dass er mich tief berührt.
Als ich den Brief aus Australien mit der CD „The Edge of Silence“-CD öffnete wusste ich nichts über BRIGITTE HANDLEY. Inzwischen weiß ich, dass die Australierin einen niederländischen Pass hat und aktuell in Köln wohnt. „Different to Berlin“, meinte sie im Bi Nuu zu mir. Das stimmt wohl – insbesondere ihre Einwohner. Die beiden anderen Ladys der DARK SHADOWS wohnen in Australien. Das macht das Songwriting zwar nicht einfach, aber dank moderner Technik geht es. Und in regelmäßigen Abständen kommen sie für Gigs nach Europa. An dem Abend im Bi Nuu wurde Brigitte dazu verdonnert, als „Batcave Queen“ am Anfang, also vor den ganzen Psychobillykombos zu spielen: CHERRY BOMB, THEE FLANDERS und THE CRISWALDS (UK). Auch einige Lokalprominenz war im Publikum vertreten: Members of MAD SIN. Man kennt sich über die Jahre von gemeinsamen Touren und pflegt ein herzliches Verhältnis. Trotzdem ist offensichtlich, dass ihre Musik über diese Szene hinaus Aufmerksamkeit verdient. „Wir wollen uns ein wenig von dieser Szene emanzipieren, aber pssssst“, flüstert sie mir zwinkernd zu und legt den Finger auf ihre Lippen.
Lyrics von "Cold rain":
You’ve got wings to choose
Always something new
Wait for heavens touch
Only cold rain, no one let’s you inside
Such a cruel cruel world
A voice that’s never heard
Sometimes it’s all too much
Only cold rain, no one let’s you inside
Inside your mind can wander
Find a place where you belong
No one can hear the thunder
And we’ll be gone before too long
Never wanted much
Just a gentle touch
Some things we’ll never know
Only cold rain, no one asks you inside
Turn another page
On winters misty cage
And it’s so far away
Out in the cold rain
No one let’s you inside
Inside you’re free to wonder
Safe from all your fears
Outside we hear the thunder
Only cold rain, warm tears...
Mir sagte BRIGITTE HANDLEY nichts. Das Album wurde uns direkt aus Australien zugeschickt. Im CD-Booklet steckte ein kleiner handschriftlicher Zettel: „Hi there, hope you’re well. Brigitte from THE DARK SHADOWS, Sydney here…“. Es folgte eine persönliche Einladung für den WAHRSCHAUER auf ihr Konzert im Dezember in Berlin im Rahmen der 25-Jahre-Party von Halb-7-Records. DARK SHADOWS sagten mir etwas. Schnell stellte ich fest, dass ich vor einigen Jahren mal auf die Band stieß, weil mir ihr Video „Dave like Dolls“ sehr gut gefiel. Drei Frauen, Sound und Ästhetik im wavig angehauchten Rock’a’Billy-Style:
Ich nahm die zugeschickte CD in die Hand. Das Artwork war düster. Brigitte musste etwas für Dark-Wave übrighaben. Auf dem Foto stand sie allein mit Gitarre in einer Kathedrale. „These are songs written for the DARK SHADOWS that started lives on the acoustic guitar”, stand auf dem Inlay. So wie die Songs entstanden, wurden sie offensichtlich nun auf BRIGITTE HANDLEYS Soloalbum veröffentlicht.
