nina_nastasia.jpgZuschauer zu Pressspan!

Berlin/28.2.2008 im Schokoladen:
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Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt". Dieses kleine Sprüchlein sollte sich an diesem Abend mal wieder bewahrheiten, in dem ein oder anderen Sinn. Mit Begleitung auf den Weg zum Schokoladen, einem der schönsten Clubs Berlins, gemacht, standen wir erst mal vor einer langen Schlange in der Kälte. Doch bekannter als erwartet, die gute Frau...

Drinnen war es unausstehlich voll. Es stellte sich die Frage, ob es nicht ausreichen würde - bei aller finanziellen Not der Clubs - nur so viele hinein zu lassen wie in den ersten Raum, sprich Konzertraum, passen. Denn es war absolut unangenehm. Selbst wenn man einen Stehplatz ergattert hatte, in dessen Sichtwinkel sich der kleine Bühnenausschnitt befand, so stellte sich immer noch die Frage der Körpergröße. Ganz abgesehen davon, dass diese Musik auch gut in bestuhlte Konzerthäuser passen würde, war es für viele eine äußerst schlechte Ausgangssituation für solch ein Konzertereignis und es stellt sich für´s nächste Mal, wenn es das gibt, die Frage nach etwas größeren Räumlichkeiten. Also: Popularität unterschätzt, zu spät, beschissener Platz. Zweite kleine Überraschung war die Musik an sich. Ich kannte bis dahin nur die beiden Touch&Go-Alben von Nina Nastasia, die, wenn auch spärlich instrumentiert, so doch eine Band erwarten ließen. Das Konzert war jedenfalls ein klassischer Singer/Songwriter-Vortrag, der jedoch hervorragend funktionierte. Die Stücke, aus allen Schaffensphasen, entfalteten auch ohne Streicher, Akkordeon oder Schlagzeug Ihre volle Wirkung. Die Reduktion war perfekt und zeigte eindrucksvoll die Qualität der Stücke. Kein Wunder, dass Steve Albini, der bei ihren ersten beiden Alben als Engineer tätig war, sich den Mund fusselig redet über die Größe und Wichtigkeit dieser Künstlerin. In angenehmem Gegensatz zu der Tiefe und Schwermütigkeit der Stücke stand die Person Nina Nastasia, die sich zwischen den einzelnen Liedern als humorvolle und charmante Entertainerin entpuppte und sich auch von irgendeinem Idioten nicht aus der Ruhe bringen ließ, der plötzlich auf der Bühne stand, erst eine Tür suchte (?) und sich dann noch ans Piano setzen wollte. So wurde der Abend nur durch wenige Faktoren getrübt. Mit weniger Leuten wäre er vermutlich perfekt geworden. Ich kann nur jedem aus tiefsten Herzen, aus tiefster Seele, empfehlen: Kauft Euch die Schallplatten von Nina Nastasia. Sie stehen in Ihrer Erhabenheit und Würde sehr weit außerhalb von den vielen anderen, namenlosen und unbedeutenden Mittelmäßigkeiten. Es gibt ihrer fünf: "Dogs" (2000), "The Blackened Air" (2002), "Run To Ruin" (2003), alle über Touch&Go erhältlich, sowie "On Leaving" (2006) und "You Follow Me" (2007), beide auf Fat Cat. Bitte reinhören, mehrfach hören, besorgen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich das nächste Mal noch mehr in der Enge stehe.