SEDLMEIR, Baujahr 1967, im Saarland geboren und nun in Wohnhaft in Berlin-Neukölln. Er sei „Deutschlands schmierigster Liedermacher" (intro) oder seine Musik sei "Alleinunterhaltermucke für Langzeitstudenten-Absturzkneipen" (Ox). Für viele mag das unschön klingen. SEDLMEIR selbst sieht es entspannt: „Ich verstehe beide Interpretationen. Ich sah mich selber zu der Zeit als eine Art Staubsaugervertreter des Rock’n’Roll.“ Das klingt gut. Deshalb lockten wir ihn von Neukölln nach Schöneberg ins LYDICKE, um ihn dort vor der Kamera zu interviewen und seine Livequalitäten auf der Bühne zu testen.
Quasi zum Aufwärmen für das Videointerview präsentieren wir Euch vorab noch ein paar schriftliche Fragen zum biografischen Hintergrund von SEDLMEIR.
W: In den 90er Jahren warst Du Sänger der Saarbrücker Band BLIND. Ihr habt eine Tour mit den MELVINS gemacht und das zweite Album "Life Guard" wurde sogar von ALEXANDER HACKE produziert. Warum war danach Schluss?
SEDLMEIR: Wir hatten bei einer großen Plattenfirma unterschrieben. Deren Mitarbeiter*innen, die für uns zuständig gewesen waren, und die wir auch persönlich mochten, haben kurz vor Ende der Produktion für „Life Guard“ geschlossen das Label gewechselt. Weil wiederum das Label den Kurs gewechselt hatte, um auf den Crossover-Zug aufzuspringen. Da haben wir nicht mehr dazu gepasst, und wurden „freundlich gefeuert“. Wir waren so schnell raus aus dem Business wie wir reingekommen waren. Nach 6-7 anstrengenden Jahren und mehreren Besetzungswechseln fühlten wir uns wieder bei null. Wir waren einfach alle, und hatten auch unterschiedliche Pläne.
W: BLIND waren vier, STEREOHOOLS waren zwei und SEDLMEIR ist allein - ein Zerfallsprozess. Hält es mit dir keiner aus oder ist diese Entwicklung der Profitmaximierung eines Kleinkünstlers geschuldet?
SEDLMEIR: Das trifft beides zu, mit mir hält es niemand aus, und ich will die Gage alleine haben, weil ich mir vielleicht ein Moped kaufen will. Außerdem macht es mir viel mehr Spaß als erwartet, alleine unterwegs zu sein. Ich wollte eigentlich nur einmal im Leben ein Solo-Album aufnehmen. Jetzt sind es schon sieben, und eine EP.
W: Apropos Profitmaximierung. Angeblich soll es Teil des STEREOHOOLS-Konzeptes gewesen sein, "alle Songs ausschließlich auf Musik-Kassette zu veröffentlichen und über Autobahn-Raststätten zu vertreiben" (wikipedia). Da hätte was draus werden können. Allerdings hätte man es dann als CD-Beilage für Pornos aufziehen müssen. Das hätte ein Renner bei den Truckern werden können. Wieso seid ihr darauf nicht gekommen?
SEDLMEIR: Wir sind ja darauf gekommen. Aber wir hatten keine Lust, das umzusetzen. Das wäre uns einfach zu viel Arbeit gewesen. Und Arbeit ist ja bekanntlich scheiße. Außerdem brachten wir erstmal nur Kassetten heraus, und die waren einfach zu dick als Beilage für solche Hefte.
Und weiter geht’s im Video-Interview:
Am Ende lautet die Bilanz: Einen ehrlichen Mann kann niemand auf die Knie zwingen. Er kam, sang und siegte. Lieber Henning, Du hast auf dem anschließenden Gig im LYDICKE den Abend gerockt. Und dafür danken wir Dir!
Aktuelles SEDLMEIR-Album: "Senioren gegen Faschismus" (Weltgast)
Fotos: Didi, Claudi & Comagirl