Ich will, dass die verdammte Tür aufgeht und ich die Geschenke sehen kann!
Berlin / 25.11.2009 / Arena: Neulich zu Hause bei Satans. „Hey, SLAYER haben ihren Auftritt in den März verschoben, weil Tom Araya was am Knie hat…was machen wir da? „Hmmm… lass uns doch zu THE PRODIGY gehen – die spielen fast zeitgleich, sie sind eine etwas comicartigere Adaption von unserem Streben, und wir können in leicht veränderter Form unserem Auftrag nachkommen! Außerdem sind sie mächtiges Entertainment, wie ich auf der Erde erfuhr!“ „Okay, machen wir“.
Neben Familie Satan waren noch ein paar tausend andere Leute in freudiger Erwartung in der Arena, sowie Besucher aus Oslo, die extra angereist kamen. Den Satz „Die Besucher aus..... kamen extra wegen..... angereist“ hab ich inzwischen als Kurzwahltaste auf meiner Tastatur. Die Oslo-Jungs kauften erst mal Bier (drei für jeden, weil das in Deutschland so billig ist… ach was…?), um dann recht zügig den Otto-und Lieselotte-Normal-Zustand des durchschnittlichen THE PRODIGY Fans zu erreichen. Anscheinend waren noch mehr Leute aus Skandinavien anwesend, denn nach dem Konzert lagen dermaßen viele Bierbecher auf dem Boden, dass ich darüber nachdachte, die einzusammeln und von dem ganzen Pfand die hässliche neue Halle des Mobilphone-Konzerns zu kaufen und den Mediaspree-Versenkern zu schenken. Was die mit dem Ding machen würden? Lässt sich so etwas einfach entsorgen? Kommt das in den Sondermüll? Wird es zurück ins Weltall geschossen? Und was passiert mit der schönen neuen Freifläche?
THE PRODIGY haben nicht nur eine im wahrsten Sinne atemberaubende Lichtanlage im Gepäck, sondern auch ihre größten Hits plus einige Tracks vom neuen Album. Sie folgen damit dem Trend vieler Bands, häufig auf Tour zu sein: THE PRODIGY waren bereits Anfang 2009 in Berlin zu Gast. Gleich zu Anfang spielen sie „Worlds on fire“. In dem Song kommen Stacheldraht und Zäune vor („Too close to the wire...“) Wissen sie, das too close vom schönen Fleckchen Arena bis vor ein paar Jahren ganz viel Stacheldraht (wenn auch mehr Mauer als Zaun) stand? Oder war das Zufall?
Keith (oder Keef, wie häufig zu lesen ist) und vor allem Maxim sind ganz klar im Mittelpunkt des wilden Geschehens, wobei Maxim mehr zu singen, zu sagen und zu rappen hat als Keith, der das aber durch seine Über-Drüber-Präsenz locker wettmacht. Er springt auf und nieder und rennt auf der Bühne hin und her. Vor allem beim Intro von „Firestarter“ hüpft er rauf und runter wie ein kleines Kind vor Weihnachten, so als wolle er sagen: „Jetzt macht doch endlich – ich will, dass die verdammte TÜR aufgeht und ich die Geschenke sehen kann“ oder: „Jetzt kommt gleich FIRESTARTER!“ Das Lied katapultierte THE PRODIGY von der Erde ins Firmament, was Fans, Verkaufszahlen und – für viele Leute – den Coolness-Faktor angeht. Damit haben THE PRODIGY die anderen Jungs von der Big Beat Punkstelle named CHEMICAL BROTHERS glatt abgehängt, obwohl die beiden etwas andere Felder beackern. Bei CHEMICAL BROTHERS ist alles bunter und ein kleiner Tick niedlicher, während THE PRODIGY mehr fürs Grobe zuständig sind und sich eher grimmig geben.
Nach dem Opener kommt der Superhit „Breathe“ und dann gleich die erste Single vom letzten Album: „Omen“. Überraschenderweise gehen die Fans bei „Omen“ mehr ab als bei dem großen Hit „Breathe“. Gutes Zeichen fürs neue Album „Invaders must die“, bei dem mir Gestaltung und Design fast am besten gefallen – in Bezug auf die Songs ist es ein bisschen viel auf Nummer sicher gestrickt: coole Tracks, interessante Sounds. Aber ein Innovationspreis wird damit nicht gewonnen. Vor zehn Jahren wäre es mit Sicherheit auf den obersten drei Plätzen meiner Jahrescharts gelandet. Das Begutachten des Neuen steht bei dieser Show aber sowieso nicht im Vordergrund, sondern mehr das Abfeiern des Bekannten.
