Eine ordentliche Portion Schmerz und Bourbon!
St.Pauli (HH)/9.9.2009 im Molotow: Sein aktuelles Album „Gold Country“ im Gepäck kommt Mr. Chuck Ragan mal eben aus der tropischen Heimat in Florida rüber, um good ol' Europe mit den neuesten Entwicklungen in Sachen Country meets Folk meets Punkrock zu beglücken.
Klimatisch wird sich der Teilzeit-HOT WATER MUSIC-Frontman ganz heimisch gefühlt haben im Molotow'schen Keller. Die DurchschnittshamburgerInnen allerdings reagieren eher allergisch auf Temperaturen jenseits der 35°C und 95 %igen Luftfeuchtigkeit und tendieren zum spontanen Umkippen – so an diesem Abend nicht nur einmal geschehen. Dabei hatte ich mich eigentlich auf ein entspanntes Konzert mit einigen gepflegten Bieren gefreut...
Direkt von der Arbeit auf die Reeperbahn und ab ins Molotow ging es - etwas spät zwar, aber an einem Mittwochabend sollte das ja kein Problem sein. Denkt man so und stolpert ungerührt an einem „Ausverkauft!“-Schild vorbei in eine überfüllte tropische Saunalandschaft. Kein entspanntes Feierabendkonzert also. Trotzdem schnell rein ins Gewühl und einen Platz mit Anlehnmöglichkeit ergattert.
Die Vorgruppe spielt schon: Digger Barnes mit Band, die Lokalmatadore in Sachen Country. Mein Ding war's nicht, da hat mir doch etwas der Bumms dahinter gefehlt. Sicher, in Sachen Instrumentenbeherrschung tiptop, da gibt’s gar nix. Und auch nicht unsympathisch. Aber insgesamt hat sich der gute Digger für meinen Geschmack an diesem Abend zu weit auf die Singer/Songwriter-Seite gelehnt, als dass er damit bei mir die volle Punktzahl erreichen könnte.
Ganz anderes stellt sich die Sache bei Herrn Chuck Ragan dar. Denn der rückt ganz klar die andere, die raue Seite der Genres Country und Folk ins Rampenlicht. Schon alleine durch das rostige Reibeisen seiner Stimme bekommt jede noch so romantischen Ballade eine ordentliche Portion Schmerz und Bourbon mit auf den Weg. Und in Konfrontation mit einer klassischen Folk-Instrumentierung mit Kontrabass (auf der gemeinsamen Tour von Digger Barnes gespielt), Violine und Mundharmonika ergibt das Ganze eben einen ganz besonderen Country-Sound jenseits aller Hillbilly-Klischees, richtig gut! Aber natürlich ist es wie immer: Man kann den Sänger aus der Punkrockband holen, aber nie den Punkrock aus dem Sänger. Und so gibt's auch an diesem Abend den einen oder anderen HOT WATER MUSIC-Klassiker in akustischem Gewand und hier und da einen musikalischen Gruß an das ALKALINE TRIO oder die BOUNCING SOULS. Womit ich beim Wermutstropfen des Abends angelangt bin: Die paar alten HWM-Songs werden von einem größeren Teil des Publikums so frenetisch begrüßt, dass man den Eindruck bekommen kann, sie wollen vor allem den Typen von HOT WATER MUSIC hören - und waren entsprechend enttäuscht, dass der plötzlich so lahme Musik macht. Klar kann man Chuck Ragan und HOT WATER MUSIC nicht unbedingt trennen, und klar, sind die alten Songs einfach bekannter als die neueren Geschichten, aber irgendwie ist das doch ein bisschen respektlos den Leuten auf der Bühne gegenüber.
Am Ende hatte ich dann ein großartiges Konzert gesehen - und mir nur gewünscht, dass ich es in aller Ruhe am Tresen einer kleinen Kneipe in Gainesville, Florida bei einem kalten Bier hätte genießen können.
