Good Night White Pride!
Berlin / 24.10.2009 / SO36:
An diesem Samstag waren zwei ganz besondere Bands zu Gast
im SO36 in Berlin-Kreuzberg: Die Leipziger von LOIKAEMIE und ihre Freunde von
LOS FASTIDIOS aus Verona / Italien. Mit dabei waren noch KATTIVA REPUTAZIONES
aus der Nähe von Mailand, die extra wegen diesem Gig den langen Weg auf sich
genommen haben.
Pünktlich um 21.00 Uhr fingen KR mit ihrem dreiviertelstündigen Set an. Als erstes spielte die Band ein Cover von THE CLASH. Da die drei Jungs aber ziemlich nervös waren, ging das etwas nach hinten los. Danach spielte die Band ihre eigenen Songs. Die Nervosität legte sich aber erst nach und nach. Besonders irritierend fanden die Musiker, dass das Publikum zwar brav klatschte, aber sich ansonsten recht ruhig verhielt. KR machten thematisch die gleichen Ansagen wie später LOS FASTIDIOS, und dort wurde frenetisch mitgegangen. KR dagegen musste sich jede Regung hart erspielen.
So spielten sie durchgehend eingängigen (wenn auch meist recht einfach gestrickten) Streetpunk, der deutliche Einflüsse im ´77er Punk, aber auch im Rock und Oi hat.
Nach und nach taute das Publikum auf. Die letzten Songs wurde sogar etwas getanzt, während sich das SO36 immer mehr füllte. KR wurden mit der Zeit immer sicherer, und so war es alles in allem für die Band sicher kein schlechtes Konzert.
Mittlerweile war das SO36 sehr gut gefüllt. Ich schätze es war fast
ausverkauft. Die Stimmung war prächtig. In der etwas längeren Umbaupause zu LOS
FASTIDIOS versorgte man sich mit Flüssigem an der Bar und platzierte sich
möglichst nah an der Bühne. So war es kein Wunder, dass es vorne recht eng
wurde.Als die Jungs aus Verona die Bühne betraten ging ein Raunen durch das Publikum. Die ersten Töne wurden gebannt erwartet, und als diese erklangen, brach sofort Pogo aus. Alle sangen von der ersten Zeile an mit und es wurde kräftig getanzt. Die bei KR noch schweigend zur Kenntnis genommenen Ansagen zum Klassenkampf, Antifaschismus und dem politischen System wurden hier laut beklatscht.
Die drei Jungs von KR nahmen das aber nicht krumm, sie waren auch mitten im Publikum zu sehen, wie sie Spaß hatten und den Abend genossen, so wie viele hundert Andere auch. Die Band spielte viele Songs der letzten beiden Scheiben, gespickt wurde die Setliste noch mit einigen All-Time-Favorites der Band wie z.B. "Antifa-Hooligan". Als es der erste Stagediver auf die Bühne geschafft hatte, begann an allen Ecken das Diven, und die Stimmung ging noch einmal mehr klar nach oben.
Vorne hatte wirklich jeder Spaß, die Stimmung war fantastisch und am Sound gab es auch nix zu meckern. Hier stimmte wirklich alles. LOS FASTIDIOS unterstrichen an diesem Abend ihren Staus als absolute Live-Band, die es sich immer wieder zu erleben lohnt!
Als letzte Band spielten dann LOIKAEME aus Leipzig. Die Drei ließen
sich relativ viel Zeit, so dass jeder Besucher sich noch mit einem Getränk
versorgen konnte. Vorne wurde es dann auch wieder recht eng, wobei sich das
Publikum dort doch ziemlich änderte. Es waren mehr Skins vorne, als bei den
Bands davor. Als LOIKAEMIE dann die Bühne betrat und die ersten Songs
erklangen, ging standesgemäßer Pogo los. Härter als bei LOS FASTIDIOS und auch
mit mehr Alkohol im Blut. Die Stimmung war vorne leider nicht mehr ganz so
friedlich ausgelassen, sondern schon aggressiver. Passiert ist zwar nix, aber
irgendwie war der positive Spirit etwas weg. Die Band spielte sehr
professionell ein sehr gutes Set, welches einen guten Überblick über das
bisherige Schaffen der Leipziger Band bot. Songs wie "Good Night White Pride",
"Trinkfestigkeit" oder "Wir sind geil, wir sind schön" wurden hundertfach
mitgesungen und sind live extreme Brecher.Trotzdem war LOIKAEMIE nach LOS FASTIDIOS ein ganz schöner Stilbruch. LOIKAEMIE waren vom Sound druckvoller Streetpunk, der immer noch ganz klar seine Wurzeln im Oi hat, aber den Druck des Streetpunk als wesentlichen Bestandteil in den Songs hat. Das Publikum hatte insgesamt trotzdem eine Menge Spaß und ein fast ausverkauftes SO36 spricht eine deutliche Sprache.


