„Für mich ist das Mord“
In Berlin hat die vom Staat gnadenlos exekutierte asoziale Politik nach einer Zwangsräumung ein erneutes Todesopfer gefordert. Die 67jährige kranke und schwerstbehinderte Rosemarie wurde trotz einer vorliegenden Mietübernahmeerklärung vom Sozialamt und trotz eines ärztlichen Attests, das eine Zwangsräumung für unzumutbar erklärte, wegen Mietrückständen auf Antrag der Eigentümer aus ihrer Wohnung in Reinickendorf geworfen. Wir haben uns „an Recht und Gesetz und Ordnung gehalten“, so der Eigentümer gegenüber den Medien (junge welt). Dieser gesetzlich-normative Sozialterror wurde mit einem Großaufgebots der Polizei gegen den Protest von rund
einhundert Demonstranten durchgesetzt. Zwei Tage später starb die herzkranke Rosmarie in einer Wärmestube der Berliner Kältenothilfe. Der Initiator der Einrichtung, Zoltan Dominic Grasshoff, spricht von Mord durch die Staatsgewalt und ruft unter Tränen dazu auf, den Widerstand zu verstärken:
Opfer des staatlichen Sozialterrors brauchen mehr Hilfe und Aktivisten wie Zoltan mehr Unterstützer, die mit ihm kämpfen. Mitschuldig an der unmenschlichen Situation in unserer Gesellschaft sind nicht nur die Regierungen, sondern auch die verbreitete Einstellung, die Betroffenen seien „auch irgendwie selber schuld“ an ihrer Situation, beziehungsweise der Staat könne nicht jedem helfen. Diese Haltung entspricht dem deutschen Untertanengeist, da es die Wut gegen die Mächtigen auf die Schwachen lenkt. Und es ist bequem, weil es die eigene Trägheit und gleichgültige Haltung rechtfertigt.
Hintergrund dieses Ereignisses ist, dass die Verhältnisse in Deutschland immer ungerechter werden. Den Ärmsten wird so zunehmend die Existenzgrundlage entzogen. Die Einkommensunterschiede wachsen in Deutschland so schnell wie in keinem anderen OECD-Land (Frankfurter Rundschau). In Deutschland besitzen die reichsten 10 Prozent der Menschen Zweidrittel des Gesamtvermögens. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung besitzt gar kein Vermögen. Die Vermögensverteilung ist in Deutschland so ungleich wie in keinem anderen Land Europas (FAZ).
Jeder und Jede muss sich fragen, wie lange sie oder er diesen Zuständen noch weiter tatenlos zusehen will – auch im eigenen Interesse. Wir Unter- und Mittelklasse-Deutsche schaden uns mit unserem krankhaften Masochismus inzwischen nicht nur selbst, sondern ermöglichen damit den Export des asozialen Sozial- und Lohndumpings auf ganz Europa. Es liegt an uns damit Schluss zu machen. Es wird uns niemand abnehmen den Geldadel, der wenige Promille der Bevölkerung ausmacht, zur Kasse zu bitten.