Die Lightshow ist überhaupt das Beste: sie wirkt so, als hätten Satan und Gott zusammen mit jemand, der dauernd harte Drogen nimmt und nachts nie schläft und dazu mit zwei Charakteren der Sesamstrasse das Ganze gebaut. Natürlich darf viel Stroboskoplicht nicht fehlen, dazu gibt es ein ständig wechselndes hektisch flackerndes und grell leuchtendes Farbenmeer zu sehen, welches auf der Bühne leicht treppenförmig nach hinten weg aufgebaut ist und bis unter die Hallendecke geht. Beeindruckend! Da freuen sich Multimedia-Kids des neuen Jahrhunderts, die schon wirklich alles kennen. Dermaßen zugeballert vom Licht wird man sonst nur, wenn man zufällig Astronaut in Stanley Kubricks „2001“ ist, und vom Sound gefickt wird man sonst auf diese Weise nur im Berghain. Oder etwas harmloser formuliert: es ist toll, wenn die Musik mit dem ganzen Körper spürbar ist, allem voran der Bass im Bauch.
Ab und zu gibt es tatsächlich dramaturgisch gut platzierte ruhige, lang gezogene Momente sowie kleine Pausen und Übergänge - wie bei einem Rave. So entsteht Euphorie: die Meute kann sich entspannen bis zum nächsten großen Knall oder zur wiederkehrenden und sicher kommenden Abfahrt. Eher Berlin-untypisch rasten die Leute im Publikum ständig aus und jubeln und pogen und freuen sich.
Am Schluss gibt’s, wie es nicht wirklich anders zu erwarten war, in einem üppigen Zugabenprogramm unter Anderem „No good“ und „Their law“.
Und dann geht es auch schon wieder nach draußen. Ein besonderes Erlebnis, da zwei Stunden lang (oder besser gesagt: zwei Stunden kurz) eine andere Realität stattgefunden hat. Das ist faszinierend und leuchtend und düster. Die olle alte wunderschöne Industrial-Arena ist hierfür der perfekte Ort.
Berlin / 25.11.2009 / Arena: Neulich zu Hause bei Satans. „Hey, SLAYER haben ihren Auftritt in den März verschoben, weil Tom Araya was am Knie hat…was machen wir da? „Hmmm… lass uns doch zu THE PRODIGY gehen – die spielen fast zeitgleich, sie sind eine etwas comicartigere Adaption von unserem Streben, und wir können in leicht veränderter Form unserem Auftrag nachkommen! Außerdem sind sie mächtiges Entertainment, wie ich auf der Erde erfuhr!“ „Okay, machen wir“.
Neben Familie Satan waren noch ein paar tausend andere Leute in freudiger Erwartung in der Arena, sowie Besucher aus Oslo, die extra angereist kamen. Den Satz „Die Besucher aus..... kamen extra wegen..... angereist“ hab ich inzwischen als Kurzwahltaste auf meiner Tastatur. Die Oslo-Jungs kauften erst mal Bier (drei für jeden, weil das in Deutschland so billig ist… ach was…?), um dann recht zügig den Otto-und Lieselotte-Normal-Zustand des durchschnittlichen THE PRODIGY Fans zu erreichen. Anscheinend waren noch mehr Leute aus Skandinavien anwesend, denn nach dem Konzert lagen dermaßen viele Bierbecher auf dem Boden, dass ich darüber nachdachte, die einzusammeln und von dem ganzen Pfand die hässliche neue Halle des Mobilphone-Konzerns zu kaufen und den Mediaspree-Versenkern zu schenken. Was die mit dem Ding machen würden? Lässt sich so etwas einfach entsorgen? Kommt das in den Sondermüll? Wird es zurück ins Weltall geschossen? Und was passiert mit der schönen neuen Freifläche?
THE PRODIGY haben nicht nur eine im wahrsten Sinne atemberaubende Lichtanlage im Gepäck, sondern auch ihre größten Hits plus einige Tracks vom neuen Album. Sie folgen damit dem Trend vieler Bands, häufig auf Tour zu sein: THE PRODIGY waren bereits Anfang 2009 in Berlin zu Gast. Gleich zu Anfang spielen sie „Worlds on fire“. In dem Song kommen Stacheldraht und Zäune vor („Too close to the wire...“) Wissen sie, das too close vom schönen Fleckchen Arena bis vor ein paar Jahren ganz viel Stacheldraht (wenn auch mehr Mauer als Zaun) stand? Oder war das Zufall?
