Drei Athener beseelen den Blues-Rock
Wenn selbst die lebende Rock-Legende Jack White von einer Band dermaßen begeistert ist wie von ALABAMA SHAKES, dann steht auch bald der Ruhm vor der Tür. Das aktuelle Album soll mir nun verraten, wie die Chancen stehen, dass dieser länger als die besagten 15 Minuten anhält. Auf das Urteil MTVs, das die Band auf die „Liste der 2012 zu beobachtenden Bands“ setzte, möchte ich vorerst nichts geben.
Das Trio aus Athen (das in Alabama) eröffnet die Platte direkt mit der Singleauskopplung „Hold On“, die mit bluesigem Geklimper
auf einem entspannten Beat beginnt. Die soulig-rauchige Stimme von Sängerin Brittany Howard ziert die Strophe wohlklingend, nur der lang gezogen gesungene Titel des Songs im Chorus mag mir nicht recht gefallen. Erst gegen Schluss, als sie mehr aus sich heraus geht und das Arrangement sich was traut, wird’s richtig warm. Auch die folgenden Nummern wurden nach einem ähnlichen Rezept gekocht, das bodenständige Riffs, geradlinige Drums und kräftigen, dafür wenig mit einzigartigen Melodien bestückten Gesang auf einem saftigen Bass vereint. Der Vintage-Mix der Scheibe fühlt sich an wie ein Kaminfeuer in schwarz-weiß – gemütlich und nostalgisch. Neben dem Titelsong empfinde ich die ruhige Abwechslung „Going To The Party“ sowie den Abschluss „On Your Way“ als Highlights dieses Release.
Momentan bin ich mir unschlüssig, ob ALABAMA SHAKES wirklich der beschworene, große Durchbruch in Radio und TV gelingen wird. Die Platte ist ein schickes Stück, bei dem man stolz sein kann, es zu besitzen. Doch das Genre Blues-Rock mit einem Schlag Soul findet in der Atzen-Generation leider nur in seltenen Ausnahmen à la WINEHOUSE regen Anklang. Abhilfe schafft es da, ausgewählte Tracks geschickt in einschlägigen TV-Serien zu platzieren oder in einer verkorksten Werbung dahinplätschern zu lassen. Nein, ganz ehrlich: Eine Band solchen Kalibers hat diese Art von 15-Minuten-Ruhm nicht nötig. Ich gönne der Gruppe nachhaltigen Erfolg.
(Rough Trade/Indigo – VÖ: 09.04.2012)