„Klein Adolf“ ist Mitarbeiter des Verfassungsschutzes!
Berlin: Eine nationalsozialistische Terrorgruppe ermordete zwischen 2000 und 2007 mindestens zehn Menschen und verübte mindestens einen verheerenden Nagelbombenanschlag mit vielen Schwerverletzten in Köln. Die Existenz der Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)“ wurde erst im November 2011 offiziell
bekannt. Die eigentliche Ungeheuerlichkeit dieses Falles ist das Verhalten staatlicher Behörden (Verfassungsschutz, Landeskriminalämter–LKA und Bundeskriminalamt-BKA) im Zusammenhang mit dieser Mordserie.
Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, André Schulz, sagte am Mitte November dazu: "Ich glaube nicht, dass das Trio 13 Jahre lang unbeobachtet seine Kreise ziehen konnte und bei all seinen Taten - Bankrauben, Morden, Attentaten - keine einzige Spur hinterlassen haben soll." [n-tv] Die bisher bekannt gewordenen Details unterstützen diese These. Immer mehr beunruhigende Fragen stellen sich: Wieso konnte Uwe Behnhardt abtauchen, obwohl er bei der Durchsuchung seiner Wohnung 1998 anwesend war? Der Mitteldeutsche Rundfunk berichtete, dass im Jahr 2000 Zielfahnder des thüringischen Landeskriminalamtes die Untergetauchten aufgespürt hatten. Der bereits organisierte Zugriff eines SEK-Kommandos sei in letzter Sekunde abgebrochen worden. Wieso? Bei einem Mord 2006 in Kassel war ein Mitarbeiter des hessischen Verfassungsschutzes anwesend. Zufall? Er entfernte sich vom Tatort und meldete sich nicht bei der Polizei. Seine Identität konnte aber ermittelt werden. In seinem Heimatdorf wurde er aufgrund seiner braunen Gesinnung „kleiner Adolf“ genannt [Spiegel]. Nur eine Jugendsünde? Neun Menschen mit einem Migrationshintergrund werden mit der gleichen Tatwaffe kaltblütig ermordet. Wieso wurde eine fremdenfeindliche Tat ausgeschlossen? Stattdessen wurde die Mordserie von den Medien als „Dönermorde“ bezeichnet. Macht Rassismus blind?
Die Forderung nach einem erneuten NPD-Verbotsverfahren – so richtig es vom Grundsatz her ist – ist dazu geeignet, vom eigentlichen Skandal, dem Verhalten der deutschen Sicherheitsbehörden, abzulenken. Es entsteht der Eindruck, als hätten die Politiker der CDU/CSU, FDP und SPD kein wirkliches Interesse daran, die Verbindungen der staatlichen Behörden zu dem terroristischen Netzwerk aufzuklären. Vielleicht, weil sie sich einem staatstragenden Kadavergehorsam verpflichtet fühlen? Oder vielleicht auch, weil mit dadurch zutage geförderten Erkenntnissen einige Innenminister oder Verfassungsschutzpräsidenten aus der jeweils eigenen Partei unter Beschuss geraten könnten? Wie sonst ist es zu erklären, dass sie sich bisher nicht zu der Einrichtung eines Untersuchungsausschusses durchringen konnten. Und das, obwohl der Vorsitzende des Innenausschusses - Wolfgang Bosbach (CDU) – mit Blick auf die Versäumnisse der Sicherheitsbehörden diesen Fall betreffend sagte, ihm sei noch nie eine "solche Fülle von Fehlern" begegnet. Für die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses ist ein Viertel der Mitglieder des Bundestags notwendig. Die Stimmen von DIE LINKE und den GRÜNEN (die sich dafür ausgesprochen haben) reichen dazu nicht aus.
Deshalb ist es absolut richtig, dass sich Deutschland vom türkischen Ministerpräsident Erdogan darauf hinweisen lassen muss, dass Deutschland bei der Aufarbeitung dieser Mordserie auch die mögliche Verwicklung staatlicher Stellen unter die Lupe nehmen muss. Sollte dies trotz der bisher bereits bekannt gewordenen Ungeheuerlichkeiten nicht passieren, hat dieser Fall das Zeug, sich zu einer Staatskrise auszuweiten.
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NDR-Reportage "Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin" über die Opfer des Nazi-Trios:
Tipp: Im nächsten Wahrschauer #61 werden wir uns im Schwerpunktthema der Sache annhemen!
Siehe auch online: Verfassungsschutz und Nazi-Mordkommando – Teil 2: Thüringische Untersuchungskommission verschleiert anstatt aufzuklären!