argies-2006.jpgEIN KONZERT AUS 1001 NACHT!


Berlin / 30.10.2009 / SO36:
  An diesem Samstag gaben sich zwei der wohl bekanntesten Deutschpunkbands im Kreuzberger Club SO36 die Ehre. Während die ARGIES aus Argentinien schon einheizten, betraten wir das schon sehr volle SO36. Bereits hinten an der Bar klang der  Sound nicht schlecht, ihr punkorientierter Streetrock hatte einen sehr guten Sound. Das sehr gemischte und relativ alte Publikum hörte den Argentiniern höflich zu, aber so richtig aufgetaut war man noch nicht, auch war klar, wegen welchen Bands man da war. So hatten die ARGIES zwar keinen außergewöhnlich schweren Stand, aber richtig Stimmung kam im Publikum zu dem Zeitpunkt noch nicht auf. Als die Argentinier aufhörten und auf der Bühne umgebaut wurde, traf ich viele bekannte Gesichter, die ich teilweise sehr lange nicht gesehen hatte. Das ist bei solchen Konzerten einfach schön.

zaunpfahl.jpgDas SO36 wurde immer voller, so dass an der Kasse bald das Schild “Ausverkauft“ zu lesen war. Im Club war es dementsprechend eng und voll. Die Stimmung war richtig klasse. Man freute sich auf die folgenden beiden Bands aus dem hohen Norden und wollte Spaß haben. Die drei Teterower nahmen sich relativ viel Zeit und kamen sehr entspannt auf die Bühne. Vor der Bühne wartete das Publikum schon gebannt darauf, dass die Band anfängt zu spielen. ZAUNPFAHL sah man an, dass sie von der Kulisse beeindruckt waren. Alle ihre Songs wurden richtig abgefeiert. Man sang mit, pogte und hatte richtig Spaß. Es ist toll, wenn die Leute miteinander feien und eine gute Zeit haben.
Viele der Songs kamen allerdings nicht sauber gespielt rüber. Was vielleicht daran lag, dass der Sound auf der Bühne nicht gut war, vielleicht hatte man auch schon ein Bier zu viel getrunken oder die drei Teterower waren einfach nur nervös. Dies tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch. Jeder Song, egal ob vom aktuellen Album “Frauen“ oder von den bekannten Alben “Gesicht“ oder “Musik“ kam gut an. ZAUNPFAHL machte während ihres Sets auch ein paar Anspielungen auf das am Tag davor von DRITTE WAHL gespielte 1000ste Konzert, das in Rostock stattfand. Wenn Thom, Goethe und Sheffy weiterhin so viel spielen, werden auch sie bald ihr 1.000 Konzert geben. Seit Jahren ist die Band kreuz und quer durch die ganze Republik unterwegs. Die gute Stunde, die ZAUNPFAHL spielte, gefiel so ziemlich jedem im Publikum. Man sparte aber noch Hier und Da Kräfte ein für DRITTE WAHL, die an diesem Abend als dritte Band den Reigen schlossen.

dritte-wahl.jpgDie Umbaupause dauerte auch hier wieder relativ lange, aber was sind schon ein paar Minuten, wenn man DRITTE WAHL, eine der bekanntesten Bands des Deutschpunk und sicherlich auch eine der einflussreichsten und musikalisch besten Bands, sehen kann?! Vorne wurde es noch enger, als es bei ZAUNPFAHL war. Erstaunliche viele Mädchen und Frauen waren vorne. Bei DRITTE WAHL geht es erfahrungsgemäß ordentlich zur Sache, was aber nicht heißt, dass man nicht aufeinander aufpasst. Gunnar, Stefan und Krel betraten in roten Monteuroveralls die Bühne und legten gleich mächtig los. Das Publikum tat es den drei Rostockern gleich. Gunnar rief, dass sie die Klamotten ordentlich durchschwitzen werden, um sie dann für einen guten Zweck zu versteigern. Die Stimmung stieg noch mal an, und die Setlist tat ihr Übriges, um den Auftritt für alle Beteiligten zu einem herausragenden Ereignis zu machen. Es war ein wahres Best-Off-Feuerwerk, was die Band abbrannte. Ob “Hash“, “Mainzer Str.“, “Bad K.“, “Sonne und Meer“ oder “Und Jetzt“, fast alle Hits waren dabei. So oft hatte ich während eines Konzertes von DRITTE WAHL noch nie Begeisterung wie “Ist das geil“ und “Die sind der absolute Wahnsinn“ gehört. Einige Leute sangen komplett alle Texte mit. Auffällig war, dass einige alte Stücke in neuen Versionen (etwas chilliger) gespielt wurden. Es gab immer wieder ein paar kleinere Ruhephasen. Die Band wurde teilweise durch einen Dudelsackspieler und durch einen Basser unterstützt, so dass Stefan, normalerweise Basser, die zweite Gitarre übernahm. Es war einfach fantastisch dieses Konzert, fast wie ein Märchen aus 1001 Nacht. Der ganze Abend war einfach klasse, alles hat gepasst! Sogar die Abflussrohre der Klos (natürlich sowohl vom Männer- als auch vom Frauenklo) gingen punkgemäß kaputt und so musste man rüber ins Franken rennen. Als ich (c) grad mit einem Bier vor der Tür rumstand, hörte ich mit an, wie ein sehr betrunkener Gast angewiesen wurde, doch bitte die (recht stark befahrene) Oranienstraße zu überqueren: „Du musst da drüben im Franken an den Tresen pissen!! Die wissen bescheid!“ . Der Typ selbst konnte aber nicht mehr laufen und so begleitete ihn der andere und beide wurden fast von dem Nachtbus überfahren. 1001 Punknacht eben.