Keith (oder Keef, wie häufig zu lesen ist) und vor allem Maxim sind ganz klar im Mittelpunkt des wilden Geschehens, wobei Maxim mehr zu singen, zu sagen und zu rappen hat als Keith, der das aber durch seine Über-Drüber-Präsenz locker wettmacht. Er springt auf und nieder und rennt auf der Bühne hin und her. Vor allem beim Intro von „Firestarter“ hüpft er rauf und runter wie ein kleines Kind vor Weihnachten, so als wolle er sagen: „Jetzt macht doch endlich – ich will, dass die verdammte TÜR aufgeht und ich die Geschenke sehen kann“ oder: „Jetzt kommt gleich FIRESTARTER!“ Das Lied katapultierte THE PRODIGY von der Erde ins Firmament, was Fans, Verkaufszahlen und – für viele Leute – den Coolness-Faktor angeht. Damit haben THE PRODIGY die anderen Jungs von der Big Beat Punkstelle named CHEMICAL BROTHERS glatt abgehängt, obwohl die beiden etwas andere Felder beackern. Bei CHEMICAL BROTHERS ist alles bunter und ein kleiner Tick niedlicher, während THE PRODIGY mehr fürs Grobe zuständig sind und sich eher grimmig geben.
Nach dem Opener kommt der Superhit „Breathe“ und dann gleich die erste Single vom letzten Album: „Omen“. Überraschenderweise gehen die Fans bei „Omen“ mehr ab als bei dem großen Hit „Breathe“. Gutes Zeichen fürs neue Album „Invaders must die“, bei dem mir Gestaltung und Design fast am besten gefallen – in Bezug auf die Songs ist es ein bisschen viel auf Nummer sicher gestrickt: coole Tracks, interessante Sounds. Aber ein Innovationspreis wird damit nicht gewonnen. Vor zehn Jahren wäre es mit Sicherheit auf den obersten drei Plätzen meiner Jahrescharts gelandet. Das Begutachten des Neuen steht bei dieser Show aber sowieso nicht im Vordergrund, sondern mehr das Abfeiern des Bekannten.
Die Lightshow ist überhaupt das Beste: sie wirkt so, als hätten Satan und Gott zusammen mit jemand, der dauernd harte Drogen nimmt und nachts nie schläft und dazu mit zwei Charakteren der Sesamstrasse das Ganze gebaut. Natürlich darf viel Stroboskoplicht nicht fehlen, dazu gibt es ein ständig wechselndes hektisch flackerndes und grell leuchtendes Farbenmeer zu sehen, welches auf der Bühne leicht treppenförmig nach hinten weg aufgebaut ist und bis unter die Hallendecke geht. Beeindruckend! Da freuen sich Multimedia-Kids des neuen Jahrhunderts, die schon wirklich alles kennen. Dermaßen zugeballert vom Licht wird man sonst nur, wenn man zufällig Astronaut in Stanley Kubricks „2001“ ist, und vom Sound gefickt wird man sonst auf diese Weise nur im Berghain. Oder etwas harmloser formuliert: es ist toll, wenn die Musik mit dem ganzen Körper spürbar ist, allem voran der Bass im Bauch.
Ab und zu gibt es tatsächlich dramaturgisch gut platzierte ruhige, lang gezogene Momente sowie kleine Pausen und Übergänge - wie bei einem Rave. So entsteht Euphorie: die Meute kann sich entspannen bis zum nächsten großen Knall oder zur wiederkehrenden und sicher kommenden Abfahrt. Eher Berlin-untypisch rasten die Leute im Publikum ständig aus und jubeln und pogen und freuen sich.
Am Schluss gibt’s, wie es nicht wirklich anders zu erwarten war, in einem üppigen Zugabenprogramm unter Anderem „No good“ und „Their law“.
Und dann geht es auch schon wieder nach draußen. Ein besonderes Erlebnis, da zwei Stunden lang (oder besser gesagt: zwei Stunden kurz) eine andere Realität stattgefunden hat. Das ist faszinierend und leuchtend und düster. Die olle alte wunderschöne Industrial-Arena ist hierfür der perfekte Ort.