St.Pauli (HH)/9.9.2009 im Molotow: Sein aktuelles Album „Gold Country“ im Gepäck kommt Mr. Chuck Ragan mal eben aus der tropischen Heimat in Florida rüber, um good ol' Europe mit den neuesten Entwicklungen in Sachen Country meets Folk meets Punkrock zu beglücken.
Klimatisch wird sich der Teilzeit-HOT WATER MUSIC-Frontman ganz heimisch gefühlt haben im Molotow'schen Keller. Die DurchschnittshamburgerInnen allerdings reagieren eher allergisch auf Temperaturen jenseits der 35°C und 95 %igen Luftfeuchtigkeit und tendieren zum spontanen Umkippen – so an diesem Abend nicht nur einmal geschehen. Dabei hatte ich mich eigentlich auf ein entspanntes Konzert mit einigen gepflegten Bieren gefreut...
Direkt von der Arbeit auf die Reeperbahn und ab ins Molotow ging es - etwas spät zwar, aber an einem Mittwochabend sollte das ja kein Problem sein. Denkt man so und stolpert ungerührt an einem „Ausverkauft!“-Schild vorbei in eine überfüllte tropische Saunalandschaft. Kein entspanntes Feierabendkonzert also. Trotzdem schnell rein ins Gewühl und einen Platz mit Anlehnmöglichkeit ergattert.
Die Vorgruppe spielt schon: Digger Barnes mit Band, die Lokalmatadore in Sachen Country. Mein Ding war's nicht, da hat mir doch etwas der Bumms dahinter gefehlt. Sicher, in Sachen Instrumentenbeherrschung tiptop, da gibt’s gar nix. Und auch nicht unsympathisch. Aber insgesamt hat sich der gute Digger für meinen Geschmack an diesem Abend zu weit auf die Singer/Songwriter-Seite gelehnt, als dass er damit bei mir die volle Punktzahl erreichen könnte.
Ganz anderes stellt sich die Sache bei Herrn Chuck Ragan dar. Denn der rückt ganz klar die andere, die raue Seite der Genres Country und Folk ins Rampenlicht. Schon alleine durch das rostige Reibeisen seiner Stimme bekommt jede noch so romantischen Ballade eine ordentliche Portion Schmerz und Bourbon mit auf den Weg. Und in Konfrontation mit einer klassischen Folk-Instrumentierung mit Kontrabass (auf der gemeinsamen Tour von Digger Barnes gespielt), Violine und Mundharmonika ergibt das Ganze eben einen ganz besonderen Country-Sound jenseits aller Hillbilly-Klischees, richtig gut! Aber natürlich ist es wie immer: Man kann den Sänger aus der Punkrockband holen, aber nie den Punkrock aus dem Sänger. Und so gibt's auch an diesem Abend den einen oder anderen HOT WATER MUSIC-Klassiker in akustischem Gewand und hier und da einen musikalischen Gruß an das ALKALINE TRIO oder die BOUNCING SOULS. Womit ich beim Wermutstropfen des Abends angelangt bin: Die paar alten HWM-Songs werden von einem größeren Teil des Publikums so frenetisch begrüßt, dass man den Eindruck bekommen kann, sie wollen vor allem den Typen von HOT WATER MUSIC hören - und waren entsprechend enttäuscht, dass der plötzlich so lahme Musik macht. Klar kann man Chuck Ragan und HOT WATER MUSIC nicht unbedingt trennen, und klar, sind die alten Songs einfach bekannter als die neueren Geschichten, aber irgendwie ist das doch ein bisschen respektlos den Leuten auf der Bühne gegenüber.
Am Ende hatte ich dann ein großartiges Konzert gesehen - und mir nur gewünscht, dass ich es in aller Ruhe am Tresen einer kleinen Kneipe in Gainesville, Florida bei einem kalten Bier hätte genießen können.