BRIGITTE HANDLEY live im Bi Nuu am 12.12.2016:
Ich steckte das Album ein und verließ das Büro. Auf der Rückfahrt im Auto schob ich die CD in den Player. Der erste Song „The Model“ ist eine Coverversion von KRAFTWERK. Das liegt auf einer Geschmackslinie zur GRAUZONE-Coverversion „Eisbär“, den die DARK SHADOWS als Vinyl-Single 2011 veröffentlichten. Die KRAFTWERK-Interpretation von Brigitte ist dicht am Original, only Keyboards und der Gesang ebenfalls kühl und entrückt – jedenfalls soweit dies mit einer so wunderschönen weiblichen Stimme möglich ist. Und sie singt, wie bei allen ihren Songs, auf Englisch. Bei der Coverversion hat sie den Text in einem Detail verändert: „He is a model and he is looking good“. Ich musste unwillkürlich grinsen. Als Sängerin hätte ich ebenfalls über ein männliches Model gesungen. Später nach ihrem Auftritt im Bi Nuu wird mir Brigitte sagen, dass sie dabei einen Bekannten im Kopf gehabt hatte, der Model ist. Klar. Die KRAFTWERK-Coverversion konnte ich auf den bisherigen Veröffentlichungen der DARK SHADOWS nicht finden. Die meisten anderen der insgesamt zehn Songs ihres „Edge of Silence“-Soloalbums befinden sich dagegen als „Bandversion“ auf der „Autumn Still…“-CD (2013/Halb7Records) und dem Mini-Album „11:11“ (2011/Halb7Records).
Der musikalische Stil ihres Soloalbums ist nicht leicht zu beschreiben: melancholisch, aber nicht depressiv. Die Stimme klar und hell wie ein Licht in der Dunkelheit. Vielleicht eine Kreuzung aus weiblichem Johnny Cash mit BLONDIE - manche Passagen klingen sogar poppig. Aber insgesamt ist durch den Synthie-Sound vielleicht New Romantic am treffendsten. Der Text zu „Cold rain“ (siehe unten) beispielsweise ist traurig, aber wird von Brigitte zu einer bittersüßen Melodie derartig zart ins Mikro gehaucht, dass er mich tief berührt.
Als ich den Brief aus Australien mit der CD „The Edge of Silence“-CD öffnete wusste ich nichts über BRIGITTE HANDLEY. Inzwischen weiß ich, dass die Australierin einen niederländischen Pass hat und aktuell in Köln wohnt. „Different to Berlin“, meinte sie im Bi Nuu zu mir. Das stimmt wohl – insbesondere ihre Einwohner. Die beiden anderen Ladys der DARK SHADOWS wohnen in Australien. Das macht das Songwriting zwar nicht einfach, aber dank moderner Technik geht es. Und in regelmäßigen Abständen kommen sie für Gigs nach Europa. An dem Abend im Bi Nuu wurde Brigitte dazu verdonnert, als „Batcave Queen“ am Anfang, also vor den ganzen Psychobillykombos zu spielen: CHERRY BOMB, THEE FLANDERS und THE CRISWALDS (UK). Auch einige Lokalprominenz war im Publikum vertreten: Members of MAD SIN. Man kennt sich über die Jahre von gemeinsamen Touren und pflegt ein herzliches Verhältnis. Trotzdem ist offensichtlich, dass ihre Musik über diese Szene hinaus Aufmerksamkeit verdient. „Wir wollen uns ein wenig von dieser Szene emanzipieren, aber pssssst“, flüstert sie mir zwinkernd zu und legt den Finger auf ihre Lippen.
Am Ende will ich noch wissen, ob ein weiteres Soloalbum zu erwarten ist: „We will see…“, sagte sie nur. Eines steht aber bereits fest. Im März wird es im Umfeld des Wild At Heart das nächste Konzert in Berlin geben. Der WAHRSCHAUERMÄN wird rechtzeitig informieren und aus dem Dunkel der Nacht dort auftauchen. See ya!
Lyrics von "Cold rain":
You’ve got wings to choose
Always something new
Wait for heavens touch
Only cold rain, no one let’s you inside
Such a cruel cruel world
A voice that’s never heard
Sometimes it’s all too much
Only cold rain, no one let’s you inside
Inside your mind can wander
Find a place where you belong
No one can hear the thunder
And we’ll be gone before too long
Never wanted much
Just a gentle touch
Some things we’ll never know
Only cold rain, no one asks you inside
Turn another page
On winters misty cage
And it’s so far away
Out in the cold rain
No one let’s you inside
Inside you’re free to wonder
Safe from all your fears
Outside we hear the thunder
Only cold rain, warm tears...